Hacker School@home

Programmier-Workshops für Kinder und Jugendliche

14.08.2020 von Susanne Köppler
Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass das neue, digitale Konzept der Hacker School, die Hacker School@home, in Rekordzeit umgesetzt wurde.
In der Hacker School lernen Kinder und Jugendliche seit 2014 das Programmieren.
Foto: fizkes - shutterstock.com

In Zeiten von Home Schooling, Home Office und Remote Work ist es wichtig, dass sich auch Kinder bereits früh mit Technologien und der digitalisierten Welt auseinandersetzen. Die Hacker School hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen digitale Bildung und Programmierkenntnisse nahezubringen. Mit der Hacker School@home ging sie nun kurzfristig den digitalen Weg. Die Entwicklung insbesondere der letzten Monate beschreibt Geschäftsführerin Julia Freudenberg in der Bewerbung zum DIGITAL LEADER AWARD 2020, die von der Jury mit einem tollen dritten Platz in der Kategorie SOCIETY prämiert wurde.

Seit 2014 veranstaltet die Hacker School in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen und teilweise ehrenamtlichen IT-Fachkräften Workshops primär für Kinder und Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren. In diesen Schulungen konnten die Kinder bisher anhand verschiedener Aufgaben und unter der Anleitung von IT-Spezialist:innen das Programmieren ausprobieren und eigene Projekte umsetzen.

Julia Freudenberg nahm die Urkunde für den fantastischen dritten Platz entgegen.
Foto: Hacker School

Seit 2017 arbeitet der gemeinnützige Verein mit hauptamtlichen Mitarbeitern. "Wir wollen junge Menschen unterstützen, durch digitale Mündigkeit ihre eigene, digitale Zukunft zu verstehen und mitzugestalten", erklärt Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School ihre Motivation. In den letzten sechs Jahren konnten so bereits mehr als 8.500 junge Menschen einen Einblick ins Programmieren und in die Welt der IT erlangen.

Für 2020 plante der gemeinnützige Verein Workshops und Schulungen mit mehr als 15.000 Teilnehmern in über 90 Städten durchzuführen. Bis 2023 sollte die Hacker School in allen 600 deutschen Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern angeboten werden.

Keine Präsenzveranstaltungen aufgrund der Corona-Krise

Als im März 2020 die Corona-bedingten Einschränkungen griffen, lag dieses Ziel auf einmal in weiter Ferne. Präsenzveranstaltungen in Wirtschaftsunternehmen, die der Hacker School bis dato als "Schulgebäude" dienten, mussten schweren Herzens abgesagt werden und es galt ein neues Konzept zu finden, um auch unter den herrschenden Bedingungen Kindern und Jugendlichen Zugang zu den Angeboten der Hacker School zu ermöglichen.

"Da wir mit der Hacker School die Vision verwirklichen wollen, dass jedes Kind einmal programmiert haben soll, bevor es sich für einen Beruf entscheidet, war klar, dass wir unbedingt ebenfalls ein digitales Angebot schaffen wollten", erzählt Freudenberg. Aufgrund der Idee, die Hacker School auch Kindern und Jugendlichen in ländlichen Gegenden anzubieten, dachte man also bereits vor der Pandemie an ein räumlich unabhängiges Konzept.

Kurzfristige Umsetzung des Konzepts "Hacker School@home"

Die Umsetzung der digitalen Hacker School, also der Hacker School@home, war ursprünglich für Mitte 2020 geplant. Als sich im Februar 2020 abzeichnete, dass die für den Rest des Jahres geplanten Veranstaltungen wohl nicht so stattfinden können, wie man es sich gewünscht hätte, entschied Freundenberg, die Umsetzung der Hacker School@home vorzuziehen. Kurzfristig wurden die zu transformierenden Erfolgsfaktoren - Freundenberg nennt sie die "analogen Kernfaktoren" - wie die Zusammensetzung, der zeitliche Umfang und die bedingungslose Begeisterung, definiert und in ersten Gesprächen die Akzeptanz vollständig digitaler Formate eruiert.

Der spürbare Bedarf der Kinder und Jugendlichen erzwang in dieser Zeit auch schwere Entscheidungen. Zeitweise musste zwischen Perfektion und Umsetzungsgeschwindigkeit abgewogen werden. Im Ergebnis sagte die Hacker School alle geplanten Präsenzveranstaltungen bis auf weiteres ab und entschied sich einstimmig dafür, vorübergehend ausschließlich digitale Formate in Form der Hacker School@home anzubieten.

