IT-Karriere

Tipps für den CIO von morgen



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Martha Heller ist CEO von Heller Search Associates, einer Personalberatung mit Fokus auf IT-Executives.
Die Rolle des CIOs wandelt sich. Wer einen Job als IT-Manager anstrebt, sollte einiges beachten.

Planen Sie eine CIO-Karriere? Haben Sie vielleicht eine Position als IT-Entscheider in Aussicht, wissen aber nicht, ob es das richtige für Sie ist? Steigen Sie gerade erst in den Beruf ein und wollen einen Karriereplan entwickeln? Egal, in welcher Situation Sie stecken - um CIO zu werden, braucht es neben Timing und bestimmt etwas Glück auch die passende Arbeitseinstellung und die richtige Denke. Doch wie genau sieht die aus? Was ist auf dem steinigen Weg zum CIO-Job zu beachten? Um das zu ergründen, haben wir einen gefragt, der bereits erfolgreich als CIO arbeitet: Thomas Lord, CIO von Energieversorger UGI Utilities gibt einige konkrete Tipps für künftige CIOs.

Nicht ablenken lassen

Es ist schnell passiert, dass man sich von "hippen" Trendthemen wie Consumerization und Cloud, IT-Innovationen und neuer Technik ablenken lässt. Aber Achtung: Die Grundlagen der IT haben sich nicht verändert! "Jeder Schreiner arbeitet heute noch nach den gleichen Prinzipien wie Noah beim Bau der Arche", meint Lord augenzwinkernd. "Die Werkzeuge haben sich verändert, die Handlungsgrundlagen hingegen nicht. Ein CIO muss Fähigkeiten und Lösungen liefern, die dem Business helfen - und nicht sein technisches Können demonstrieren."

Auch wenn überall am Wegesrand verführerische Hypes lauern - die soliden Grundlagen der IT sind heute dieselben wie schon immer.
Auch wenn überall am Wegesrand verführerische Hypes lauern - die soliden Grundlagen der IT sind heute dieselben wie schon immer.
Foto: Lightspring - shutterstock.com

Der "perfekten Lösung" widerstehen

"Akzeptieren Sie die Tatsache, dass Sie nie 100 Prozent von allem werden automatisieren können - deshalb sollten Sie sich dieses Ziel gar nicht erst setzen, selbst wenn es Ihre Geschäftspartner von Ihnen verlangen", rät der UGI-CIO. Er erinnert sich an einen Kollegen, der nach einem neuen System verlangte, das die Schnittstelle zweier bereits vorhandener Systeme automatisieren sollte - Kostenpunkt 500.000 Dollar. "Es machte weitaus mehr Sinn, dass ein Mitarbeiter jede Woche 30 Minuten damit verbringt, diese Aktion händisch auszuführen - warum Hunderttausende Dollar ausgeben, wenn es auch jemand für 25.000 macht? Nur, weil wir theoretisch alle Funktionen automatisieren können, heißt das ja nicht, dass wir das auch tun sollten."

Innovation ist zudem immer kontextabhängig und von Unternehmen zu Unternehmen verschieden: "Für UGI Utilities ist es innovativ, ein Altsystem abzulösen oder eine robuste Webpräsenz hochzuziehen - für ein anderes Unternehmen mit aktuelleren IT-Systemen ist es das nicht", so Lord und fasst treffend zusammen: "Für einen Barfüßigen ist sogar ein Paar Schuhe noch eine Innovation."

Business und IT - nur gemeinsam stark

"Ich sehe nicht, wie jemand in der IT erfolgreich sein kann, ohne das Geschäft zu verstehen, das die IT unterstützt", unterstreicht Lord. Allein das Business zu sehen, genügt indes auch nicht. Ambitionierte IT-Manager vergessen häufig, ihr eigenes Verständnis daraufhin zu prüfen - "Wenn unsere Geschäftsentscheider die IT verstehen würden, wären sie in der Lage, in für IT'ler verständlicher Sprache zu erklären, was sie wollen", so Lord. "Und immer dann, wenn sie meinen, die IT zu verstehen, kommt am Ende ein Chaos dabei heraus und wir liefern die falschen Produkte, weil die Anforderungen falsch formuliert waren."

