Microsoft Server

Was Sharepoint 2010 für Social Media bringt

08.05.2012 von Wolfgang Miedl
Der Sharepoint Server 2010 kann schon ein bisschen Social Networking. Add-Ons hübschen ihn auf. Und Microsoft selbst will im Herbst mehr Funktionen anbieten.
Microsoft bietet mit dem aktuellen Sharepoint Server 2010 bereits eine Reihe integrierter Social-Networking-Funktionen.
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Drei Viertel aller deutschen Internetnutzer besuchen inzwischen Facebook. Doch noch herrsche in den Führungsetagen Zurückhaltung vor Social Media, meint Willms Buhse, Inhaber der Enterprise-2.0-Beratung DoubleYuu: "Manche Entscheider sehen in den neuen Services lediglich einen weiteren Kommunikationskanal neben Telefon und E-Mail." Oder aber sie reduzierten Facebook und Co. zu reinen Vertriebs- und Führungswerkzeugen. Buhse warnt CIOs davor, soziale Medien zu unterschätzen.

Ein einfacher Weg, sich dem Thema zu nähern, scheint Microsofts Sharepoint Server zu sein. Da er in vielen Firmen ohnehin vorhanden ist. Die Version 2010 verfügt bereits über zahlreiche Social-Networking-Funktionen. Darüber hinaus biete sie viel Flexibilität, um den verschiedensten Bedürfnissen gerecht zu werden, meint auch Axel Oppermann, Senior Analyst bei der Experton Group: "Bei Sharepoint erstreckt sich die Funktionalität vom rechtssicheren Dokumenten-Management über die Projektorganisation bis zu interaktiven Kommunikationsanwendungen. In Verbindung mit der breiten Endgeräteunterstützung ermöglicht es so einen universellen Social-Business-Ansatz."

Sinnvoll bei mehr als 200 Mitarbeitern

Mit dem Server aus Redmond eröffneten sich aber auch neue Möglichkeiten in der externen Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartnern, sagt Oppermann. So können Unternehmen damit Kampagnen entwickeln, bei denen sie offene Communities aufbauen und betreuen. Funktionen wie Activity Streams bringen mehr Transparenz in die Arbeit von Marketing, Produkt-Management oder PR, indem die Mitarbeiter darin Aktivitäten dokumentieren und den Ideenaustausch praktizieren. Was die sozialen Kommunikations-Tools am Ende bringen, lässt sich mit den Business-Intelligence-Funktionen von Sharepoint ermitteln.

Wie konkrete Lösungsszenarien mit Sharepoint in Unternehmen aussehen, weiß Thomas Krofta zu berichten, der als Senior Director Collaboration Services beim Beratungsunternehmen Avanade arbeitet. Krofta schildert das Beispiel einer italienischen Großbank, die ihre vorhandene Kollaborationsplattform auf Sharepoint-Basis um soziale Funktionen erweiterte. Ziel des Projekts war es, nach einigen internationalen Übernahmen einen besseren Überblick zu erhalten, wo im Unternehmen welches Know-how vorhanden ist, wo es personelle Redundanzen gibt und wie sich die Ressourcen besser nutzen lassen.

Auf Basis der integrierten Social-Networking-Funktionen richtete Avanade Microblogs, Mitarbeiterprofile und Teamsites ein. Damit Social-Initiativen tatsächlich Wirkung zeigen, muss laut Krofta eine Mindestteilnehmerzahl eingeplant werden: "Ab einem Schwellenwert von 200 bis 500 international verteilten Mitarbeitern erhalten Sie über diese Form des Wissens-Managements verwertbare neue Informationen, die Sie ohne diese Tools nicht erhalten hätten."

In einem ähnlichen Projekt bei einer spanischen Bank fokussierten die Verantwortlichen die Usability, um die Hemmschwelle so niedrig wie möglich zu gestalten und auch ältere Mitarbeiter zu motivieren. Die bekannt spartanische Sharepoint-Oberfläche wurde daher ersetzt durch eine Client-Anwendung auf Silverlight-Basis, hinzu kam eine iPad-App. Auch in diesem Fall blieb im Backend alles beim Standard.

Social-Erweiterungen

Sehr oft setzt Avanade auch auf Social-Erweiterungen von Drittanbietern wie Beezy oder NewsGator, wenn beispielsweise ein größerer Funktionsumfang gefragt ist. "Mit Zusatzkomponenten wie Badging lassen sich Wissens-Champions im Unternehmen mit sozialen Mechanismen finden und auszeichnen, und Berichtswerkzeuge helfen bei der Analyse der Social-Computing-Daten auch bei mehreren zehntausend Mitarbeitern", erläutert Krofta.

Während derzeit noch viele Unternehmen mit der Migration auf Sharepoint 2010 beschäftigt sind, arbeitet Microsoft bereits an der nächsten Version. Ende Januar erhielt ein kleiner Testerkreis aus Kunden und Partnern bereits eine geheime Vorabversion des "Wave-15"-Programms, für den Herbst erwarten Experten eine erste öffentliche Vorstellung. Experton-Mann Oppermann erwartet vom Nachfolger mehr Funktionen und vor allem eine noch umfangreichere Unterstützung der vielen stationären wie mobilen Office-Clients.

ADD-ONS - Ein Social-Media-Sträußchen für Sharepoint

Microsoft bietet mit dem aktuellen Sharepoint Server 2010 bereits eine Reihe integrierter Social-Networking-Funktionen. Dazu zählen Komponenten wie Blogs, Wikis, persönliche Profile, Rating, Tagging, Status-Updates, Kommentare und Newsfeed. Teilweise sind diese Funktionen allerdings nur rudimentär implementiert, generell hapert es auch an der einfachen Bedienbarkeit. Diese Lücke füllen inzwischen etliche Drittanbieter, die Sharepoint entweder mit einzelnen Komponenten aufrüsten oder komplette Enterprise-2.0-Suiten auf das Server-Fundament aufsetzen. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Gattung zählen:

  • Attini: Attini erweitert Sharepoint um die fünf Social-Funktionen Microblogging, Blogs, Video, News und Images.

  • Beezy: Der spanische Hersteller bietet eine komplette Suite an Social-Networking-Add-Ons für Sharepoint. Von Twitter und Facebook entliehene Kernfunktionen wurden geschickt kombiniert und in eine intuitiv bedienbare Fassade gepackt, sodass Anwender sich in einem trendigen Netzwerk wähnen. Das Tool-Set setzt weitgehend auf die Standardkomponenten von Sharepoint wie Listen und Bibliotheken und hält so den Entwicklungs- und Upgrade-Aufwand in Grenzen.

  • NewsGator: Ähnlich wie Beezy bietet Newsgator eine komplette Suite an Social-Add-Ons für Sharepoint. Enthalten sind darin auch komplette Lösungen für Ideen-Management, Expertise-Finder und Reporting. Newsgator setzt im Gegensatz zu Beezy die nicht überall implementierten Sharepoint MySites voraus.

  • Harmon.ie: Unter dem Slogan "Social E-Mail" geht Harmon.ie einen anderen Weg: Nicht der Sharepoint-Server wird um Social-Funktionen erweitert, sondern Outlook. Vom Client aus können Anwender mit Dokumenten auf Sharepoint arbeiten und gleichzeitig darin soziale Funktionen des Servers wie Activity Stream oder Tagging nutzen.