Beispiele und Vorteile

2 Wege zur Echtzeit-Strategie

02.01.2013 von Gerd Stangneth
Dafür sollten eine "Echtzeit Task-Force" als Parallelorganisation aufgebaut, Altsysteme stillgelegt und Investitionen umgeleitet werden. So argumentiert Gerd Stangneth von Capgemini in seiner Kolumne.
Gerd Stangneth ist Managing Consultant, Project Innovation, bei Capgemini Consulting in Deutschland.
Foto: Capgemini

Mobility, Big Data, Cloud, Social Media - diese Themen bilden die disruptiven Pfade, auf denen eine Vielzahl von neuen Schlüsselthemen auf uns zurollt - von Virtualisierung über Social CRM, und, und, und. Viele haben angesichts der rapiden Veränderungen Bedenken, andere sehen "faszinierende" Herausforderungen mit viel Potenzial.

Betrachten wir die Themen mal nicht einzeln, sondern gemeinsam, so fällt deutlich auf, dass sie den Fokus des IT-Managements verschieben. Nach Jahren der reinen IT-Optimierung und üblichen jährlichen Kostensenkung werden jetzt wieder komplett neue Wertbeiträge der IT zum Geschäftserfolg diskutiert.

Waren es vor drei Jahren noch CIOs, die die Maßgabe des CFOs ausgegeben haben ("Meine Nutzer wollen einen 5er BMW, aber ich sage Ihnen: Ein Golf reicht"), so sind es heute die CEOs, die fragen: "Was bringt Digital Transformation?"

Für die Kombination der aktuellen IT Trendthemen ist die Antwort meiner Meinung nach einleuchtend: Echtzeit, das bedeutet: Alle Informationen (Mobility, Social Media, Cloud), schnelle Auswertung und Analsye (Big Data) und rasche Abstimmungen und Entscheidungen (Social Media).

Wenn wir ausführen, was diese "Echtzeit" für Unternehmen bedeuten kann, so fallen schnell überzeugende Beispiele ein:

Sonderpreise in 1000 Filialen dynamisch anpassen

Natürlich ist man versucht, konservativ zu argumentieren, wieso man "Echtzeit" nicht braucht, warum es die letzten zehn Jahre ohne funktionierte, eine Migration der Altsysteme, Prozesse, Organisationen nicht realistisch sei. Orwell’sche Ängste helfen bei der Argumentation.

Wirkungsweise von Echtzeit laut Capgemini.
Foto: Capgemini

Risikofreudige Unternehmen (häufig Start-Ups) werden sich davon nicht aufhalten lassen. Nicht wenige von ihnen werden es schaffen, durch die Abschaffung von Barrieren und Verzögerungen die konservativen Unternehmen vor sich her zu treiben.

Sollten wir uns jetzt also um 180 Grad drehen, die IT-Budgets verdoppeln und alles auf Echtzeit-Systeme setzen? Wenn wir den Druck zur Kostenreduktion vermindern, werden sich dann nicht die "alten" Services unter dem Banner der neuen Innovationen wieder zu altbekannter Ineffektivität aufblähen?

Die Lösung aus diesem Dilemma besteht aus meiner Sicht in zwei einfache Maßnahmen, die es uns ermöglichen, die Nutzung von "Echtzeit" mit unternehmerischem Risiko zu ermöglichen:

1. Eine "Echtzeit Task-Force" als Parallelorganisation

Ein gemeinsames Team aus Geschäftsstrategie und IT mit dem Budget und Mandat, Einsatzfelder zu identifizieren und Echtzeitlösungen zu (er-)finden - parallel zu den existierenden Organisationen. Dieses Team sollte allerdings kein einfaches "Pilot-Bastel-Lab" werden, sondern ein substanzielles Budget in Höhe von rund 25 Prozent des IT-Budgets über zwei Jahre bekommen und unter Führung der Geschäftsstrategen stehen.

2. Radikales (Um-)Denken in der ursprünglichen IT

Wir müssen es der Bestandsorganisation erlauben, ihre Altsysteme stillzulegen, wenn die Parallelorganisation soweit ist zu übergeben. Auch wenn dies einen Schnitt mit alten Systemen und Funktionen bedeutet. Was man beim Übergang in die Cloud geschafft hat, wird man auch zu neuen Systemen schaffen.

Dies bedeutet die Kanalisierung der Investitionen auf die "Echtzeit Task-Force" mit Big Data, Mobility und Social Media als Hauptwerkzeugen. Die Fachabteilungen werden unter Moderation dieser Task Force den Echtzeit-Mehrwert entwickeln. Verringerte Durchlaufzeiten, Qualitätssteigerungen, Gesteigerte Planungsgenauigkeit oder Verbesserung der Entwicklungsrate können einfach assoziiert werden.

Es wird meiner Sicht nach in jeder Branche Vorreiter geben, die diesen Echtzeit-Mehrwert adressieren und die Entwicklung vorantreiben. So wird sich die Geschichte wiederholen: Firmen werden neu entstehen, andere wachsen oder verschwinden.

Es liegt an den IT-Management-Verantwortlichen und der Geschäftsführung, zu bestimmen, zu welcher Gruppe Sie in Ihrer Branche gehören werden. Nutzen Sie die Gelegenheit in Echtzeit, also jetzt!

Gerd Stangneth ist Managing Consultant, Project Innovation, bei Capgemini Consulting in Deutschland.