Vielen Firmen fehlen Strategien zum Umgang mit Ausfällen

Schwachstelle Mail-Server

21.02.2008 von Nicolas Zeitler
Auf einen Ausfall ihrer Mail-Systeme sind viele Unternehmen schlecht vorbereitet. Weniger als die Hälfte kann mit ausgearbeiteten Plänen aufwarten, um bei solchen Zwischenfällen ein Weiterlaufen des Betriebs sicherzustellen. Eine vorausschauende Strategie, die Probleme beim Aussetzen des Servers gar nicht erst aufkommen lassen soll, hat sogar nur jedes fünfte Unternehmen. Das enthüllt eine Befragung für die Business-Plattform Applicationcontinuity.org.

Die Autoren der Studie wollten wissen, ob Firmen die Kontinuität ihrer E-Mail-Dienste in annehmbarem Maße sicherstellen können und ob sie genügend darauf vorbereitet sind, Störfälle auf diesem Gebiet zu beheben. Speziell der Umgang mit dem Exchange Server von Microsoft stand im Fokus der Umfrage.

29 Prozent der Unternehmen, die Exchange Server einsetzen, haben demnach nur einen Microsoft Exchange Server in Betrieb. Aus Sicht der Verfasser ein überraschendes Ergebnis. Denn diese Betriebe sind besonders verletzlich bei Ausfällen des Mail-Systems, weil ihnen ein Backup-Server fehlt. Beunruhigend ist der Studie zufolge, dass dies nicht nur auf kleine Firmen zutrifft. In den Firmen, die nur ein Exchange-System betreiben, muss dieses im Durchschnitt 558 Anwender bedienen. Auch viele Mittelständler setzen sich demzufolge dem Ausfallrisiko aus.

Mehr als die Hälfte der Befragten hat zudem nicht einmal einen Plan zur Disaster Recovery in der Schublade oder hält Lösungen vor, um seine Systeme hochverfügbar zu machen. Von den Firmen wiederum, die Hochverfügbarkeits-Lösungen einsetzen, baut nur jede fünfte auf eine Exchange-spezifische Lösung. Am häufigsten genannt wurden die Produkte Teneros, Microsoft Clustering, Neverfail for Exchange und Message One.

19 Prozent aller Befragten setzen derzeit noch keine Hochverfügbarkeitslösung ein, planen aber, dies künftig zu tun. Jeder dritte Betrieb aus dieser Gruppe hat derzeit aber noch keine Vorstellung, welche Lösung für ihn in Frage kommt.

Dass so viele Firmen aus Sicht von Applicationcontinuity.org ungenügende Vorkehrungen treffen, ist der Umfrage zufolge schwer verständlich. Schließlich sehen 95 Prozent die E-Mail-Kommunikation als unentbehrlich für ihren Geschäftsbetrieb an. Die elektronische Post ist für Mitarbeiter das Kommunikationsmittel Nummer eins. Schon die kleinste Unterbrechung kann sich aufs Geschäft auswirken, so die Studienautoren. Unterbrechungen im Mail-Verkehr können zum Beispiel die Produktivität von Anwendern einschränken, die im CRM tätig sind. Vor allem in Branchen, in denen das Motto "Zeit ist Geld" gilt, kann es für ein Unternehmen auch handfeste Verluste nach sich ziehen, wenn Mails verspätet oder nicht zugestellt werden - etwa bei Finanzdienstleistern. Nicht außer Acht zu lassen sind der Befragung zufolge auch die Kosten, die die Fehlerbehebung durch die IT-Abteilung verursacht.

Umdenken gefordert

Als Konsequenz aus der Erhebung fordern die Autoren nicht weniger als ein Umdenken in Unternehmen. Statt Disaster Recovery sei Disaster Avoidance gefragt. Firmen dürften sich nicht darauf beschränken, auf Pannen zu reagieren, sondern müssten vorausschauend vorgehen.

Erhoben wurden auch einige Daten speziell zum Einsatz von Microsofts Exchange Server. Auf dieses System umsteigen wollen neun Prozent der Betriebe, die derzeit mit einer anderen Lösung arbeiten. Im Durchschnitt haben diese Firmen vor, im dritten Quartal auf Exchange 2007 zu migrieren. Die größte Zahl an Migrationen ist nach der Befragung schon im zweiten Quartal dieses Jahres zu erwarten.

Virtualisierung wird wichtiger

In einer virtualisierten Umgebung nutzt derzeit jedes fünfte Unternehmen den Exchange Server. Diese aus Sicht der Studienautoren niedrige Quote rühre daher, dass auf dem Markt das Bewusstsein für die Vorteile einer Virtualisierung noch nicht in Gänze vorhanden sei. Mit dem Umstieg auf Exchange 2007 werde dieses Thema allerdings vielerorts an Bedeutung gewinnen.

Spezielle Lösungen zur Compliance sind laut der Befragung vor allem für Finanzdienstleister und Betriebe aus der Rechtsberatung von Bedeutung. Branchenübergreifend benötigen 44,5 Prozent der Exchange-Anwender solche Lösungen.

Veröffentlicht wurde die Untersuchung unter dem Titel "Exchange Continuity Plans Miss the Mark". 434 Entscheider aus Firmen aller Größenordnungen nahmen an einer Befragung übers Internet teil. 97 Prozent der Unternehmen sind in den USA angesiedelt. 60,4 Prozent von ihnen arbeiten mit Microsoft Exchange. In Auftrag gegeben hat die Befragung die Community Applicationcontinuity.org. Researchcorp.org hat die Studie durchgeführt. Sponsor war Teneros, ein Anbieter von Anwendungen zur Disaster Recovery für Microsoft Exchange. Den Befragten wurde nicht mitgeteilt, dass Teneros die Studie finanziert.