Finanz-IT will 100 Millionen Euro sparen

Rationalisierungsdruck bei öffentlich-rechtlichen IT-Dienstleistern

25.07.2006 von Thomas Zeller
Die Finanz IT, ein IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe, hat ein neues Sparprogramm aufgelegt. Durch einen massiven Stellenabbau sollen die Kosten um mehr als 100 Millionen Euro gesenkt werden. Das Unternehmen reagiert damit auf die bevorstehende Fusion der Konkurrenten Sparkassen Informatik (SI) und IZB Soft. "Dieses Vorhaben führt natürlich dazu, dass wir effizienter werden müssen", sagt Finanz IT-Sprecherin Antje Mohr.

Das bedeutet, dass bis zum Jahr 2008 bis zu 600 Stellen gestrichen werden könnten. Das wäre mehr als jeder fünfte Arbeitsplatz. Im Moment beschäftigt der größte der verbliebenen drei IT-Dienstleister in der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe 2.744 Mitarbeiter, davon etwa 1.700 in der Zentrale in Hannover und gut 800 in Berlin. Die restlichen arbeiten an den Standorten Leipzig und Saarbrücken. Das Unternehmen wickelt den Datenverkehr von knapp 160 Sparkassen, fünf Landesbanken und fünf Landesbausparkassen ab.

Das Kostensenkungsprogramm diene der "strategischen Positionierung des IT-Dienstleisters". Die Finanz IT will ihre "Marktstellung ausbauen", heißt es in der offiziellen Mitteilung. Die zwei anderen IT-Dienstleister der Sparkassen, Sparkassen Informatik (SI) in Frankfurt und IZB Soft in München, verhandeln derzeit über eine Fusion. "Durch dieses Vorhaben erreichen unsere Wettbewerber Größenvorteile, die wir natürlich ausgleichen müssen," so die Finanz-IT-Sprecherin.

Seit Jahren vollzieht sich im öffentlich-rechtlichen Bankensektor eine beispiellose Konsolidierung unter den IT-Dienstleistern. Von ehemals rund zehn Rechenzentren sind nur noch die drei großen Anbieter: Finanz IT, Sparkassen Informatik (SI) und das Informatik-Zentrum Bayern (IZB Soft) übrig geblieben. Die SI und die IZB Soft planen seit Wochen einen Zusammenschluss, die Gesellschaftergremien beider Häuser haben bereits grünes Licht gegeben.

Zunehmender Wettbewerb

In dem Marktsegment werden die öffentlich-rechtlichen Systemhäuser bedrängt durch den härter werdenden Wettbewerb mit privaten Anbietern, darunter SAP, IBM und T-Systems. Die Informatiker der Sparkassen müssten ihre Kapazitäten zusammenlegen, um entsprechende Kosteneffekte aus der Abwicklung großer Datenmengen zu erreichen. Die Finanz IT konnte im vergangenen Jahr bei den Einnahmen nicht zulegen, die Gesamterlöse stagnierten bei 722,5 Mill. Euro nach 723,1 Mill. Euro in 2004.

Die Finanz IT ist 2003 aus der Fusion der hannoverschen Datenverarbeitungsgesellschaft dvg, der Datenverarbeitungsgesellschaft für ostdeutsche Sparkassen (dvs), der SIK (Saarland) sowie der Netzbetriebsgesellschaft nbg (Hannover) hervorgegangen und betreibt einen Rechenzentrenverbund, der laut Finanz IT zu den modernsten in Europa zählt. Gesellschafter und zugleich Kunden des Unternehmens sind Landesbanken und Sparkassen. Größte Anteilseigner sind der niedersächsische Sparkassenverband (16,5 Prozent) und die Nord/LB (15,6 Prozent).

Die Einsparungen aus der Fusion sollen sich nach Unternehmensangaben auf jährlich 73 Millionen Euro belaufen. Dieser Wert wurde nach Angaben von Finanz-IT-Sprecherin Mohr im vergangenen Jahr fast erreicht.

Obwohl fusionsbedingt Stellen verloren gingen, ist die Belegschaft der Finanz IT in den vergangenen Jahren gewachsen. Das war möglich, weil der IT-Dienstleister in dieser Zeit neue Kunden gewonnen hat, darunter auch die größte deutsche Sparkasse, die Haspa in Hamburg.