Pilotprojekt bereits Ende März 2020

Nachdem die ersten Unternehmen Anfang März die geplantetn Veranstaltungen abgesagt hatte und sowohl Teilnehmer:innen als auch Organisatoren der Hacker School in eine kurze Schockstarre verfallen waren, war für Freudenberg und ihr Team klar: "Wir wollen unbedingt eine alternative Lösung anbieten!" Als am 16. März 2020 dann die Schulen geschlossen wurden, konnte die Hacker School innerhalb von fünf Tagen den Prototyp der Hacker School@home umsetzen: Am 19. und 20. März fand die erste Session statt. Zwei ITler und acht Teilnehmer:innen trafen sich in einem ZOOM-Call und programmierten gemeinsam Würfel, Thermometer und Spiele.

Aufgrund des großen Erfolgs dieser ersten Hacker School@home - das Feedback der Teilnehmer:innen war überragend und die Warteliste für diese Session umfasste fast 100 Kinder und Jugendliche - entschied das Team um Freudenberg, diese neue Form der Hacker School nicht nur weiterzuführen, sondern auch weiterzuentwickeln.

"Jede Idee ist erlaubt, der Innovationsdruck der Krise ist eine riesige Chance"

Technologisch setzt die Hacker School@home auf eine Kombination bestehender Standards. Für die Sessions selbst wird Zoom mit einem für Kinder und Jugendliche angepassten Datenschutzkonzept genutzt. Andere Sessions werden im 3D-Learnspace von WBS durchgeführt, wo sich ITler und Teilnehmer:innen als Avatare treffen. "Dieses Setting wird von den Kids als Realitätsäquivalent zum Firmenbesuch anerkannt. So gesehen wird hier also nach wie von in einem Unternehmen programmiert", beschreibt Freudenberg die Parallelen zwischen der analogen und der digitalen Hacker School.

Klassische Collaboration-Tools wie Microsoft Teams und GoToMeeting sowie GoToWebinar sind aktuell im Test. Zusätzlich arbeitet das Team der Hacker School an der Automatisierung der Prozesse zwischen CRM, Google Drive, der Webseite, dem Buchungssystem, Slack und anderen Kommunikationstools. Ziel ist es, die Weichen für einen umfassenden, nationalen Rollout der Hacker School@home zu stellen.

Um den Teilnehmer:innen auch didaktisch immer etwas Neues und möglichst an ihrer Lebensrealität Ausgerichtetes zu bieten, wird das Kursangebot stetig erweitert. Mit der "TikTokChallenge" oder "Bau Dein Instagram" werden insbesondere die allgemein zugänglichen Social Media Tools thematisiert. Auch Themen wie "KI für Kinder und Jugendliche" oder die Aufgabe, gemeinsam mit den Teilnehmer:innen die eigene Webseite zu erstellen, spielen eine Rolle und runden das Angebot ab.

Ein Angebot mit sozialer Bedeutung

Die Hacker School@home verschafft Kindern und Jugendlichen auch in Zeiten des Social Distancing Einblicke in die Welt der IT und des Programmierens. Die Faszination dafür sehen die Organisatoren der Hacker School sowohl im analogen wie auch im digitalen Umfeld. Die Verlagerung der Sessions und Workshops in den digitalen Raum und die Unabhängigkeit von Ort und Zeit öffnet nun auch Zielgruppen Zugang zu den Angeboten, die zuvor noch keine Berührungspunkte mit der IT oder dem Programmieren hatten. So ist beispielsweise auch der Anteil der weiblichen Teilnehmerinnen seit dem Rollout der Hacker School@home gestiegen.

Mit dem Format der Hacker School@home hat das Team rund um Freudenberg eine Möglichkeit gefunden, ihre Vision auch während der Corona-Krise weiterzuverfolgen. Die Teilnehmer:innen - mittlerweile programmierten bereits über 1.000 Kinder und Jugendliche in digitalen Sessions der Hacker School@home - sind begeistert und auch IT-Fachkräfte bieten reihenweise ihre Unterstützung an.

Das Konzept der Hacker School@home soll als weiteres Standbein und als eine mögliche Antwort auf den Bedarf an digitaler Bildung im ländlichen Raum auch dann beibehalten werden, wenn physische Treffen wieder möglich sein sollten. Durch den unkomplizierten Einstieg geht Freudenberg davon aus, dass sich außerdem Multiplikatoren und Firmen noch einfacher an die Hacker School heranführen lassen. Der kleine gemeinnützige Verein hat mit der Umsetzung der Hacker School@home in Rekordgeschwindigkeit nicht nur die Corona-Krise als Chance gesehen und genutzt, sondern leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur digitalen Bildung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.