Deloitte Global CIO Survey

Was gute IT-Führungskräfte auszeichnet

29.12.2015 von Christoph Lixenfeld
Deloitte hat CIOs rund um den Globus nach zukünftigen Erfolgskriterien ihres Jobs gefragt. Ergebnis: Weiche Faktoren spielen eine immer wichtigere Rolle.
  • CIOs müssen über den eigenen Tellerrand hinausblicken, um langfristig Erfolg zu haben.
  • Vor allem der Blick auf die langfristige Strategie des eigenen Unternehmens ist unerlässlich.
  • Immer wichtiger werden auch kommunikative Fähigkeiten.

Das Missverständnis ist gewollt: Deloitte hat sein aktuelles "Global CIO survey", also seine Positionsbestimmung für die Rolle(n) des CIO in Unternehmen, "Creating legacy" genannt.

Das englische Wort hat eine ganze Reihe von Bedeutungen, die zwar etymologisch verwandt, aber in der praktischen Anwendung ziemlich unterschiedlich sind. Legacy heißt unter anderem ‚Altlast‘, und so wird es auch regelmäßig im Zusammenhang mit IT-Systemen, mit Software und Softwareentwicklung verwendet.

Anders gesagt: Legacy, das ist das schlecht funktionierende Zeug im Keller, ohne dass der Laden (leider) nicht läuft. Aber Legacy heißt auch Erbe, Vermächtnis, und deshalb will das deloittesche ‚Creating legacy’ jene Qualitäten und Schachzüge von CIOs beschreiben, die für Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit über den Tag hinaus sorgen. Im weiteren Verlauf dieses Artikels übersetzen wir ‚Legacy‘ mit ‚Nachhaltigkeit‘, weil es im Deutschen das Gemeinte am besten erklärt.

Dialog über Eigenschaften und Fähigkeiten

Deloitte selber formuliert es so: "Unser Ziel ist es, einen Dialog zwischen CIOs über jene Eigenschaften und Fähigkeiten in Gang zu bringen, die ihre Rolle definieren - und die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden."

CIOs müssen heute in der Lage sein, fast wie ihr CEO alle strategischen Aspekte zu überblicken.
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Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Analysten über 1200 IT-Führungskräfte in 43 Ländern befragt, vertreten ist dabei mehr als ein Viertel der weltweit größten Unternehmen.

Gleich die erste Erkenntnis ist bemerkenswert: Die Art, wie CIOs für ihren Arbeitgeber Werte schaffen, unterscheidet sich weder zwischen Unternehmen, noch zwischen Branchen oder Ländern.

Wenn aber ihre Rolle und der Umgang damit immer gleich beziehungsweise ähnlich ist, dann lohnt es sich umso mehr, diese Rolle en Detail zu untersuchen.

Was einen guten CIO auszeichnet
Was einen guten CIO auszeichnet ...
... fassen wir in folgenden fünf Punkten zusammen:
Er kann zuhören
Gute Führungskräfte hören zu. In Konfliktsituationen identifizieren sie zuerst die Stakeholder und ihre Interessen: Nicht nur Vorgesetzte, sondern auch andere Abteilungen und Teamleiter, aber auch wichtige Mitarbeiter auf Schlüsselpositionen haben eigene Interessen, die Führungskräfte kennen müssen. Sie gehen bewusst auf die Leute zu und holen jeden Beteiligten individuell ab.
Er erkennt rechtzeitig die Ziele
Gute IT-Manager haben die übergeordneten Ziele des Unternehmens im Blick und treiben die Prozesse in ihren Abteilungen in die jeweilige Richtung. Widersprüchliche Ziele – zum Beispiel Kosteneffizienz und Kundenzufriedenheit – priorisieren sie und sichern ihre Schwerpunkte gegenüber Vorgesetzten kontinuierlich ab.
Er ist entscheidungsfreudig
Vor Entscheidungen machen sich gute Führungskräfte ein umfassendes Bild aller wichtigen Aspekte. Wollen sie auch mittel- und langfristig handlungsfähig bleiben, entscheiden sie immer zeitnah – im Zweifel lieber falsch als gar nicht. Am wichtigsten jedoch ist, jede Entscheidung auch konsequent umzusetzen.
Er gibt die Richtung vor
Gute Führungskräfte verlieren sich nicht im Mikro-Management. Ihre Aufgabe ist es, zu leiten und gegenüber Mitarbeitern klar zu formulieren, was von ihnen erwartet wird. Dabei stellen sie sich immer wieder selbst auf den Prüfstand und sorgen dafür, dass jede Maßnahme zielführend ist.
Er schafft Transparenz
Entscheidungen lassen sich nur umsetzen, wenn die Führung sie allen Beteiligten gegenüber zeitgerecht und umfassend mitteilt. Kluge Führungskräfte binden die Mitarbeiter rechtzeitig ein.

