Back to Office

Warum Vorgesetzte ehrlicher sein müssen

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Noch immer sehen viele Beschäftigte nicht ein, warum sie vom Home Office ins Firmenbüro zurückkehren sollten. Das liegt auch daran, dass ihre Führungskräfte die Gründe kaum erklären können.
Rätselhaft, warum viele Firmen ihre Mitarbeitenden aus einem solchen Home-Office nicht herausholen können.
Rätselhaft, warum viele Firmen ihre Mitarbeitenden aus einem solchen Home-Office nicht herausholen können.
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Nach der Corona-Pandemie haben immer noch viele Unternehmen Schwierigkeiten, ihr Personal zumindest zeitweilig in die Unternehmensgebäude zurückzuholen. Setzen sie mit Gewalt Richtlinien zur Rückkehr durch, wirkt sich das negativ auf die Motivation und damit auch auf die Produktivität aus. Außerdem erhöht sich die Kündigungsbereitschaft - gerade in der IT, wo sich die Talente den Job immer noch aussuchen können.

Neal Woolrich, für Human Resources (HR) verantwortlicher Director Advisory bei Gartner, sagte auf der Reimagine HR Conference in Sydney: "Im schlimmsten Fall lösen Return-to-Office-Mandate das Gegenteil dessen aus, was bezüglich Flexibilität, Autonomie und Wohlbefinden der Mitarbeitenden beabsichtigt war." In den vergangenen Jahren hätten viele Betriebe mantraartig den Purpose betont und sowohl Kunden als auch Beschäftigte in den Mittelpunkt gestellt. Zwangsmaßnahmen wie die Rückkehr ins Büro stünden in starkem Widerspruch dazu.

Der Obstkorb reicht nicht

"Die Unternehmen haben nach der Pandemie versucht, ihr Personal mit kostenlosen Mahlzeiten, flexiblen Arbeitszeiten und anderen Vergünstigungen zurück in die Büros zu locken. Aber diese Gesten haben nicht gewirkt", stellte Woolrich fest und gibt verschiedene Empfehlungen. Arbeitgeber müssten zuerst einmal daran arbeiten, das Büro zu einem Ort zu entwickeln, das die Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellt. Oberste Priorität habe, dass sich die Menschen dort wohlfühlten.

Zweitens müssten die Firmen plausibler argumentieren: Oft könnten sie nicht begründen, warum es für die eigene Organisation und ihre Beschäftigten vorteilhaft sei, wenn alle im Büro sind - zumal viele Teams ohnehin international virtuell zusammenarbeiten, sich die Aufgaben nicht großartig ändern und in den zurückliegenden Jahren eindrucksvoll bewiesen wurde, dass auch remote hervorragende Arbeit geleistet werden kann. "Wir hören immer wieder, dass die meisten Mitarbeitenden angeben, zu Hausezu Hause sogar produktiver zu arbeiten." Alles zu Homeoffice auf CIO.de

Führungskräfte unter Verdacht

Viele glauben, dass sie nur deshalb in die Büros beordert werden, weil ihre Führungskräfte sich dann wohler fühlen und direkte Kontrolle ausüben können. Laut einer Gartner-Umfrage vom Juni 2023 unter 3.493 Mitarbeitenden sind 48 Prozent der Meinung, dass ihre Unternehmen den Wünschen der Führungskräfte Vorrang geben, nicht denen des Personals.

Die Analysten empfehlen den Managern, die Arbeitswelt so umzugestalten, dass der Sinn und Zweck des Schaffens im Vordergrund steht, nicht die tägliche Arbeitsroutine. Es gehe nicht um das Durchsetzen irgendwelcher Prinzipien, sondern darum, die Arbeit im Konsens so zweckmäßig zu organisieren, dass jedem klar sei, warum welche Tätigkeit zu Hause oder eben im Firmenbüro ausgeübt werden sollte.

Klappe halten und arbeiten - auf diesem Standpunkt stehen nicht wenige Führungskräfte, die ihre Leute zurück ins Großraum-Paradies beordern.
Klappe halten und arbeiten - auf diesem Standpunkt stehen nicht wenige Führungskräfte, die ihre Leute zurück ins Großraum-Paradies beordern.
Foto: Monkey Business Images - shutterstock.com

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Anstatt die Rückkehr ins Büro vorzuschreiben, sollten Unternehmen ihre Beschäftigten durch eine offene und stichhaltige Kommunikation davon überzeugen, dass bestimmte Tätigkeiten besser im Büro erledigt werden können. Gelinge das nicht, werde sich das oft schon entstandene Vertrauensdefizit zwischen dem Personal und den Unternehmensleitungen weiter vergrößern.

Die eigentliche Herausforderung besteht laut Woolrich also in der ehrlichen Kommunikation der FührungskräfteFührungskräfte. "Sie müssen ihre Leute so respektieren, dass sie ihnen die wirklichen Beweggründe für ihre Maßnahmen nennen", empfiehlt der Analyst. Es sei wichtig, eine klare Begründung zu liefern, damit die Betroffenen den Sinn der Maßnahmen verstünden und nachvollziehen könnten, wie und warum Entscheidungen getroffen würden. (hv) Alles zu Personalführung auf CIO.de

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