Ob agile Softwareentwicklung oder ein sorgsamerer Definierungsprozess bezüglich Anforderungen - "Sie müssen zwischen IT und Business ein gemeinsames Verständnis von Business-Problem und technischer Lösung entwickeln", unterstreicht der CIO. Warum scheitern IT-Lösungen denn? Weil das Problem, für das sie entwickelt wurden, ein anderes ist, als das, für das sie entwickelt werden sollten.

Als Lord bei UGI anfing, verbrachte jeder IT-Mitarbeiter seine komplette Arbeitszeit innerhalb seiner Abteilung - Lord wies deshalb an, dass jeder seiner Mitarbeiter volle fünf Tage in einer anderen Abteilung verbringen musste. "Wir verdienen unser Geld damit, Leitungen im Boden zu verlegen und Kabel an Masten zu befestigen, um unseren Kunden und Gemeinden sicher und zuverlässig mit Energie zu versorgen", erklärt er. "Wie sollen wir Technologie entwickeln, um das zu optimieren, wenn wir aus der IT das Ganze nie zu Gesicht bekommen?"

Bitte keine Überregulierung

Große Unternehmen investieren Unmengen Zeit und Geld in ein komplexes Konstrukt aus strategischen Gremien, Investitionsausschüssen und andere Governance-Strukturen. Kleinere Unternehmen brauchen das nicht. "Governance ist wichtig, sie kann aber auch einfacher gestaltet werden, wenn CIO und CEO die gleichen Ziele verfolgen", rät Lord. Habe ein Unternehmen maximal 200 Mitarbeiter, brauche es oft gar nicht mehr. Lord: "Mit Governance soll die Angleichung zwischen Vorstandsplänen und IT-Strategie einfacher werden. Regulieren Sie dieses Alignment nicht zu Tode."

Es geht um das Vertrauen

Wer den Willen mitbringt, zuzuhören, sowohl Problem als auch Lösung versteht und dann auch noch darauf zugeschnittene Produkte und Services liefert, baut Vertrauen auf. "Je weiter Sie Ihre KarriereKarriere auf die CIO-Rolle hinbewegen, desto stärker sollten sie die Entwicklung und die Pflege dieses Vertrauen in jeden Teil Ihrer Arbeit einbauen", empfiehlt der CIO. Wer bereits CIO ist, sollte sich selbst fragen, welche Mitarbeiter ihm direkt das Vertrauen aussprechen würden. Fallen dann keine Kollegen ein, ist man vielleicht nicht der richtige für den Job. Sind es nur eine Handvoll Kollegen, sollte man das Vertrauen fördern und die Kollegen zu persönlichen Fürsprechern machen. Alles zu Karriere auf CIO.de

Vision als Teamaufgabe

Von CIOs werden eine klare Vision, eine nachvollziehbare Strategie und ein deutlich abgesteckter Weg dorthin erwartet. Auch wenn solch ein Ansatz ein erfolgreiches Ergebnis sichert, trägt er doch wenig dazu bei, dass sich das IT-Team ein Projekt zu Eigen macht und voll dahintersteht. "Ich selbst gebe deshalb nur vage eine Vision aus und bitte beim Team, eigene Ideen mit einzubringen", erklärt Lord. "Nur so kommt eine Vision heraus, mit der sich das gesamte Team identifiziern kann. Die Kollegen sind dann stolz, gemeinsam mit ihrem Team an der Ausgestaltung mitzuarbeiten."

Seien Sie ehrlich zu sich selbst

"Überlegen Sie sich gut, ob Ihnen die CIO-Rolle wirklich liegt. Ich habe viele Menschen mit tollen Studienabschlüssen in Informatik gesehen, die dachten, dass sie später unbedingt CIO sein wollen. Aber tatsächlich interessierten sie sich nur für die Technik, nicht für die Menschen", so Lord. Mit dem Siegeszug desCloud Computing ist IT aber zu einer Profession geworden, in der mehr Wert auf persönliche Beziehungen, Teamwork und Strategie gelegt wird als auf Software-Entwicklung.

"Programmierer, die ihren fertigen Code in ein Repository hochladen, ohne vorher, währenddessen oder hinterher mit Menschen gesprochen zu haben, wird es nicht mehr geben", meint der CIO von UGI Utitlities. "Die IT-Profis der Zukunft müssen das Zusammenspiel von Technik, Menschen und Prozessen begreifen."

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation cio.com.

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