IT-Industrialisierung bei Banken

An SOA führt kein Weg vorbei

03.03.2010 von Christiane Pütter
Laut Forrester müssen Banken ihre IT-Systeme modular und Service-orientiert aufbauen. Sie werden künftig stärker mit Versicherungen und Finanzdienstleistern zusammenarbeiten.

Die IT-Landschaft von Banken - wie auch das Bankgeschäft überhaupt - wird sich in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren erheblich verändern. Das sagt jedenfalls Jost Hoppermann vom US-Marktforscher Forrester. Dabei sind zunächst zwei Punkte zu nennen: Kunden wollen immer mehr Bankdienstleistungen zu jeder Zeit an jedem Ort abrufen. Banken werden neue Allianzen mit benachbarten Feldern wie Finanzdienstleistern und Versicherungen eingehen müssen.

Die damit verbundenen Veränderungen in der IT stellt Hoppermann unter den Oberbegriff Industrialisierung. Er geht davon aus, dass CIOs in Banken auf Service-orientierte Architekturen (SOA) und modular aufgebaute Systeme setzen. Davon ist im Moment noch nicht viel zu spüren: Die Kernbanken-Systeme sind derzeit oft 15 oder 20 Jahre alt, manchmal auch noch älter. Diese zu modernisieren, ist "komplex, teuer und riskant", wie Hoppermann selbst sagt.

Dennoch werden die Banken nicht daran vorbei können. Das liegt vor allem an den Verbrauchern und ihren wachsenden Ansprüchen. Geldinstitute werden in Customer Relationship Management (CRM)-Lösungen investieren. Sie müssen Verbraucher in immer genauere Segmente einteilen, um sie zielgruppenorientiert ansprechen zu können. Die Technische Universität Hamburg-Harburg stellte schon 2007 in einer Befragung fest, dass jeder dritte Kunde der Altersklasse 31 bis 40 Jahre die Bank wechselt, wenn sie kein mobile Banking anbietet.

Hinzu kommt, dass die Grenzen zwischen Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistern verschwimmen. Das und wachsende Internationalisierung erfordern mehr Zusammenarbeit der Unternehmen.

Hoppermann sieht hinter den Kulissen Veränderungen ablaufen, die Change Management erfordern. Geschäftsfelder und Geschäftsprozesse müssen neu definiert werden und die IT muss diese Modernisierung unterstützen. Wichtige Stichworte dabei sind Risiko-Management und multinationale Compliance.

Anbieter reagieren bereits. Hoppermann betrachtet Ankündigungen von Oracle und Temenos, die modulare Banking-Plattformen herausbringen wollen, allerdings mit Vorsicht. Noch sieht er auf dem Markt nichts, was den Anforderungen entspricht. Banken-CIOs brauchen eine breite Auswahl an Modulen, die sich leicht in eine einzige kohäsive Plattform integrieren lassen.

Datensicherheit wird noch wichtiger

Der Forrester-Analyst beschreibt diese Entwicklung als Weg "von der reinen SOA zur Komponentisation". Er erwartet, dass immer mehr Produkte und Dienste "as a Service" angeboten werden. Dabei komme der Datensicherheit vor dem Hintergrund von Cloud Computing wachsende Bedeutung zu.

Stichwort Datensicherheit und Compliance: Gartner-Analyst Martin Gutberlet sieht ebenfalls wachsende Anforderungen auf die Banken zukommen, zumal wegen der aktuellen Finanzkrise. Aus seiner Sicht spricht daher nichts dagegen, auch mal einen Juristen zum CIO zu machen, sofern dieser die nötigen technischen Skills mitbringt.

Zumindest, so Gutberlet, müsse der CIO für die nötige Kommunikation zwischen IT und Recht sorgen. Denn Compliance betrifft sowohl technische als auch juristische Fragen.

CIO in einer Bank werden?

Trotz allem - der Gartner-Analyst würde niemandem abraten, heute CIO in einer Bank zu werden. Es sei doch "eine hochspannende Aufgabe, Technologie und sich ständig ändernde Geschäftsprozesse zu managen".

Forrester-Analyst Jost Hoppermann führt seine Thesen in dem Papier "The banking platform of the future" aus. Mit Martin Gutberlet hat cio.de im Dezember im Rahmen eines IT-Kongresses gesprochen.