IT-Ausgaben

An welchen Stellen der CIO investieren muss

08.11.2022 von Mary K. Pratt
Um sich für eine unsichere Zukunft zu rüsten, verstärken Unternehmen ihre IT-Ausgaben vor allem in den Bereichen Sicherheit und Effizienz.
Mehr Cyber Security, betriebliche Effizienz und verbesserte Kundenerfahrungen sind die wichtigsten Treiber für IT Ausgaben im Jahr 2022.
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Carrie Rasmussen, SVP und CIO des HR-Software-Anbieters Ceridian, hat ihr IT-Budget für 2022 um sieben Prozent aufgestockt. Als Gründe nennt sie das Wachstum ihres Unternehmens, die fortschreitende Digitalisierung und das steigende Sicherheitsbewusstsein. Insbesondere erhöht Rasmussen ihre Ausgaben für Cyber Security, um das Risikomanagement zu unterstützen, ein Schlüsselelement für die geplante globale Expansion des Unternehmens. Ein Teil der zusätzlichen Mittel fließt in die Konsolidierung von Anwendungen und Diensten. Diesen Schritt bezeichnet Rasmussen als Effizienzsteigerung, "durch die Geld für Reinvestitionen frei wird".

Außerdem hat die CIO Finanzmittel für Automatisierungs-, Prozessverbesserungs- und Datenprojekte vorgesehen, die zum Teil darauf abzielen, Ineffizienzen zu beseitigen und den Mitarbeitern zu helfen, produktiver zu sein. "Wenn man global wächst, braucht man diese Effizienz, um seine Gewinnspannen zu erhöhen." Zusammengenommen und im Einklang mit ihren Cloud-first/SaaS-basierenden Modernisierungsprojekten helfen diese Technologieinitiativen dem Hersteller von Cloud-HCM-Software, seine digitalen Ressourcen zu skalieren, um den steigenden Anforderungen der Mitarbeiter und Kunden gerecht zu werden, so CIO Rasmussen.

IT-Budgets 2022: aufwärts

Diese Budgetentwicklung ist repräsentativ für die CIO-Ausgaben im Jahr 2022, wenn man sie mit den Ergebnissen des "2022 State of the CIO Report" von CIO.com sowie anderen einschlägigen Umfragen vergleicht. Diese zeigen, dass CIOs im Großen und Ganzen von einer Erhöhung der jährlichen Budgets profitieren, wobei die IT-Ausgaben 2022 wohl die Zahlen des Vorjahres übertreffen werden. Obwohl die Steigerungsrate mit denen der vergangenen Jahre übereinstimmt, haben sich die maßgeblichen geschäftlichen Anforderungen, die sich dahinter verbergen, verändert: Viele IT-Manager in den Unternehmen sehen eine Umschichtung ihrer Ausgaben durch neue Prioritäten der Fachbereiche, wobei Forderungen nach erhöhter Cybersicherheit sowie verbesserter Effizienz und Produktivität die Liste anführen.

IT-Sicherheit hat die höchste Priorität

Der "State of the CIO Report" ergab, dass der Wunsch nach einer größeren IT-Sicherheit in der Ausgabenliste für 2022 ganz oben steht. Danach folgt die Steigerung der betrieblichen Effizienz und die Verbesserung der Kundenzufriedenheit. Die Umgestaltung bestehender Geschäftsprozesse, mehr Mitarbeiterproduktivität sowie die Verbesserung der Rentabilität runden die obersten sechs Prioritäten ab. Nach Ansicht von Tech-Führungskräften und Analysten spiegelt dies den schwierigen Balanceakt wider, der sich innerhalb der CIO-Büros abspielt: die Notwendigkeit, ständig operative Spitzenleistungen zu erzielen und gleichzeitig transformative technische Services zu ermöglichen.

IT-Ausgaben mit strategischem Fokus

"Die IT ist einer der besten Orte für Investitionen, aber die Führungskräfte wollen sicherstellen, dass diese Gelder für die richtigen Dinge auf die richtige Weise ausgegeben werden. Sie rechnen mit spitzer Feder, wofür sie ihr Geld ausgeben", berichtet Dan Priest, Managing Partner für Cloud und Digital beim Beratungsunternehmen PwC. Seiner Meinung nach betrachten Top-Manager die IT nicht mehr nur als Kostenstelle, sondern als einen Faktor, der zu schlankeren Abläufen sowie zur Verbesserung bestehender und zur Erschließung neuer Geschäftsfelder beitragen kann, was sich auch in ihren Budgetentscheidungen widerspiegelt. "Aus diesem Grund haben IT-Ausgaben derzeit strategischen Fokus. CIOs müssen jetzt wichtige Entscheidungen treffen, die langfristige Auswirkungen haben."

