Max Schaffer, Österreichische Post

Vollbluttechniker als Trendscout

03.06.2002
Von Michaela Streimelweger
Er gilt als der Stratege unter den CIOs seines Landes. Bei der Österreichischen Post stellte Max Schaffer den IT-Bereich auf die Beine. Seit April widmet er sich als Technologieberater des Vorstands ausschließlich der Planung einer IT-Strategie.

Max Schaffer hat ein Faible für das große Ganze: Sind wir Menschen nur der Schatten von Wesen einer höheren Dimension? Woher kommt die Energie, mit der wir agieren? Gibt es eine mathematische Erklärung für das, was die Seele ist? Doch nicht nur, was seine Privatinteressen (Hobbys: Lesen, Joggen, Esoterik) betrifft, auch beruflich denkt der IT-Chef der Österreichischen Post in übergeordneten Bahnen. Mit seiner Feststellung "Man soll als CIO nicht nur die Technik sehen, sondern auch den Profit fürs Unternehmen", reihte er sich ein unter den CIOs mit geschäftlicher Wachsamkeit - die in österreichischen noch nicht so zahlreich sind wie in deutschen Unternehmen.

Drei Jahre lang lenkte er sozusagen als CIO für den Alltag die IT-Geschicke des größten österreichischen Zustellers. Den operativen Teil seiner Tätigkeit übernimmt nun ein neuer IT-Bereichsleiter. Schaffer ist damit vom administrativen Jonglieren mitServicevereinbarungen, Software-Lizenzen und Hardware-Beschaffung befreit. Seit April berät er den Vorstand in Technologiefragen; diese Position wurde für ihn neu geschaffen und mit der anspruchsvollen Aufgabe belegt, die IT der Österreichischen Post nicht nur wettbewerbsfähig zu halten, sondern sie strategisch an den langfristigen Entwicklungszielen des Unternehmens zu orientieren.

SAP-Einführung in sechs Monaten

Der 44-jährige Österreicher kennt seine Stärken: "Mein Vorteil ist, dass ich technologische Trends sehr gut erkenne." Das lässt sich belegen: Bei seinem früheren Arbeitgeber, der Steuerberater-Genossenschaft Datev in Nürnberg, zählte er zu den Ersten in Deutschland, die Roboter zur Datenarchivierung einsetzten. Und in seiner Ära als Rechenzentrumsleiter war die Datev eines der wenigen Unternehmen hierzulande, das bereits 1993 einen eigenen Internet-Auftritt hatte.

Ab 1995 leitete Schaffer vier Jahre lang den IT-Bereich beim österreichischen Pressegroßvertrieb Morawa (rund 400 Mitarbeiter; Gesamtumsatz 2001: 110 Millionen Euro). Zu Beginn seiner Amtszeit bei Morawa gliederte Schaffer das RechenzentrumRechenzentrum aus. OutsourcingOutsourcing hatte damals noch kaum ein österreichischer IT-Verantwortlicher betrieben. "Aber wenn ich die Verantwortung für die Unternehmens-IT habe, bin ich nicht scharf darauf, einen solchen Kostenblock ständig mitzuziehen", so Schaffer. Vor allem schätzt er die Flexibilität, die das Outsourcing mit sich bringt.

Diese Politik vertritt Schaffer auch bei der Post, einem Großunternehmen mit 30000 Mitarbeitern und 1600 Ämtern. Als er im März 1999 seinen Posten als CIO antrat, steckte das Unternehmen mitten in der Trennung von der Telekom Austria. 1996 wurde die Post und Telekom Austria (PTA) aus der Staatsverwaltung ausgegliedert; 1999 folgte die Aufspaltung in die Post AG und die Telekom Austria. Die gesamte technische Ausstattung ging in die Telefongesellschaft über. "Was ich vorfand war - nichts", erinnert sich Schaffer.

Sein erstes Großprojekt war der Aufbau einer SAPUmgebung. Die stampfte er zusammen mit dem Chef des Rechnungswesens und dem neu eingestellten Leiter des SAP-Kompetenzzentrums aus dem Boden: "In sechs Monaten - das ist Weltrekord", behauptet er. Hinzu kam die Beschäftigung mit dem Jahr-2000-Problem; und dann stand auch noch die Umstellung auf den Euro an: die ersten Monate - ein Kraftakt für das von Schaffer aufgebaute, rund 50-köpfige IT-Team.
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