IT-Mitarbeiter genau einsetzen

Wie sich eine genaue Skill-Planung umsetzen lässt

27.03.2018 von Hans Königes
Durch den Fachkräftemangel im IT-Umfeld wird ein zusätzliches Problem offensichtlich, und dieser Herausforderung müssen sich alle Firmen stellen: Woher wissen sie eigentlich, wen sie brauchen – und wann? Und wo? Eine geschickte software- gestützte Skillplanung kann da weiterhelfen.

Eine Möglichkeit, Projekte im Unternehmen aussagefähiger zu machen, ist die Berücksichtigung der Fähigkeiten eines jeden einzelnen Mitarbeiters im Planungsprozess. Dieser hat das Ziel, "dass ein Arbeitgeber künftig die bestmöglich qualifizierten Mitarbeiter zum vorgesehenen Zeitpunkt in ausgewählten Vorhaben einsetzt". So formuliert es Thomas Schlereth, der sich mit seiner Münchner Firma can do genau auf dieses Thema der Skill- und Ressourcenplanung spezialisiert hat.

Um Projekte im Unternehmen aussagefähiger zu machen, können Arbeitgeber die Fähigkeiten eines jeden Mitarbeiters im Planungsprozess berücksichtigen.
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Um dieses Ziel zu erreichen, muss ein Arbeitgeber bei der Skill-Planung die zeitlichen Verfügbarkeiten bezogen auf die gesamte Organisation von vornherein bedenken. Dafür empfiehlt sich laut Schlereth eine Mitarbeiterplanung aus der 360-Grad-Perspektive, die geplante und ungeplante Abwesenheiten genauso berücksichtigt wie individuell für ein Projekt zusammengestellte Skills. Diese Kapazitätsplanung sei wesentlich exakter als eine auf den Mitarbeiter oder die bloße Abteilungszugehörigkeit bezogene Planung. Denn so sei bei der Erledigung der Aufgaben niemand mehr über- oder unterfordert, weil immer die richtigen Mitarbeiter im Einsatz sind.

Welche Fähigkeiten werden wann und wo gebraucht?

Doch woher wissen Unternehmen, welche Fähigkeiten wann und vor allem an welchem Standort wo gebraucht werden - und wo sie nicht gebraucht werden? Um von der Kenntnis um die im Unternehmen vorhandenen Skills in der Praxis zu profitieren und die Organisation besser zu steuern, ist Vorarbeit erforderlich.

Zunächst sind die vorhandenen Fähigkeiten an zentraler Stelle in einer sogenannten Skill-Bibliothek zu erfassen und verwalten. Diese dient als Datenpool, um geeignete Mitarbeiter zu finden, und soll auf Knopfdruck Aussagen zum Skill-Bestand, Skill-Bedarf und möglichen Qualifizierungslücken liefern. Anhand dieser Informationen gewinnt das Management Einblick in die aktuell vorhandenen, aber auch in zukünftig benötigte Fähigkeiten der Mitarbeiter.

Thomas Schlereth ist Geschäftsführer von can do. Das Unternehmen ist auf Skill- und Ressourcenplanung spezialisiert.
Foto: Can Do GmbH

"Vor allem für etablierte Unternehmen bedeutet diese Entwicklung große Umwälzungen", weiß Schlereth. Planungsstrategien sollten diesen Veränderungen Rechnung tragen und die Mitarbeiter idealerweise von vornherein in den Wandel einbeziehen. Die verknüpfte Darstellung von Skills und kombinierten Skills sowie der zeitlichen Verfügbarkeit jedes Einzelnen gibt einer Organisation ein realistisches Bild dessen, was sie tatsächlich leisten kann. Gleichzeitig werden Bedarfslücken aufgedeckt.

Mit diesem Wissen könne das Unternehmen einem zu erwartenden Fachkräftemangel rechtzeitig entgegenwirken und die Mitarbeiter im Rahmen seiner Personalplanung an zukünftigen Anforderungen orientiert fortbilden. Sollten mehr Mitarbeiter erforderlich sein, kann eine Firma diese bedarfsbezogen einstellen. Unternehmen wissen so, wen sie wann brauchen.