Die 10 wichtigsten Treiber für IT-Ausgaben

Der "State of the CIO-Bericht" ergab weiter, dass 59 Prozent der CIOs im Jahr 2022 mehr ausgeben wollen als im Jahr 2021. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten nur 49 Prozent der CIOs zu Beginn des Jahres angegeben, dass sie eine IT-Budgeterhöhung planen. Auf die Frage nach den geschäftlichen Initiativen, die IT-Investitionen in Ihrem Unternehmen am stärksten vorantreiben würden, nannten die IT-Verantwortlichen:

Andere Marktforscher haben ähnliche Trends bei den IT-Ausgaben festgestellt. Gartner erwartet unter anderem einen Anstieg der weltweiten IT-Ausgaben um vier Prozent in diesem Jahr, der vor allem durch Investitionen in Analytics, Cloud Computing, Kundenerfahrung und Sicherheit angetrieben wird. Die Info-Tech Research Group stellte in ihrem Bericht "CIO Priorities 2022" fest, dass CIOs die Verbesserung von Geschäftsprozessen, die digitale Transformation/Modernisierung, die Sicherheit sowie die Unterstützung des Umsatzwachstums als die wichtigsten geschäftlichen Erfordernisse ansehen, die ihre IT-Agenda in diesem Jahr prägen.

To-dos im digitalen Wettlauf

Bei näherer Betrachtung stellte Info-Tech fest, dass CIOs die folgenden Prioritäten für den Wettbewerb in der digitalen Wirtschaft nannten:

Cybersicherheit treibt IT-Ausgaben

Natürlich haben Unternehmen jedes Jahr in grundlegende Elemente wie die Cybersicherheit investiert, aber ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren hat den aktuellen Anstieg der Sicherheitsausgaben erforderlich gemacht. "Die Ausgaben für Cybersicherheit sind kontinuierlich gestiegen, aber sie haben sich von der Perimeter-Sicherheit, an die wir seit 40 Jahren gewöhnt sind, auf die Absicherung von Clouds, Remote Work und Remote-Mitarbeitern verlagert", berichtet John Lovelock, Research Vice President und Analyst bei Gartner. "Unternehmen, die früher virtuelle Mauern um ihre Gebäude errichtet haben und so die Sicherheit gewährleisten wollten, haben jetzt zu viele Öffnungen etwa in die Cloud, zu Partnern, Kunden und Mitarbeitern, als dass diese Strategie noch praktikabel wäre."

Obwohl dieser Wandel schon seit vielen Jahren im Gange ist, bildet er laut Lovelock nach wie vor die treibende Kraft hinter einem Großteil der IT-Ausgaben für Cybersicherheit. "Es geht um die Sicherung dessen, was sich in den vergangenen Jahren gebildet hat und was sich immer noch weiterentwickelt." Als Beweis führt er die Zahlen von Gartner in diesem Bereich an: eine jährliche Wachstumsrate von 34 Prozent bei den Ausgaben für Cloud-Sicherheit, die von 585 Millionen US-Dollar im Jahr 2019 auf voraussichtlich 3,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 ansteigen werden.

Ransomware als Treiber für IT-Ausgaben

Ransomware ist ein weiterer wichtiger Grund für die zunehmende Besorgnis über Cybersicherheit und den entsprechenden Anstieg der IT-Ausgaben, berichtet Brian Jackson, Forschungsdirektor im CIO-Bereich bei Info-Tech. Seiner Analyse nach sind mehr Unternehmen von Ransomware-Angriffen betroffen, als den meisten bewusst ist, und viele würden sich in einer Phase der "Wiederherstellung" befinden. "Das kann eine große Stange Geld kosten", so Jackson. Selbst diejenigen, die noch nicht von Ransomware betroffen waren, sehen sich gezwungen, in stärkere Schutzmaßnahmen zu investieren, beispielsweise in bessere Offline-Backups. "Bei Ransomware handelt es sich oft um staatlich geförderte Cyberkriegsführung, und die Unternehmen sind mittendrin - somit hat sich Cybersecurity zu einem Kostenblock der geschäftlichen Tätigkeit entwickelt", fügt Jackson hinzu.

Anforderungen an Effizienz, Erfahrung und Produktivität

Andere wichtige Geschäftsanforderungen, die den Anstieg der IT-Ausgaben vorantreiben - wie die Steigerung der Effizienz, der Kundenerfahrung, der Mitarbeiterproduktivität und der Rentabilität - sagen laut Experten auch etwas darüber aus, wo die Unternehmen im Jahr 2022 stehen. "Sie haben jetzt eine größere Disziplin beim Kostenmanagement und müssen klug entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben", sagt Dan Priest von PwC, und er fügt hinzu, dass dies eine der besten Stellen ist, um zu investieren - besonders in Zeiten der Inflation.

