Lizenzumsatz bricht ein

SAP hat zu viel Speck angesetzt

09.02.2009 von Andreas Schaffry
Beim Software-Konzern SAP sind die Lizenzerlöse eingebrochen. Die Marktforscher von Pierre Audoin Consultants (PAC) sehen darin ein Signal für den gesamten deutschen Software-Markt im Jahr 2009. Der Verkauf von Lizenzen soll zweistellig zurückgehen.
Laut PAC-Analystin Lynn Thorenz werden im Jahr 2009 zwischen zehn und 20 Prozent Software-Lizenzen weniger verkauft. Der Markt soll sich erst Ende des Jahres erholen.
Foto: PAC

SAP kann im Geschäftsjahr 2008 insgesamt auf gute Zahlen zurückblicken. Doch auch der Software-Konzern bleibt von der Krise nicht verschont. Der Auftragseinbruch im Schlussquartal 2008 kam überraschend und hat SAP hart getroffen. Begriffe wie Kostensenkungen und Margensicherung stehen nun im Vordergrund.

Laut Lynn Thorenz, Analystin beim Marktforscher PAC, leidet SAP zwar unter der Auftragsflaute, hat jedoch bislang beim Krisen-Management vieles richtig gemacht. So wurden die notwendigen Kostenreduzierungen rechtzeitig vorgenommen. Jedoch hat SAP hat in den letzten Jahren Speck angesetzt und ist etwas träge geworden. Zudem war der Konzern bisher sehr stark auf Technologien fixiert.

SAP ist zu träge geworden

Léo Apotheker, der künftig alleiniger SAP-Vorstandssprecher sein wird, hat vor kurzem angekündigt, den Software-Konzern durch Lean Management agiler und flexibler zu machen. Diese Maßnahme hält Thorenz grundsätzlich für richtig.

„SAP ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und hat daher wie viele Unternehmen auch Potenziale für Kosteneinsparungen“, so Thorenz.

Dieser „Kulturwandel“ geschehe nicht abrupt, sondern sei unabhängig von der Krise in den letzten zwölf Monaten von der bisherigen Doppelspitze Kagermann und Apotheker vorbereitet worden. Wichtige Impulse liefere auch die Integration von Business Objects, die aus Sicht von Thorenz bisher erstaunlich gut läuft.

Die Krise erfasst alle

Nicht nur SAP, auch andere Software-Anbieter am deutschen Markt wie Infor, Lawson oder Microsoft haben derzeit schlechte Verkaufszahlen und senken die Kosten. Der Grund: Viele Anwender-Unternehmen in Deutschland leiden unter der Krise, andere sind verunsichert.

Das führt dazu, dass selbst bereits bewilligte Software-Projekte entweder erst einmal gestoppt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Hinzu kommt, dass derzeit die Finanzierung neuer Projekte sehr problematisch ist, denn Banken vergeben kaum Kredite.

„Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2009 deutlich weniger ERP-Software-Lizenzen verkauft werden“, erklärt Thorenz. Sie rechnet damit, dass sich der Markt gegen Ende des Jahres 2009 wieder erholen wird.

Der Markt konsolidiert sich

Durch die Krise wird sich nach Einschätzung von Thorenz auch der Software-Markt weiter konsolidieren. Die SAP hält beispielsweise weiter an ihrem Ziel von 100.000 Kunden im Jahr 2010 fest.

SAP muss zukaufen

Durch ein rein organisches Wachstum lässt sich diese Kennzahl nicht erreichen, sondern nur durch eine größere Übernahme. Was mögliche Übernahmekandidaten angeht, könne man laut Thorenz derzeit nur spekulieren.