Analysten warnen vor Vernachlässigung von MDM

Von CRM bis SOA - ohne Stammdaten-Management geht gar nichts

17.07.2008 von Christiane Pütter
Die beste IT-Strategie nützt nichts, wenn die Probleme an der Basis nicht gelöst sind, sprich: bei den Stammdaten. So lautet das Fazit einer Studie des Marktforschers Aberdeen. Dabei sollte jede Master-Data-Management-Initiative auf einen konkreten Geschäftsprozess abgestimmt sein.
Stammdaten-Management: Der Stand der Implementierung.

Bevor ausgefeilte Business Intelligence-Strategien gestartet werden, sollten die Unternehmen erst einmal ihre Stammdaten in den Griff kriegen, so der Tenor der Analyse. Wie bei Aberdeen üblich, wurden die Teilnehmer der Studie in besonders erfolgreiche Unternehmen ("Best in class"), Durchschnitt und Nachzügler ("Laggards") eingeteilt. Das scheint auch nötig, sind die Unterschiede doch gravierend: Während 95 Prozent der BiCs von Effizienzsteigerungen bei Datenintegration und -Usability berichten, sind es unter den Schlusslichtern nur sechs Prozent.

Und während 89 Prozent der Erfolgs-Firmen mit dem Aufwand für die Datenvorbereitung zufrieden sind, kann das im Schnitt nur jeder dritte Studienteilnehmer von sich behaupten.

Offenbar zahlt sich der Einsatz von Technologie aus: 88 Prozent der "BiCs" investieren in Daten- und Informations-Management, aber nur 35 Prozent der Nachzügler. Beim Einsatz von Daten-Cleansing- und Analyse-Tools beträgt die Diskrepanz 84 zu 32 Prozent.

Dennoch: Auf die Frage nach dem Umgang mit Stammdaten in ihrem Unternehmen geben nur 17 Prozent aller Befragten dezidiert an, ein Stammdaten-Management eingeführt zu haben. Weitere 28 Prozent planen diesen Schritt, davon aber nur zehn Prozent noch in diesem Jahr. Eine Mehrheit von 54 Prozent erklärt, keine Pläne dieser Art zu hegen. Aberdeens Appelle scheinen zu verhallen.

Die Prioritäten für den Technologie-Einsatz.

Das ist umso erstaunlicher, als Business Technologien nach Aussagen der Studienteilnehmer für mehr operationelle Effizienz (39 Prozent der Nennungen) sorgen und Kommunikation sowie Kunden-Service verbessern sollen (35 und 34 Prozent). Mehr als jeder vierte Befragte (27 Prozent) erwartet von Business Technologien außerdem Unterstützung beim Standardisieren von Geschäftsprozessen. Alles Punkte, in denen Stammdaten zuverlässig, sicher und verfügbar sein sollten.

Im Endeffekt, so die Autoren der Studie, hängen sämtliche Projekte, von Customer Relationship Management (CRM) bis Service-orientierte Architekturen, davon ab.

Der Zusammenhang zwischen Stammdaten und ILM

Für die, die dem Thema Priorität einräumen, hat Stammdaten-Management viel mit Information Lifecycle Management (ILM) zu tun. Aberdeen wollte wissen, welche Aktivitäten dabei als besonders wichtig gelten. Platz Eins nimmt das Implementieren strukturierter Document Repositories ein (50 Prozent). Außerdem legen die Studienteilnehmer auf Online Repositories Wert, um in Fragen von Audits und Compliance entsprechende Archive anbieten zu können (37 Prozent). Fast jeder Dritte (32 Prozent) schreibt formale ILM-Policies fest, die den Umgang mit den Daten vom Erstellen bis zum Vernichten regeln.

Was ist der Hintergrund dieser Aktivitäten? In erster Linie geht es um Compliance (61 Prozent der Nennungen). Darüberhinaus soll das Risiko-Management verbessert werden (48 Prozent). Und 44 Prozent der Befragten wollen Performance und Disziplin im Umgang mit immer mehr und immer komplexeren Daten steigern.

Dass sich das lohnt, untermauert Aberdeen mit einem Vorzeige-Unternehmen, dem norwegischen Händler Expert Norge AS. Die Skandinavier haben 1.000 Geschäfte in vier verschiedenen Ländern. Ihren Erfolg sehen sie vor allem in Werbekampagnen und Absatzförderungsaktionen begründet. Die Nutzung von Stammdaten ist dabei unerlässlich.

Treiber für die Verbesserung des Daten-Managements.

Wie Expert Norge den Analysten berichtetet, hat das Unternehmen eine Masterdata-Management-Lösung von einem Anbieter gekauft, der schon einige Anwendungen geliefert hat. So sollte sichergestellt werden, dass das Zusammenspiel mit den anderen Applikationen klappt und dass die Mitarbeiter die Oberfläche und das Arbeiten mit der neuen Software schnell in den Griff bekommen.

Es scheint geklappt zu haben: Der elektronische Datenaustausch (EDI) mit Partnern und Zulieferern funktioniert. Das Portfolio, bestehend aus 350 Produkten, kann binnen Minuten aktualisiert werden, wofür die Firma zuvor zwei oder drei Tage gebraucht hat. Produkte, Preise, Werbe-Anzeigen - alles ändere sich jede Woche und sei dank der MDM-Lösung effizient zu managen, so Magne Solberg, CIO bei Expert Norge.

Welche Prozesse haben Vorrang?

Wer auch solchen Grund zum Jubeln haben will, sollte nach den Worten von Aberdeen folgende Tipps beherzigen:

Aberdeen hat für die Studie "Winning Master Data Management Strategies for 2008-2009" mit Entscheidern aus rund 150 Unternehmen gesprochen.