Online-Beratung

Wein-Wissen

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Muscadet oder Riesling, Pomerol oder Chablis? Diese Frage beantwortet in guten Restaurants der Sommelier. Wer sich nicht so gut auskennt, kann sich Tipps vom Online-Weinkellner holen.

Zur Auswahl des richtigen Weins dienen auf der Website www.derweinberater.com Methoden der künstlichen Intelligenz (KI). "Ursprünglich haben wir den Weinberater entwickelt, um zu zeigen, dass wissensbasierte Systeme alltagstauglich und kommerziell einsetzbar sind", sagt Stefan Wimmel, der während seines Informatikstudiums in Hamburg auf das Thema gestoßen ist. Nach der Diplomarbeit über Wissensrepräsentation hat er mit seinem Kollegen Thorsten von Bargen eine Firma gegründet, um die selbst entwickelte Technik zu vertreiben.

Auf einer Messe für Wissensmanagement in Baden-Baden stellte der Existenzgründer dann überrascht fest, dass nicht nur die Technik des Demo-Systems auf Interesse stieß. Tipps für den richtigen Wein, so Wimmels Erkenntnis, schätze sowohl Otto Normalverbraucher als auch der Gourmet. Das ehemalige Demonstrationsobjekt ist mittlerweile zum Geschäftsmodell gereift.

Speisen und Weine im Profil

Der Online-Weinberater nutzt KI-Methoden, um das Fachwissen eines Weinprofis in einem computergerechten Regelwerk zu erfassen. Den Kern des Systems bilden eine selbst entwickelte Beschreibungslogik und Knowledge-Management-Technologie. In Datenbanken sind auf der einen Seite die Profile von Speisen, auf der anderen die der Weine erfasst. "Für jeden Wein speichern wir in einer siebenstufigen Skala Merkmale, die auch ein Sommelier benutzt", so Wimmel. Das Geschmacksprofil ergibt sich aus der Kombination von Körper, Süße, Säure, Frucht, Qualität, Tannine (Gerbstoffe) und Barrique (Holzaroma).

Die Auswahl erfolgt unter mehreren hundert internationalen Weinen anhand der geschmacklichen Nähe zu den Speisen. Dabei kann das System - wie jeder gute Weinkellner - auch die Zubereitungsart, Soßen und Gewürze berücksichtigen. Umgekehrt lassen sich passende Speisen finden oder Weine aus der gewünschten Kombination von Typ, Süße, Rebsorte und Region ermitteln.

"Das System ist weit intelligenter als ein rein datenbank-basiertes und viel leichter zu pflegen", behauptet Wimmel. Neue Weine und Speisen, aber auch verfeinerte Regeln ließen sich jederzeit integrieren. Und der Berater gibt nicht nur Empfehlungen: Der Webshop Vino24.de, erster Partner des Unternemens, bietet gute Tropfen zum Bestellen an.

Dass die Einsatzmöglichkeiten wissensbasierter Systeme über die Weinberatung hinausreichen, davon ist Wimmel überzeugt: "Nachdem sich die allzu hoch gesteckten Erwartungen an KI-Systeme nicht erfüllt haben, sind sie in Bausch und Bogen als untauglich verurteilt worden. Entwicklungen finden seiher fast nur noch im Elfenbeinturm der Universitäten statt - obwohl einzelne Methoden sich hervorragend für den kommerziellen Einsatz eignen." Vorerst aber werde er sich auf Weiterentwicklung und Vermarktung des Weinberaters konzentrieren. Der arbeite zwar gut, aber Verbesserungen seien immer möglich: "Für komplette Menüs gelten leicht abweichende Regeln, und Dessertweine haben wir noch gar nicht im Programm."

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