Neue Spam-Welle im Januar zielt auf Vorsätze fürs Jahr 2008

Spammer nerven mit "Schlankmachern"

21.02.2008 von Nina Gut
Die Urheber von unerwünschten Werbe-Mails schärfen ihren Geschäftssinn. Sie nutzen aktuelle Nachrichten und gute Vorsätze fürs Jahr 2008 als Aufhänger für Spam-Kampagnen. Angesichts der Kreditkrise locken sie mit "lukrativen" Finanzangeboten. Übergewichtige sollen mit schnellen "Schlankmachern" geködert werden. Diesen neuen Trend zeigen die aktuellen Analysen des Sicherheitsanbieters Message Labs.
Spams tarnen sich zurzeit gerne als angeblich "lukrative" Finanzprodukte.

Die Szene der Web-Betrüger ist mit bemerkenswerter Aggressivität ins Jahr 2008 gestartet, sagt Message Labs. Das gilt vor allem für Spammer. Ihre Strategie zielt darauf, die aktuellen und am weitesten verbreiteten Sorgen der Menschen für zwielichtige gewerbliche Zwecke auszunutzen. Hier erweisen sie sich als geschäftstüchtiger und reaktionsschneller denn je. Sie springen sofort auf alles an, was die Leute bewegt. Und Monat für Monat präsentiert sich eine neue Zielgruppe, die für ihre Kampagnen anfällig ist.

Verfahren gegen Aktien-Spammer zeigt Wirkung

Gestiegen sind vor allem die Spam-Mails mit Bezug zum Geldwesen, etwa die betrügerische Vermarktung von Finanzdienstleistungsprodukten, Gewinnspielen, Krediten und Job-Angeboten. Angesichts der Bewegung auf den Aktienmärkten wäre auch zu vermuten gewesen, dass im Januar die Belastung mit Aktien-Spam zugenommen hätte. Doch davon war nichts zu merken. Der Grund ist: Seit dem Verfahren gegen Alan Ralsky, den produktivsten aller Börsen-Spammer, ist das Aufkommen drastisch zurückgegangen.

Der Anteil von Börsen-Spam liegt bei nur noch zwei Prozent des gesamten Spams. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Message-Lab-Aufzeichnungen. Auch Werbe-Mails für gefälschte Markenuhren und andere Markenpiraterie sind rückläufig.

Im Januar stellte Message Labs zudem fest, dass eine neue Spielart von Online-Attacken auf dem Vormarsch ist: Suchmaschinen-Spam. Auf derartige Angriffe entfielen immerhin 17 Prozent der gesamten Junk-Flut. Web-Betrüger nutzen dabei meistens die Suchmaschinen von Google und Yahoo, um Internet-Nutzer auf ihre Websites zu locken. Sie betten aus Suchanfragen erzeugte Verknüpfungen in E-Mail-Nachrichten ein. Wer diese Links anklickt, landet jedoch nicht auf einer Ergebnisseite, sondern auf einer getürkten Web-Präsenz mit Spam-Inhalten.

Die Spam-Rate bleibt auf hohem Niveau: Im Januar lag sie bei 73,4 Prozent.

Traditionelle Lösungen zur Spam-Abwehr tun sich mit dieser Form betrügerischer Mail-Kampagnen bisher schwer. Denn selbst eine zuverlässige Identifikation von Links zu bekannten Junk-Websites bietet keine Handhabe gegen die neue Technik. Schließlich wäre es für Web-Anwender kaum zumutbar, wenn Anti-Spam-Tools plötzlich auch Suchmaschinen wie Google und Yahoo blockieren würden.

Der Löwenanteil entfällt wieder auf Text-Spam

Eine weitere Erkenntnis der Auswertungen: Der Löwenanteil des Spams besteht wieder aus Text-Nachrichten oder basiert auf HTML. In den vergangenen sechs Monaten hat sich das Aufkommen an Text-Spam schlagartig verdoppelt. Im Sommer 2007 machte er noch 30 Prozent aller Schrott-Mails aus, jetzt sind es schon 60 Prozent.

Für andere Arten unerwünschter Werbe-Mails, zum Beispiel Image-Spam, war die Tendenz dagegen rückläufig. Nachdem Kampagnen, die auf Grafiken basieren, noch Mitte 2007 einen Rekordanteil von 20 Prozent am weltweiten Werbemüll hatten, waren es im Januar lediglich zwei Prozent. Das Aufkommen an HTML-Spam ist im gleichen Zeitraum von 50 auf 38 Prozent gesunken. Auf andere Dateiformate wie PDF, XLS und MP3 entfielen im Berichtsmonat weniger als ein Prozent.

