Gehälter

SAP-Berater: 100.000 Euro nach fünf Jahren

19.01.2024 von Julia Vobker-Staudt
Ein SAP-Berater mit Spezialwissen und Projekterfahrung kann ein höheres Gehalt beziehen als manche Führungskraft. Vor allem SAP-Berater mit speziellen Logistik-Kenntnissen, Erfahrung in HCM-Payroll, Hybris oder SucessFactors sind gefragt.
Senior-SAP-Berater, die sich auf aktuelle Themen wie HANA spezialisiert haben, gehören zu den Spitzenverdienern.
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Schon junge SAP-Berater ohne Projekterfahrung können Jahresgehälter zwischen 40.000 und 50.000 Euro erzielen. Innerhalb kurzer Zeit steigen die Bezüge weiter, nach drei bis fünf Jahren ist ein Jahresverdienst von 80.000 bis 100.000 Euro zu erreichen. Doch wovon hängt die Gehaltsentwicklung ab?

Thomas Biber, Geschäftsführer der auf das SAP-Umfeld spezialisierten Personalberatung Biber & Associates, erläutert, welche Faktoren ein hohes Gehalt begünstigen: "Vor allem fundiertes Spezialwissen und Projekterfahrung idealerweise in Verbindung mit Umzugsbereitschaft machen sich bezahlt." Die Reisebereitschaft habe laut Biber - auch für Jobs in Consultinghäusern - mit der Corona-Pandemie und der mittlerweile weit verbreiteten Homeoffice-Praxis, deutlich weniger Bedeutung. Dadurch haben auch SAP-Experten mit eingeschränkter Reisebereitschaft die Möglichkeit, erfolgreich ins Consulting zu wechseln, wo oft höhere Gehälter und Firmenwagenregelungen winken.

Nach über fünf Jahren SAP-Projekterfahrung liege der Jahresverdienst zwischen zwischen 70.000 bis 100.000 Euro, in Einzelfällen sogar über 100.000 Euro. Senior-SAP-Berater können ein Gehalt im sechsstelligen Bereich verdienen - insbesondere dann, wenn sie sich auf eines der besonders gut bezahlten SAP-Themen wie SAP HCM Payroll, SuccessFactors, Hybris oder speziellen SAP-Logistik-Themen spezialisiert haben.

Das gelte zwar auch für Berater mit Führungsverantwortung, dennoch würden sich Wissen und Erfahrung stärker auszahlen: "Die Top-Fachleute verdienen oft mehr als Führungskräfte", sagt Biber. Ob sich eine SAP-Laufbahn so lukrativ entwickelt, hängt stark von Branche und Expertenwissen ab. Und grundsätzlich von der Frage, ob der SAP-Berater inhouse in einem Unternehmen oder als externer SAP-Berater bei einem SAP-Beratungshaus angestellt ist.

S4/HANA oder SAP Logistik: Das Wissen zahlt sich für SAP-Berater aus

Erfahrung ist der eine Faktor, Expertentum im Sinne von Spezialwissen der andere. Als Beispiele für vom Markt stark nachgefragtes Spezialwissen nennt Biber Gehaltsabrechnung auf Basis von SAP HCM, Hybris und SuccessFactors sowie Kenntnisse in Finance- oder Logistikkomponenten wie beispielsweise SAP EWM, IS-Retail oder SAP PP-PI (Produktionsplanung Prozessindustrie).

Thomas Biber, Personalberater: "Ein SAP-HCM-PY-Berater mit sechs Jahren Berufserfahrung kann bis zu 100.000 Euro verdienen."
Foto: Thomas Biber

Berater, die mit diesen Kenntnissen ausgestattet sind, haben nicht nur eine große Jobauswahl, sie können auch Gehälter am oberen Ende der genannten Verdienstspannen erwarten. Inhouse-Berater, die in erster Linie koordinieren, bewegen sich dagegen auf einem engeren Stellenmarkt mit entsprechend geringeren Lohnsteigerungen.