Kosten senken, um handlungsfähig zu bleiben

Priest zufolge versuchen Unternehmen, ihre Abläufe zu automatisieren, zu rationalisieren und Kosten zu senken, um mit einem unsicheren Arbeitsmarkt, Arbeitskräftemangel, Inflation und geopolitischer Unsicherheit fertig zu werden. Diese Technologieinvestitionen ermöglichen es ihnen wiederum, ihre knappen (und zunehmend teureren) Arbeitskräfte für höherwertige Aufgaben einzusetzen. Zudem führen die Technologie-Initiativen auch zu Einsparungen, die Unternehmen in Betriebsabläufe und Initiativen zur Förderung des Umsatzwachstums reinvestieren können.

Legacy durch neue Lösungen ersetzen

Laut Priest geben CIOs weiterhin Geld für die Migration von Legacy-Infrastrukturen in die Cloud aus, um Redundanzen zu beseitigen, die Leistung zu optimieren, Prozesse zu verbessern und Datensilos aufzubrechen. Darüber hinaus investieren sie Geld in Daten- und Analyseprojekte, um effizienter zu werden, die Produktivität zu steigern und die Rentabilität zu erhöhen. In seiner Untersuchung darüber, wie CIOs im Jahr 2022 ihre Zeit und ihr Geld verteilen werden, hat PwC die fünf wichtigsten Prioritäten ermittelt:

Unterstützung von Wachstum und Wandel

CIO Rasmussen gibt an, dass die von den Marktforschern zusammengestellten Listen der IT-Prioritäten ihre eigene Budgetaufteilung widerspiegeln und dass sie mit den Ausgabenplanungen übereinstimmen, die sie auch von anderen Peers gehört hat. "Das sind die gemeinsamen Themen der meisten IT-Manager", sagt sie. Dabei räumen Rasmussen und andere IT-Manager ein, dass die diesjährige Liste der geschäftlichen Treiber wie ein Bruch mit den Prioritäten der vergangenen Jahre erscheinen mag, in denen im Allgemeinen die (digitale) Transformation dominierte. In der Tat hat die "State of the CIO"-Umfrage von CIO.com ergeben, dass Ziele wie die Einführung neuer digitaler Einnahmequellen und die Monetarisierung von Unternehmensdaten - beides typischerweise Teile von Transformationsprogrammen - in der Prioritätenliste der geschäftlichen Initiativen nur noch auf den Plätzen 11 und 13 rangieren.

Die Transformation ist nicht am Ende

Allerdings warnen Experten vor einer vorschnellen Interpretation - schließlich würden Entscheidungen zu IT-Ausgaben auch weiterhin auf die Unterstützung laufender und neuer digitaler Initiativen sowie allgemeiner Transformationsbemühungen abzielen, selbst wenn dies nicht explizit benannt wird. Wie Rasmussen bereits anmerkte, werden durch Ausgaben für die Effizienzsteigerung wieder "Gelder für Reinvestitionen frei", während Investitionen in Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit oder Mitarbeiterproduktivität neue Arbeitsweisen und die Zusammenarbeit mit Kunden unterstützen.

Fokus verändern: Wert statt Kosten

"Es geht nicht um Kostenkontrolle; wir sprechen stattdessen von Investitionen in den Wert. Das ist eine Investitionsstrategie mit dem Fokus auf Agilität - um im Markt wettbewerbsfähig zu sein", ergänzt CIO Rasmussen. PwC-Berater Priest stimmt dahingehend zu, dass eine Fokussierung auf die Grundlagen zu Fortschritten führen kann. Seiner Einschätzung nach werden IT-Ausgaben für Sicherheit, Effizienz, Prozessverbesserung und Produktivität die Position von Unternehmen verstärken - unabhängig von einer Zukunft zwischen Wachstum, anhaltender Inflation oder sogar einer Rezession.

Fachbereiche investieren selbst in Transformation

Darüber hinaus würden Ausgaben für transformative Geschäftsinitiativen zunehmend außerhalb des IT-Budgets und innerhalb der Fachbereiche getätigt, argumentiert Diane Carco, Chefin des Beratungsunternehmens Swingtide. Laut Gartner belaufen sich die IT-Ausgaben der Geschäftsbereiche im Durchschnitt auf bis zu 36 Prozent des gesamten offiziellen IT-Budgets. "Wir sehen, dass Transformationsausgaben in Abteilungen getätigt werden, die nicht zur IT gehören, so dass die Ausgabentrends für CIOs weniger strategisch erscheinen als noch vor fünf Jahren", sagt Carco. "Aber CIOs tätigen diejenigen Ausgaben, mit denen sichergestellt wird, dass die Transformationsinitiativen der Fachbereiche auch sicher und zuverlässig funktionieren."

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com