Die USA sind nach wie vor Spitzenreiter beim Versenden von Schrott-Mails. Fast 37 Prozent dieser Mails kommen von dort. In einigen Ländern hat Message Labs einen Anstieg beim Spam-Versand verzeichnet: Dazu gehören die Türkei, Korea, Russland und Deutschland.

Auch bei der Web-Sicherheit gibt es Neuigkeiten: Die Analysen zeigen, dass es sich bei jedem fünften Schadprogramm, das per Web verbreitet wurde, um neuartige Malware handelte. Pro Tag hat Message Labs im Durchschnitt 1.068 neue Websites aufgespürt, die Viren und Trojaner sowie sonstigen Schad-Code, etwa in Form von Spy- und Adware, enthielten. Der Anteil der Angriffe, bei denen E-Mails mittels Links auf Websites mit Schadprogrammen verweisen, ist gegenüber Dezember 2007 um 4,5 Prozentpunkte gestiegen. Er erreichte im Januar 2008 einen Wert von fast 30 Prozent.

Message Labs nahm auch Spam, Viren und Phishing unter die Lupe: Der Spam-Anteil am weltweiten E-Mail-Verkehr ist in etwa gleich geblieben. Er belief sich im Januar auf 73,4 Prozent (beziehungsweise 1 zu 1,36). Das ist ein Plus von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat. Die Viren-Quote stieg auf 1 zu 131,4. Weltweit waren 0,8 Prozent aller E-Mails, die aus unseriösen Quellen neuer oder bis dato unbekannter Art stammten, mit einem Schadprogramm verseucht. Das ist ein Plus von 0,1 Prozentpunkten gegenüber Dezember. Die Phishing-Angriffe haben um 0,1 Prozentpunkte auf 0,7 Prozent zugelegt. Demnach verbarg sich hinter einer von 147,5 E-Mails der Versuch, persönliche Authentisierungs-Daten auszuspionieren.

Ländertrend: Israel kämpft am stärksten mit Spam

Im Anschluss an die Weihnachtsferien verzeichneten zahlreiche Länder einen Anstieg der Spam-Belastung. Die wichtigsten Ländertrends sind: Israel bleibt mit einer Quote von 87,3 Prozent die am stärksten belastete Volkswirtschaft. Die Quote in den USA belief sich auf 69,5 Prozent, in Kanada auf 72,5 Prozent und in Großbritannien auf 63,8 Prozent. In Deutschland erreichte sie einen Wert von 73,8 Prozent.

Außerdem hatten viele Länder im Januar 2008 mit mehr Viren zu kämpfen. Am stärksten betroffen war Indien, wo eine von 30,5 Mails mit einem solchen Schadprogramm verseucht war. In den USA betrug der Anteil virenbelasteter Mails 1 zu 191,5, in Kanada waren es 1 zu 158,4. Für Australien hat Message Labs im Januar 2008 eine Viren-Quote von 1 zu 298,7 ermittelt, für Neuseeland eine Quote von nur 1 zu 768,2.

Zusammengefasst sieht der Branchen-Trend folgendermaßen aus: Die Belastung mit Spam ist im Januar 2008 branchenübergreifend leicht gestiegen. Am stärksten betroffen waren die Landwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe. IT-Dienstleister verzeichneten eine Quote von 75,1 Prozent, die Unternehmen der Chemie- und Pharma-Industrie von 74,6 Prozent und der Handel von 72,1 Prozent. Bei Behörden entfielen 71,2 Prozent aller eingehenden Mails auf Spam, bei Finanzdienstleistern waren es 65,5 Prozent.

Fast alle Wirtschaftszweige litten unter einem Zunahme von Schadprogrammen. Unter der höchsten Viren-Quote hatte der Bildungssektor zu leiden. Bei IT-Dienstleistern war eine von 143 Mails mit einem Virus verseucht. Im Handel betrug der Anteil 1 zu 125,6, bei Finanzdienstleistern 1 zu 177,9.

Für den "Intelligence Report" überprüft Message Labs täglich mehr als 2,5 Milliarden E-Mails und eine Milliarde Web-Anfragen. Über Kontrollpunkte in aller Welt erfasst der Anbieter fortlaufend Live-Daten.