FIORI, WebUI, SAP UI5: Das Wissen zahlt sich für SAP-Entwickler aus

Auch SAP-Entwickler und SAP-Basisadministratoren verdienen laut Biber im Inhouse-Bereich häufig etwas weniger als SAP-Applikationsexperten. Entwickler mit Kenntnissen in FIORI, WebUI, SAP UI5 oder anderen Themen rund um die Full-Stack SAP-Softwareentwicklung lliegen dagegen wieder etwas höher als ihre "Old-School"-Kollegen.

Die attraktivsten Gehaltspakete bieten eindeutig SAP-Beratungshäuser. "Erfahrene SAP-Senior-Berater verdienen in einem erfolgreichen Beratungsunternehmen mitunter mehr als ein IT-Leiter im gehobenen Mittelstand", sagt Biber. Da der Wechsel von der externen Beratung in eine Inhouse-Position oft mit einem Gehaltsverzicht verbunden sei, falle dieser Absprung schwer, auch wenn ihn sich so mancher wünschen würde.

Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie ist zudem im Consulting die Reisetätigkeit kein so kritischer Aspekt mehr. Viele Beratungshäuser geben sich laut Biber derzeit mit einer Reisebereitschaft von 50 Prozent oder gar noch weniger zufrieden, wo zuvor 80 bis 100Prozent gefordert wurden. Diese reduzierten Mobilitätsanforderungen machen Consultingjobs daher nun auch für Bewerber interessant, die bisher aufgrund familiärer Verpflichtungen nicht uneingeschränkt mobil waren.

Diese Branchen zahlen SAP-Berater am besten

Auch die Branche prägt die Gehaltsentwicklung stark. Hohe Margen im Kerngeschäft der Unternehmen schlagen sich auch im SAP-Beratergehalt nieder. Chemie und Pharma vergüten SAP-Berater am besten, gute Verdienstchancen eröffnen Banken, Versicherungen und die Luxusgüterbranche. Arbeitet ein externer SAP-Berater mit einer gefragten Spezialisierung für eine Branche, in der es gerade brummt, kann er nach fünf bis zehn Jahren mit 100.000 Euro und mehr rechnen. Große Unternehmen bezahlen oft besser als kleine.

Wie viel ein SAP-Berater verdienen kann, hängt wie in anderen Berufen auch von der Region ab: In den neuen Bundesländern ebenso wie in den weniger dicht besiedelten Regionen Westdeutschlands, zum Beispiel Niedersachsen, liegen die Einkommen der SAP-Experten deutlich unter denen im Süden und Westen der Republik: Hier stehen die Ballungsräume rund um Frankfurt am Main, München, Stuttgart, Köln und Düsseldorf an erster Stelle.

Personalberater Biber kalkuliert: "Ein SAP-HCM-PY-Berater mit fünf bis sieben Jahren Projekterfahrung kann auch ohne Führungsverantwortung bis zu 100.000 Euro und mehr verdienen, wenn er zum Beispiel bei einem renommierten Industrieunternehmen im Frankfurter oder Stuttgarter Raum arbeitet. Ein SAP-Berater mit demselben fachlichen Hintergrund kommt in einem Unternehmen aus dem Gesundheitswesen in Ostdeutschland auf einen Jahresverdienst von vielleicht 65.000 bis 70.000 Euro." Die Region und die Branche, in der ein SAP-Experte tätig ist, können also zu Differenzen von bis zu 50 Prozent führen.

Prämie: Je höher das Gehalt, desto höher der variable Anteil

Zu beachten sind aber auch die variablen Gehaltsbestandteile, die für viele Berater üblich sind. Personalberater Biber nennt als Faustregel: "Je höher das Gehalt, desto größer ist oft der Anteil der erfolgsbasierten Zulagen. Bei einem Gehalt von 100.000 Euro sind oft nur 70.000 Euro fix." Prämien in großem Umfang sind üblich, wenn SAP das Kerngeschäft darstellt, also vor allem in Beratungsunternehmen. Im Consulting gibt es manchmal Prämien in einer Höhe von bis zu 50 Prozent des Basisgehalts; 20 bis 30 Prozent erfolgsbasierte Zulagen sind weit verbreitet.

