Abkehr vom organischen Wachstum

SAP kauft Business Objects - überfälliger Strategiewechsel?

08.10.2007 von Christiane Pütter
Bisher waren SAP und Erzrivale Oracle stets als ungleiches Duo aufgetreten: Oracle kaufte eine Firma nach der anderen, SAP setzte auf organisches Wachstum. Jetzt kündigen die Walldorfer ihrerseits an, für 4,8 Milliarden Euro Business Objects kaufen zu wollen. Die Analysten sind geteilter Meinung.
SAP-Chef Henning Kagermann greift tief in die Tasche.
Foto: SAP

So lästert Trip Chowdry von Global Equities Research, der Schritt hätte "schon vor drei Jahren" passieren müssen. Die Übernahme der französisch-amerikanischen Software-Firma werde im Konkurrenzkampf mit Oracle wenig bringen.

Das sieht Frank Naujoks, Research Manager Software bei IDC, anders. Schließlich holt sich SAP mehr als 40.000 neue Kunden ins Boot. "Das angekündigte Ziel, bis 2010 auf 100.000 Kunden zu kommen, wird damit deutlich realistischer", sagt er. Business Objects ist in der Sparte BI (Business Intelligence) aktiv - ein Gebiet, dem von verschiedensten Marktforschungsunternehmen Potenzial zugesprochen wird.

Hennig Kagermann ficht die ganze Diskussion nicht an. Er will klargestellt sehen, dass die für das erste Quartal 2008 angekündigte Übernahme die Ergebnisse zwar zunächst schwächen wird, sich aber schon 2009 positiv auswirken soll.

IDC-Analyst Naujoks hält es für möglich, dass beispielsweise durch Standardisierung im Back Office oder durch Umschichten und Einsparen bei den Entwicklungskapazitäten Synergien geschaffen werden können.

Eines jedenfalls steht fest: Hatten die Walldorfer sich von Oracles Einkaufstour bisher betont unbeeindruckt gezeigt, kann der jetzt angekündigte Schritt als Strategiewechsel begriffen werden. In die bis dato ausgegebene Prämisse vom organischen Wachstum mit gelegentlichen kleineren Zukäufen passt eine Fast-Fünf-Milliarden-Übernahme nicht hinein.

Für das Geld bekommt SAP den - nach eigenen Worten - klaren Marktführer im Bereich Business Intelligence (42.000 Kunden in über 80 Ländern weltweit). Die Software-Lösungen von Business Objects unterstützen bei der Steuerung von Geschäftsprozessen. So werden sie zum Beipiel zur Finanz- und Rentabilitätsanalyse oder für Management-Dashboards und -Scorecards sowie zur zur Erfolgskontrolle in Marketing und Vertrieb genutzt.

Hintergrund Hyperion

Als Ursache für den Richtungswechsel bei SAP gilt unter Branchen-Insider Oracles spektakulärer Hyperion-Kauf in diesem Frühjahr. Weil die Produkte von Hyperion auf SAP aufsetzen, sahen Analysten SAP seinerzeit bereits unter Druck.