Vier Elemente prägen die CIO-Rolle

Vier Elemente sind es vor allem, die diese Rolle prägen: Business-Prioritäten, Führungsstärke und Talent, Beziehungen (im Sinne von Netzwerken) und Investitionsentscheidungen.

Als ihre Business-Prioritäten nannten die Befragten fast unisono:

  1. Performance von Systemen verbessern

  2. Kunden optimal bedienen

  3. Innovieren

  4. Wachstum vorantreiben

Durchbrochen wurde die Einheitlichkeit dieser Liste nur durch CIOs aus dem Öffentlichen Sektor, die als vierten Punkt (aus nachvollziehbaren Gründen) mehr Wert auf IT-Sicherheit als auf Wachstum legen.

Ähnlich wie Schachspieler sollten CIOs im Jahre 2015 stets einige Züge vorausdenken.
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Beim Thema Führungsstärke und Talent gab Deloitte 12 Fähigkeiten vor, aus denen die Befragten jene sechs auswählen sollten, die für sie am wichtigsten sind. Das Bild ist auch hier ziemlich einheitlich: Fast alle Befragten wählten folgende 6 Eigenschaften als die für ihren Job am wichtigsten aus:

  1. Einfluss auf interne Stakeholder

  2. Kommunikationsfähigkeit

  3. Verständnis für Business-Prioritäten

  4. Talentmanagement

  5. Visionäre Bewertung von Technologien

  6. Fähigkeit, Führungsstärke in einem komplexen, sich schnell ändernden Umfeld zu beweisen

Eingeständnis der eigenen Grenzen

91 Prozent der CIOs gestanden freimütig, dass ihnen selbst mindestens eins der als wichtig erachteten Skills fehlt. Am häufigsten genannt wurden dabei die Fähigkeit, interne Stakeholder zu beeinflussen, das Talentmanagement und die visionäre Kraft in Bezug auf Technologien. Wohl nicht ganz zufällig handelt es sich bei allen dreien um Faktoren, die CIOs in der Regel nur eingeschränkt selbst kontrollieren können.

Was Beziehungen und Netzwerke angeht, bezeichnen CIOs - wenig überraschend - CEOs, CFOs, COOs und Abteilungsleiter als ihre wichtigsten Partner. Die Mehrheit der Befragten gab an, zu den Genannten ein exzellentes oder sehr gutes Verhältnis zu haben. Weniger gut läuft die Kommunikation von CIOs mit anderen Stakeholdern. Beispielsweise sagte lediglich ein Drittel der Teilnehmer, sie pflegten ein gutes Verhältnis zum Verkauf oder zur Marketingabteilung.

Kommunikationsfähigkeit gehört zu den wichtigsten CIO-Skills.
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Danach befragt, welche Investitionen in Technologie CIOs für die kommenden zwei Jahre für am wichtigsten halten, nannten sie Analytics, Business Intelligence und Digitalisierung als ihre Top 3.

3 Muster-CIOs

Bei einem Blick von oben auf die genannten Aspekte hat Deloitte drei Muster-CIOs identifiziert, die durch ihre Kombination von Eigenschaften erfolgreich - und Vorbild für andere - sein können.

Das ist zum einen der "Trusted operator": Er liefert diszipliniert und pünktlich, was von ihm erwartet wird, hat die Kosten im Griff, arbeitet extrem effizient und mit gleichbleibender Qualität. Er liefert die richtigen Lösungen für anstehende Transformationsprozesse.

Der zweite Erfolgstyp ist der "Change instigator", also der Anstifter des Wandels. Er marschiert beim Change Management immer vorneweg, nimmt sich viel Zeit, um die Unternehmensstrategie zu unterstützen und liefert dazu auch die aktuellsten technischen Lösungen.

Das dritte Modell schließlich heißt "Business co-creator". Der ist in gewisser Weise ein Hybridtyp zwischen den Erstgenannten: Stiftet den Wandel nicht unbedingt an, aber kennt die strategischen Anforderungen ebenfalls sehr genau und richtig seinen Fokus darauf, diese Strategie möglichst umfänglich zu unterstützen.

Leidenschaft als Erfolgsfaktor

Keines dieser Muster ist besser als ein anderes, sagt Deloitte. Für CIOs

Am Ende der Untersuchung beschäftigt sich Deloitte jenseits von harten Faktoren auch mit Leidenschaft und Motiviertheit als Erfolgsgaranten für CIOs.

Worauf des dabei ankommt, das erfuhren die Macher der Studie nach eigenen Angaben vor allem in Interviews mit den CIOs der großen, weltweit erfolgreichsten IT-Organisationen.

Auch hier verdichtet die Studie das Gefundene zu Mustern, leitet daraus Erfolgsstrategien auch für andere ab.