Der variable Anteil für Inhouse-SAP-Berater fällt dagegen mit bis etwa zehn Prozent deutlich niedriger aus, da diese Profis nicht im Kerngeschäftsfeld ihres Arbeitgebers beschäftigt sind. In vielen dieser Fälle ist das Gehalt fix, variable Zulagen kommen keine hinzu.

Beratungshäuser locken mit Firmenwagen

Auch die geldwerten Vorteile für den externen SAP-Berater sind nicht zu unterschätzen. Der Firmenwagen ist im Consulting oft von Anfang an Bestandteil des Gehaltspakets.Gerade junge SAP-Professionals sind nicht nur beruflich, sondern auch privat sehr mobil.

Da je nach konkreter Regelung Kosten für die private Nutzung des Wagens inklusive Wochenendfahrten und sogar Urlaube oft abgedeckt sind, ist auch dies ein erheblicher finanzieller Vorteil für einen Berater. "Wer nachrechnet, kommt bei intensiver privater Nutzung mit Benzin, Unterhalt und Wertverlust leicht auf 10.000 Euro pro Jahr oder mehr", sagt Biber. Außerdem würden manche Beratungshäuser mit sehr attraktiven und ungewöhnlichen Firmenwagen aus der Masse herausstechen. Für Inhouse Consultants gebe es dagegen nur selten Firmenwagen, da von ihnen praktisch keine Reisetätigkeit erwartet werde.

Lassen sich die Bezüge durch geschickte Gehaltsverhandlungen erhöhen? Biber sieht Möglichkeiten: "Personalentscheider haben entgegen weit verbreiteten Vorstellungen kein Interesse, Bewerber beim Gehalt möglichst weit herunterzuhandeln. Routinierte Personaler gehen davon aus, dass die Bewerber dann die Stelle entweder nicht antreten oder von Anfang an frustriert ins neue Unternehmen kommen." Die in einer Bewerbung genannte Gehaltsvorstellung wird also auf Seiten der Unternehmen sehr ernst genommen.

Biber rät Bewerbern aber zu Augenmaß: Es sei falsch, mit einer möglichst hohen Summe in die Verhandlungen einzusteigen, um sich dann mit dem Gesprächspartner "irgendwie in der Mitte" zu einigen. Die Konsequenz einer unrealistischen Forderung sei, dass Arbeitgeber die Bewerber nicht einlüden und diese dann auch keine Chance erhielten, ihre Stärken zu präsentieren.

Gehaltsverhandlung: Die Trümpfe ausspielen

Vielmehr sollten Kandidaten mit realistischen Gehaltsvorstellungen in die Gespräche gehen und dann herausfinden, welches Wissen, welche Soft Skills und Fähigkeiten der Arbeitgeber als besonders wichtig in der zu besetzenden Position erachtet. Dazu gehören auch Sprach- oder Branchenkenntnisse. Der Bewerber sollte selbstkritisch prüfen, in welchem Umfang er diese Punkte erfüllt. Die Felder, auf denen er glänzen kann, sollte der SAP-Berater in den Gehaltsverhandlungen noch einmal einzeln ansprechen und darstellen, warum ihn diese Punkte zum geeigneten Bewerber für diese Position machen.

"Spielen Sie hier Ihre Trümpfe Punkt für Punkt aus", rät Biber. Denn Bewerber, die mit einem realistischen Gehaltswunsch in die Verhandlungen einsteigen, die erforderlichen Qualifikationen wirklich nachweisen können und dann geschickt auf ihre Stärken hinweisen, können durchaus ein Angebot erhalten, das die ursprüngliche Planung des Unternehmens übersteigt.