Produktive Diversität

Warum Perfektionisten in jedes Team gehören

Kommentar  16.02.2022

Frank Schabel ist freiberuflicher Senior Advisor. Zuvor war er bei SAP, CSC Ploenzke sowie Hays in leitendender Funktion in den Bereichen Marketing und Kommunikation tätig.

Perfektionisten können nerven. Trotzdem sind sie für Führungskräfte im Team unverzichtbar, weil ihr Qualitätsanspruch hilft, den Projekterfolg zu sichern.
Perfektionisten werden wegen ihrer Akribie oft als Außenseiter in der Teamarbeit betrachtet. Führungskräfte sind deshalb gut beraten, bei allen Teammitgliedern immer wieder auf die qualitiative Bedeutung ihres Perfektionsismus für die Projektarbeit hinzuweisen und integrativ zu wirken.
Perfektionisten werden wegen ihrer Akribie oft als Außenseiter in der Teamarbeit betrachtet. Führungskräfte sind deshalb gut beraten, bei allen Teammitgliedern immer wieder auf die qualitiative Bedeutung ihres Perfektionsismus für die Projektarbeit hinzuweisen und integrativ zu wirken.
Foto: Andrii Yalanskyi - shutterstock.com

Perfektionisten zählen wohl nicht zur Kategorie der beliebtesten Kollegen. Sind sie doch pingelig, mäkeln herum und sind auf Fehler anderer fixiert - das nervt. Zumal sie ihre perfektionistischen Maßstäbe gerne auf andere übertragen und immer wieder darauf hinweisen, dass eigentlich nur sie selbst diesen gerecht werden können. Trotzdem sind sie unerlässlich, denn sie achten auf etwas Wichtiges: Qualität! In diesem Sinne leisten sie mit ihrem hyperexakten Arbeiten einen wichtigen Beitrag für jedes Team. Wie aber lassen sich diese unbestrittenen Vorteile von Perfektionisten nutzen, ohne gleichzeitig TeamsTeams unnötig zu belasten? Alles zu Personalführung auf CIO.de

Gute Führungskräfte behalten bekanntlich das große Ganze im Auge. Es ist ihre originäre Aufgabe, Perfektionisten in Teams einzubinden, um ihre Fähigkeiten produktiv zu nutzen. Das tun sie, wenn sie in den für ihre Arbeitsweise am besten geeigneten Aufgaben und Projekten tätig sind. Perfektionisten gehen bei Themen auf, wo sie sich in Details vergraben können. Begleitend sollten Führungskräfte jedoch regelmäßig kommunizieren, dass Perfektionisten für das gesamte Team wichtig sind. Dadurch wird ihre Arbeit anerkannt.

Konflikte in Grenzen halten

Nichtsdestotrotz sollten Perfektionisten ihre Aufgaben besser im stillen Kämmerlein lösen, was ihrer Arbeitsweise sowie ihrem Naturell ohnehin entgegenkommt. Natürlich müssen sie trotzdem mit dem Rest des Teams gekoppelt sein, jedoch nicht im Kern, sondern mehr am Rande. Auf diese Weise wird die soziale Dynamik präventiv in Grenzen gehalten, die entsteht, wenn Perfektionisten mit ihrer Hartnäckigkeit Teams ausbremsen. Ohnehin sollten Führungskräfte darauf achten, dass Perfektionisten wenig mit ihrem Gegenpol, den Freestylern, zusammenarbeiten. Gerade in dieser Konstellation kracht es gerne mal und das wirkt sich negativ auf das gesamte Team aus.

Kommt es dennoch zu Konflikten, gilt es für Manager umso mehr, im Team nochmals auf die große Kraft hinzuweisen, die durch die Vielfalt und Diversität unterschiedlicher Kompetenzen entsteht und dass es aller Akteure bedarf, um erfolgreiche Arbeit zu leisten sowie zu guten Projektergebnissen zu kommen. Im Hintergrund sollten die Teamverantwortlichen mit den Konfliktparteien jedoch bilateral deutlich Grenzen markieren: Differenz tut Teams gut, darf jedoch nicht zu Eskalationen führen.

Jenseits dessen ist sowohl für Führungskräfte als auch für Kollegen von Perfektionisten ein gerüttelt Maß an Toleranz angesagt. Wie im Übrigen in allen konfliktträchtigen Situationen. Perfektionisten sind der optimalen Lösung verpflichtet, dafür kämpfen sie. Konflikte stellen für sie weniger persönliche als vielmehr inhaltliche Probleme dar. Deshalb ergibt es Sinn, Kritik von Perfektionisten nicht persönlich zu nehmen und sie - wenn möglich - im Raum stehen zu lassen, denn es ist nahezu ausgeschlossen, dass aus Perfektionisten Freestyler werden. Ihr Weltbild beziehungsweise ihre Arbeitswelt hat dafür zu feste Strukturen.

Aus meiner persönlichen Erfahrung und Perspektive sei noch erwähnt: Ich gehöre zur Fraktion der 70:30-Akteure. Zum Glück habe ich früh begriffen, dass Perfektionisten vonnöten sind, um Dinge noch besser zu machen und sie bewusst eingestellt. (pg)

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