Bewährungsprobe für Führungskräfte

4 Praxistipps für die Zeit im Home Office

Kommentar  19.03.2020
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Der Coronavirus hat Deutschland fest im Griff. Wer kann, arbeitet im Home Office. Mitarbeiter und Führungskräfte müssen jetzt vertrauensvoll zusammenarbeiten. Vier Tipps aus der Praxis von Redakteurin Alexandra Mesmer.
Redakteurin Alexandra Mesmer arbeitet seit vielen Jahren im Home Office. Was sie in der Zeit gelernt hat und worauf Mitarbeiter als auch Führungskräfte achten sollten, hat sie aufgeschrieben.
Redakteurin Alexandra Mesmer arbeitet seit vielen Jahren im Home Office. Was sie in der Zeit gelernt hat und worauf Mitarbeiter als auch Führungskräfte achten sollten, hat sie aufgeschrieben.

In Sachen Home OfficeHome Office gehöre ich zu den alten Hasen. Nicht nur weil ich mich als Journalistin schon mit dem Thema auseinandersetzte, als wir noch nicht alle so wunderbar miteinander vernetzt waren, als es noch keine Smartphones und ständige Erreichbarkeit gab und als man noch von Telearbeit oder Heimarbeit sprach. Ich selbst arbeite inzwischen seit knapp 16 Jahren von zuhause aus, nachdem mein erster Sohn geboren war und ich Beruf und Familie von Anfang an unter einen Hut bringen wollte. Das klappte bisher alles bestens, aus zwei Gründen: Alles zu Home Office auf CIO.de

  1. Den größten Teil meiner Arbeitszeit, etwa zwei Drittel, war ich nach wie vor in der Redaktion oder auf Messen und anderen Veranstaltungen und hatte stets persönlichen Kontakt und Austausch mit Kollegen, Chefs und Interviewpartnern.

  2. Wenn ich von zuhause aus arbeitete, das heißt, Telefoninterviews führte, Texte schrieb und redigierte oder auch komplette Hefte abwickelte, ging das oft schneller als wenn ich in der Redaktion gewesen wäre, da ich nicht so oft aus einer konzentrierten Phase herausgerissen wurde. Aber sobald eines der Kinder mal krank zuhause war, war alles anders und mir war klar: Home Office funktioniert nur, wenn das Home frei ist.

Seit Montag haben tausende von Eltern den Nachwuchs zuhause, können sich glücklich schätzen, wenn sie einen Beruf haben, der es erlaubt, von zu Hause aus zu arbeiten, und wenn sie einen Arbeitgeber haben, der ihnen das auch zugesteht.

Dennoch werden die nächsten Wochen auch für mich eine Herausforderung - die Youtuber würden sie wahrscheinlich "HO-Challenge" taufen - die viele Ideen, Ausprobieren und vor allem gute Nerven erfordert.

Es gilt, Home Office und Home Schooling zu verbinden, aber wie?

Meine Tipps für Mitarbeiter:

1. Macht euch für jeden Tag einen Plan, am besten am Abend vorher oder beim gemeinsamen Frühstück. Strukturiert den Tag für euch und eure Kinder. Wenn ihr schon ältere Kinder habt, synchronisiert eure Arbeits- und Lernzeiten. Bei jüngeren Kindern, die sich noch nicht lange konzentrieren oder selbst beschäftigen können, geht es nur im Wechsel. Arbeiten, wenn die Kinder schlafen, lesen oder fernschauen.

2. Geht täglich an die frische Luft, gebt dem Nachwuchs jeden Tag kleine Aufgaben in Wohnung, Haus oder Garten. Mein Sohn hat etwa die Küchenschubladen ausgeräumt, gesäubert und sich ein neues Ordnungssystem überlegt und war ganz stolz auf das sichtbare Ergebnis.

3. Nehmt euch nicht zu viel vor! So wie es unwahrscheinlich ist, dass die Kinder jetzt jeden Tag von 8 bis 13 Uhr lernen, werdet auch ihr nicht von 9 bis 17 Uhr ununterbrochen am Schreibtisch sitzen können. Gute Arbeit und neue Ideen haben nicht immer etwas mit einer bestimmten Zeitspanne zu tun

4. Tauscht euch noch mehr über E-Mail, Teams, Telefon mit den Kollegen und den Chefs aus, am besten auch täglich! Je länger man abgeschirmt im Home Office arbeitet, desto größer wird die Verunsicherung. Ist das richtig, was ich mache? Ist der Artikel wirklich so dringend?

Mein eindringlicher Appell an alle Führungskräfte

Vergesst die Mitarbeiter im Home Office nicht! Geht proaktiv auf sie zu, eine kurze Nachfrage per E-Mail reicht oft schon, aber am besten auch täglich. Zeigt ihnen, dass sie immer noch ein vollwertiges Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, sprich des Unternehmens sind, auch wenn sie jetzt nicht mehr physisch anwesend sind.

Im Sommer hatte ich Eugenio Pace, Chef eines amerikanischen IT-Security-Unternehmens, interviewt. Jeder zweite seiner 600 Mitarbeiter arbeitet im Home Office. Der freundliche Herr Pace sagte damals ganz bestimmt zu mir: "Virtuelles Arbeiten ist vergleichbar mit einem Besuch im Fitness-Studio. Man muss seinen eigenen Rhythmus und seine eigene Struktur finden, um Ergebnisse zu erzielen. Das kostet Zeit."

Erst heute verstehe ich, was das auch für mich und wahrscheinlich auch für viele andere im Home Office heißt. Wir stehen erst am Anfang unseres persönlichen Fitness-Programms, wir werden viel Durchhaltevermögen und Disziplin brauchen und dürfen uns nicht vom ersten Rückschlag, wenn ein Plan mal nicht klappt, entmutigen lassen. (rs)

Frohes Schaffen und viele Grüße aus dem Home Office, Alexandra

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