Siemens Medical Solutions

Sauber dokumentiert

02.06.2004 von Heide Witte
Genehmigung, Produktion und Wartung von Medizingeräten protokolliert in der Siemens-Sparte Medical Solutions ein CMS. Dabei fließen die Produktdaten aus dem Back-End direkt in einen Online-Katalog.

Die Datenmenge ist gewaltig: Weltweit sind derzeit mehr als 40.000 Web-Seiten von Siemens Medical Solutions online. Als einer der weltweit größten Anbieter im Gesundheitswesen deckt das Erlanger Unternehmen ein großes Spektrum ab: von bildgebenden Systemen für die Diagnose und Therapiegeräten für die Behandlung über die Audiologie bis hin zu IT-Lösungen. "Der Web-Auftritt soll und kann dabei nicht den persönlichen Vertriebsbeauftragten ersetzen, da es sich beim Kauf unserer Produkte um langfristige Investitionen handelt", erklärt Georg Heidenreich, Solution Architect im Projekt "siemensmedical.com". Vielmehr soll die Website den Vertrieb im "Presales-Bereich entlasten und Kunden bei Entscheidungen unterstützen".

Dazu können Krankenhausleiter und Ärzte in "Showrooms" online Fallstudien verfolgen, Fragen stellen oder Feedback geben. Der Überblick über Struktur, Inhalte und Dokumentationspflichten lässt sich nur mit einem Content-Management-Systems (CMS) bewahren. "Unsere Kundschaft ist sehr anspruchsvoll", erklärt Heidenreich. "Permanente Verfügbarkeit und Performance der Site sind oberste Prinzipien."

Als CMS setzt Siemens die Software "Teamsite" von Interwoven und eine kombinierte Workflow-Engine ein. Die Lösung integrierte Heidenreich in die IBM Websphere Commerce Suite, die auf dem Websphere-Applications-Server basiert. Um die Hardware, deren Administration und Standardaufgaben wie Backups kümmert sich ein eigenes Rechenzentrum. "Seit 2000 wird das CMS im Halbjahresabstand kontinuierlich erweitert", so Heidenreich. Probleme mit der Leistung und Verfügbarkeit konnten bislang auch in extremen Situationen "und ohne Absturz" vermieden werden.

Freigabeprozesse genau dokumentiert

"Die Informationen für den detaillierten OnlineProduktkatalog stammen aus dem Back-End, einem SAP-System, das die Produktstammdaten enthält. Die Produkte sind dabei nach Technologie und medizinischer Disziplin angeordnet", sagt Heidenreich. Hat die Katalogabteilung die Stammdaten zentral in SAP definiert, kommt die Content-Management-Mannschaft zum Zug. Bei diesen Teams handelt es sich um die Marketingabteilungen in weltweit 15 verteilten Organisationen. Sie betreuen die Produkt- und Unternehmensinformationen und verantworten das komplette Daten-Management des Internetauftritts.

Aufgrund der Web-Architektur der Teamsite-Schnittstelle benötigen die Mitarbeiter lediglich einen Webbrowser. Daher können die rund 200 Kollegen in den verschiedenen Marketingabteilungen mit geringem Aufwand Inhalte ein- und freigeben. Die integrierte Workflow-Engine ermöglicht einen Freigabeprozess mit genauer Dokumentation aller für die Inhalte verantwortlichen Personen. Das CMS erlaubt auch die synchrone Pflege themengleicher, aber anderssprachiger Inhalte. Zudem bietet es neben einer Versionierungsfunktion für das Erstellen einer Änderungshistorie Blockierungs-Mechanismen, die beim zeitgleichen Arbeiten an Inhalten Überschneidungen verhindern.

Auch länderspezifische Gesetze berücksichtigt das System. So verlangt beispielsweise die amerikanische Federal Drug Administration von Dokumenten-Management-Systemen, dass sich Zugriffsrechte individuell festlegen lassen, die Daten manipulationssicher sind und Freigaben von Dokumenten und Produkten zu erfassen sind. Außerdem müsse mittels elektronischer Unterschrift jederzeit nachvollziehbar sein, wer für welchen Arbeitsschritt verantwortlich gezeichnet hat.

Die Organisation schreibt selbst die lückenlose Dokumentation der Produktionsprozesse vor, die den Web-Auftritt betreffen. "Das bezieht sich auf jedwede Kombination aus Text, Grafik, Daten, Audio- und Bildaufzeichnung sowie andere Informationsdarstellungen in digitaler Form, die mittels eines Computer-Systems erstellt, geändert, gepflegt, gespeichert, abgerufen oder verteilt werden", zitiert Heidenreich den Gesetzestext. Außerdem hat der Medizintechnikanbieter die Ländermärkte getrennt. "Wenn ein Kunde beispielsweise von der deutschen Web-Adresse auf den amerikanischen Markt wechselt, so muss er kurz bestätigen, dass er weiß, dass er sich jetzt quasi in einem anderen Land befindet. Dann kann er im Angebot navigieren, ohne weiter eingeschränkt zu werden."

Bei einem derart komplexen CM-System führt für Heidenreich nur ein evolutionäres Einführen zum Erfolg. Dabei genießen für den Siemens-Solution-Architect Merkmale wie Verfügbarkeit, Sicherheit und Erweiterbarkeit mindestens einen ebenso hohen Stellenwert wie die Funktionsvielfalt. "Mit Versprechungen für hochgestochene Funktionen haben wir uns zurückgehalten", erzählt Heidenreich.

Gerade bei der Funktionsvielfalt kann sich Siemens Med keinen Stillstand erlauben, weshalb es "alle halbe Jahre einen Funktions-Hub" gibt. Zu den nächsten Schritten gibt sich Heidenreich aber bedeckt und nennt nur ein Ziel: "die noch engere Back-End-Integration mit vielseitigeren E-Commerce-Funktionen". Auch beim Aufwand hält sich er zurück. Nur so viel: Die Aufwände für solch komplexe Projekte - in verschiedenen Zeitzonen und Kulturen - seien extrem hoch. "Unsere Belohnung und Erfolgsmesser sind die Visits, die kann man gut messen. Und bei rund 700.000 Page Views im Monat kann ich sagen: Es lohnt sich."