Widerstand gegen höhere Wartungskosten

SAP-Anwender drohen Software-Riesen

02.09.2008 von Alexander Galdy
SAP-Kunden wollen die geplante Preiserhöhung des Software-Riesen nicht kampflos über sich ergehen lassen. Sie warnen den Walldorfer IT-Anbieter davor, an seinem Kurs festzuhalten. IT-Abteilungen könnten künftig weniger auf SAP-Lösungen zurückgreifen.

Die SAP-Anwender gehen auf Konfrontationskurs mit dem Walldorfer Software-Unternehmen. Sie sind sauer wegen der angekündigten Preiserhöhungen bei den Wartungsleistungen. In einer Stellungnahme der Arbeitsgruppe SAP Wartung des Seestern IT Forums machen vier CIOs Eins klar: Höhere Gebühren werde man sich nicht einfach gefallen lassen.

SAP hatte Ende Juli angekündigt, ab Januar 2009 den bisher nur für Neukunden geltenden "Enterprise Support" auf alle Anwender auszuweiten. Die Servicegebühren sollen auf bis zu 22 Prozent im Jahr 2012 ansteigen, wie CIO berichtete.

Änderungspläne glatter Vertrauensbruch

Für die CIOs Johannes Truttmann von der Krombacher Brauerei, Werner Schwarz von Gerolsteiner, Christian Graszt von Knüppel Verpackung und Matthias Burgardt von Nordenia IT Services sind die Pläne von SAP nicht akzeptabel. Sie gehen sogar noch weiter: Die IT-Verantwortlichen bezeichnen in ihrer Stellungnahme die einseitige Änderung der zentralen IT-Leistungen und die massive Kostensteigerung als Vertrauensbruch.

Eine Kostensteigerung von fast 30 Prozent bei der Wartung stellt für die IT-Manager eine erhebliche Einschränkung in der Handlungsfreiheit dar. Bei neuen Investitionen müssen daher künftig sehr viel stärker die Folgekosten berücksichtigt werden, die durch die Wartung entstehen.

Die CIOs der Arbeitsgruppe SAP Wartung legen in ihrer Stellungnahme noch einen drauf. Darin heißt es: "Es ist sicher nachvollziehbar, dass wir auch bestrebt sein werden, die Gesamtausgaben für SAP besonders kritisch zu betrachten." Wenn jetzt Unternehmen den Schulterschluss suchten, um ihre Entrüstung zu zeigen, sei dies ein deutliches Warnsignal.

Die Änderung der Wartungsleistungen durch SAP entspricht nicht dem Bedarf der Anwender, heißt es weiter. Der Mittelstand erwartet vielmehr ein variables Wartungsmodell, dass zu seinem Geschäft passt.

SAP: IT-Landschaften der Anwender immer komplexer

Auch die Begründung von SAP für die angekündigten Änderungen geht an der Sache vorbei, so die Arbeitsgruppe. Der Software-Anbieter macht die steigende Komplexität der IT-Landschaften seiner Kunden dafür verantwortlich.

Die Anwender halten dem entgegen: "Als Anbieter von zentralen Systemen wie ERP, CRM oder BI liegt es gerade in den Händen von SAP, dieser Komplexität durch geeignete Produkte und Systemarchitekturen entgegenzuwirken." Schließlich hätte das SAP-Marketing gerade das im Zusammenhang mit E-SOA versprochen.

Die CIOs erwarten einen partnerschaftlichen Dialog mit SAP. Ziel dabei müsse es sein, angemessene Wartungsleistungen zu definieren. Außerdem wünschen sie sich Produkte, die einen echten Mehrwert für den Kunden generieren.

An diesem Mittwoch wollen sich Vertreter von SAP und mehrer Unternehmen zu einem Krisengespräch treffen. Der Software-Anbieter hofft darauf, die Anwender vom neuen Modell zu überzeugen. Es ist allerdings mehr als fraglich, ob ihm das gelingt.

Das Seestern IT Forum ist eine Interessengemeinschaft von Software-Anwendern in Deutschland. Initiator der Plattform ist Axel Suse. Sein Unternehmen Susensoftware handelt mit gebrauchten Software-Lizenzen von SAP und Microsoft.