Das Zauberwort heißt Enablement

Erstens komme es darauf an, der eigenen Organisation die Bedeutung guter IT-Lösungen deutlich zu machen. Motto: "IT matters".

Zweitens kümmern sich CIOs, die für ihren Job brennen, darum, das Leben aller zu verbessern. Stichwort: "Enablement". Es gilt, IT dazu einsetzen, um die Arbeit von Menschen besser, effizienter zu machen, bessere Entscheidungen zu treffen und insgesamt ein glücklicheres Leben zu führen.

Drittens wollen sie Business-Verantwortung jenseits der eigentlichen CIO-Rolle übernehmen. Sie respektieren ihre Vorgesetzten - und sie helfen energetisch bei der Transformation von Geschäftsmodellen mit.

Viertens und letztens: Wirklich gute und erfolgreiche CIOs benutzen ihre Position auch dazu, um die Community und ihrem Arbeitgeber etwas zurückzugeben.

Natürlich, das betont Deloitte am Schluss, geht es für CIOs nicht darum, sich an irgendeiner Stelle in dieses Schema einzusortieren. Entscheidend sei, die eigene Rolle zu finden und sie kreativ auszufüllen.

Was IT-Führungskräfte 2015 verdienen
Typische Gehaltsszenarien
Wir haben aus der diesjährigen Gehaltsstudie für das IT-Management einige Beispiele herausgepickt, anhand derer sich exemplarisch zeigen lässt, was Führungskräfte heute verdienen.
Abteilungsleiterin IT-Consulting: 94.074 Euro
34 Jahre, Bachelor, Personalverantwortung für 10 Mitarbeiter, Autoindustrie mit 501 -1000 Mitarbeitern, Raum Hamburg, Prämienanteil: 12.195 Euro, kein Firmenwagen
Abteilungsleiter IT-Consulting: 100.666 Euro
43 Jahre, Diplom an der FH, Personalverantwortung für 100 Mitarbeiter, Automobilkonzern, Niedersachsen, keine Prämie
Teamleiter System-Netzadministration: 58.581 Euro
44 Jahre, Diplom an der FH, mit Personalverantwortung für 5 Mitarbeiter, IT-Systemhaus mit 51-100 Mitarbeitern, im Raum Hamburg, Prämienanteil: 6.340 Euro
Teamleiter System-Netzadministration: 84.722 Euro
39 Jahre, Master, mit Personalverantwortung für 25 Mitarbeiter, Telekommunikationsbranche mit 101-500 Mitarbeitern, Raum München, Prämienanteil: 5.865 Euro
IT-Leiter: 87.443 Euro
56 Jahre, technische Berufsausbildung, Personalverantwortung für 3 Mitarbeiter, Maschinenbauunternehmen mit 101-500 Mitarbeitern, Oberfranken, keine Prämie, kein Firmenwagen
IT-Leiter: 91.192 Euro
45 Jahre, Diplom an der Uni, Personalverantwortung für 16 Mitarbeiter, Maschinenbauunternehmen mit 1001-5000 Mitarbeitern, Raum Düsseldorf, Prämienanteil: 4.564 Euro, kein Firmenwagen
Gesamt IT-Projektleiter: 114.691 Euro
44 Jahre, technische Berufsausbildung, Personalverantwortung für 10 Mitarbeiter, Elektrotechnikbranche mit 51-100 Mitarbeitern, Raum Frankfurt, Prämienanteil: 15.273.
Gesamt IT-Projektleiter: 127.944 Euro
50 Jahre, Diplom an der Uni, Personalverantwortung für 5 Mitarbeiter, Elektrotechnikbranche mit 5001-20.000 Mitarbeitern, Raum München, Prämienanteil: 14.126 Euro
Leiter Anwender Support: 88.667 Euro
45 Jahre, technische Berufsausbildung, mit Personalverantwortung für 20 Mitarbeiter, Systemhaus mit 501-1000 Mitarbeitern, Raum Berlin, Prämienanteil: 11.603 Euro
IT-Service Desk Manager: 59.532 Euro
43 Jahre, technische Berufsausbildung, Personalverantwortung für 10 Mitarbeiter, Systemhaus mit 501-1000 Mitarbeitern, Raum Berlin, Prämienanteil: 5.045 Euro
Teamleiter Help Desk: 70.575 Euro
42 Jahre, Meister/Fachwirt, mit Personalverantwortung für 2 Mitarbeiter, Werbebranche mit 101-500 Mitarbeitern, Raum Frankfurt, keine Prämie
Teamleiter Softwareentwicklung: 112.925 Euro
45 Jahre, technische Berufsausbildung, Personalverantwortung für 10 Mitarbeiter, Pharmaunternehmen mit 1001-5000 Mitarbeitern, Raum Köln, Prämienanteil: 15.135 Euro, Firmenwagen für 60.000 Euro