Auch die Mitarbeiter profitieren

Mitarbeiter profitieren ebenfalls von diesem System: Sie sehen, welche ihrer Skills im Unternehmen langfristig gefragt sind, können über Weiterbildungen diese Fähigkeiten erwerben und ihren Karriereweg besser planen. Von seinen ersten Erfahrungen mit der skillbasierten Ressourcenplanung berichtet Josef Marchner, CIO des Selbstklebespezialisten HERMA: "Durch die gleichzeitige Berücksichtigung von Skills bei der Kapazitätsplanung können wir unsere Servicequalität weiter verbessern und arbeiten produktiver."

10 unentbehrliche IT-Skills
1. Kommunikation
Von vielen als "weicher " Faktor belächelt, sollte die Fähigkeit, mit anderen Menschen verbal zu interagieren, auch im "harten" IT-Geschäft nicht vernachlässigt werden. Die Welt im Datenzentrum verändert sich noch rascher als anderswo. Hier eine strukturierte Umgebung aufrechtzuerhalten erfordert Kommunikation - nicht nur mit dem Business, sondern auch innerhalb der IT-Organisation.
2. Service-Management
Viele Unternehmen beziehen bereits Teile ihrer IT-Services aus der Cloud. Diese Auslagerung verlangt von den IT-Verantwortlichen ein Umdenken in Sachen Service-Management. Sie müssen das komplexe Zusammenspiel von Kapazität und Nachfrage in einer nicht länger fest umrissenen Infrastruktur im Griff haben.
3. Unified Computing
Das "Unified Computing System" von Cisco, die "Blade System Matrix" von HP und die Cloud-Computing-Strategie von IBM stehen laut Rockwell Bonecutter, Data-Center-Experte bei Accenture, beispielhaft für einen Trend, der auch noch die kommenden Jahre kennzeichnen werde.
4. Projekt-Management
Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, werden die Unternehmen auch ihre verschobenen IT-Projekte in Angriff nehmen. Aber sie werden darauf achten, dass sich die Investitionen am Ende auch auszahlen. Deshalb sind die Fähigkeiten zur Business-Analyse und zum effizienten Projekt-Management gefragt.
5. Ressourcen-Management
In einen Zusammenhang mit dem Thema Green IT gehört die Beherrschung der Wechselwirkungen zwischen IT- und Facilities-Management. Keine Kapazitätsplanung kommt heute ohne eine Betrachtung des Energieverbrauchs und der Wärmeabstrahlung aus. IT-Teams brauchen also dringend jemanden, der diese Faktoren auf dem Schirm hat und in der Lage ist, dieselbe Sprache wie die Facilities-Experten zu sprechen, also einen "Ressourcen-Manager". Auch der Data-Center-Chef selbst darf diese Aspekte nicht aus den Augen verlieren.
6. Engineering
Die Leute, die heute am verweifeltsten gesucht werden, sind, so Pricewaterhouse-Coopers, Mechanik- und Elektro-Ingenieure, die sich mit modernem IT-Equipment auskennen. Heutige Rechenzentrumskonzepte, beispielsweise virtualisierte Server, unterscheiden sich auch hinsichtlich der Elektrik und Kühlsysteme fundamental von denen der vergangenen Jahre.
7. Netzwerk-Know-how
Wenn ein Rechenzentrum ohne Menschen vor Ort auskommt (die Stichworte heißen hier "lights out" und "remote"), dann nur, weil es über ein Netz gesteuert wird. Folgerichtig braucht ein IT-Manager moderner Prägung ein solides Wissen hinsichtlich Netzkonfigurationen, - hardware, und -schwachstellen. Zudem sollte er Mitarbeiter einstellen, die über solches Know-how verfügen.
8. Finanzanalyse
Gerade in einer Wirtschaftskrise wird von einem IT-Verantwortlichen wirtschaftliches Denken verlangt. Er muss beispielsweise in der Lage sein, die Applikationen nach ihrer Bedeutung für das Business zu priorisieren und auf dieser Basis zu entscheiden, welche Lösung einen eigenen Server benötigt und welche beispielsweise in die Cloud ausgelagert werden kann.
9. Green IT
Mögen manche auch die Augen verdrehen - kein Unternehmen kommt an dem Mandat für eine "nachhaltige" Technologie vorbei.
10. Virtualisierung
Die Basistechnik für eine moderne IT-Infrastruktur ist eine Trumpfkarte für den, der sich mit ihr auskennt. Die Unternehmen packen immer mehr IT-Komponenten in flexible, leicht zu wartende und günstig zu betreibende, sprich: virtualisierte Umgebungen.