Business Intelligence

Barmer GEK startet Data-Warehouse-Projekt

16.05.2011 von Hartmut  Wiehr
Der Gesundheitsmarkt ist heute eine der wichtigsten Branchen der Wirtschaft. IT und Business Intelligence werden zu einem Mittel in der Konkurrenz.

Überall, wo es große Datenmengen auszuwerten und geschäftlich nutzbar zu machen gilt, ist "Business Intelligence“ angesagt. Kernkompetenzen eines Unternehmens und persönliche Erfahrungen der Mitarbeiter reichen angesichts des Datenwachstums und der enorm angewachsenen Informationen da nicht mehr aus.

Business Intelligence will auf anschauliche Weise relevante Daten aufschlüsseln und analysieren.
Foto: MicroStrategy

Niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser und Verwaltungseinrichtungen wie Krankenkassen verfügen über ungehobene Schätze an Informationen. Die Barmer GEK geht nun mit gutem Beispiel voran und investiert in Data Warehouses, um die gesammelten Daten zu ordnen und per IT-Methoden systematisch zu durchforsten und auszuwerten.

Damit lassen sich - nach Erreichen des ROI ("Return on Investment“) - mit ziemlicher Sicherheit Kosten einsparen und mehr Gewinne erzielen. Der Haken bei der Sache: Data Warehouses und Business Intelligence (BI) gezielt und mit Erfolgsaussichten einzusetzen, ist keine triviale Angelegenheit. Spezialisten sind erforderlich, die mit den angehäuften Daten mehr anfangen, als lediglich glitzernde Oberflächen mit Grün-Gelb-Rot-Signalen (= Dashboards) einzurichten. Praxis und Theorie klaffen in keinem anderen Gebiet der IT so weit auseinander wie hier.

So meint Tanja Tzieply, bei der Barmer GEK für den Bereich Standard-Software verantwortlich, nicht zufällig: "MicroStrategy hat uns im Auswahlverfahren durch seine stabile und flexible Oberfläche überzeugt, die sich wie aus einem Guss präsentiert.“ Die Oberfläche alleine soll es aber nicht nur sein, da man mehr vorhat. Die Software soll vor allem "eine effiziente Anwendungsentwicklung und ein hohes Maß an Flexibilität“ ermöglichen. Nur so könne man auf im Gesundheitswesen übliche Veränderungen schnell reagieren. Man erhofft sich außerdem, durch den Einsatz der BI-Architektur die Gesamtkosten für das Unternehmen "so gering wie möglich zu halten.“

Die Krankenkasse ist seit 2002 Kunde von MicroStrategy und setzt die BI-Plattform für das Leistungsmanagement und strategische Steuerungsaufgaben ein. Durch ein Data Warehouse von mehr als 7 Terabyte stehen laut Barmer GEK den hauseigenen Analysten und Fachkräften die nötigen Informationen zur Verfügung, „um Trends und Auffälligkeiten im Detail zu identifizieren und entsprechend zu reagieren“.

Dashboards sollen Arbeit vereinfachen

Im Zuge der Vereinigung von Barmer und GEK Anfang 2010 wurden auch die bisher eingesetzten Software-Lösungen „auf den Prüfstand gestellt“. Die BI-Angebote von MicroStrategy sollen zukünftig als Standard für Analyse, Berichts- und Dashboard-Anwendungen genutzt werden. Mit den Dashboards können auch nicht so erfahrene Mitarbeiter einen schnellen Zugriff auf einzelne Datensegmente realisieren, meint man bei der Barmer GEK.

Sehen beeindruckend aus, helfen aber meistens nur oberflächlich: Dashboards in der "Business Intelligence".
Foto: Teradata

Der BI-Nachholbedarf ist nicht nur bei der Barmer GEK groß. Fast alle bedeutenden IT-Häuser haben sich inzwischen einen Anbieter von Business Intelligence hinzugekauft, weil sie einen Wachstumsmarkt wittern – vorne dran IBM mit Cognos, SAP mit Business Objects oder Oracle mit Hyperion. Nur Hewlett-Packard ist unter seinem Ex-Boss Mark Hurd, der von dem Data-Warehouse-Spezialisten Teradata kam, an dieser Aufgabe gescheitert.

Noch gibt es in Deutschland über 160 gesetzliche Krankenkassen. Viele mussten in den letzten zwei Jahrzehnten aufgeben oder konnten sich nur durch Zusammenschlüsse behaupten. So ging die Techniker Krankenkasse mit der IKK-Direkt zusammen und die Barmer mit der GEK. Besonders die Gesundheitsreform mit ihrer Umstellung auf mehr Wirtschaftlichkeit und Erzielen von Gewinnen macht dem Gesundheitswesen und den Krankenkassen als wesentlichen Stützen des Systems zu schaffen.

Es ist schon fast eine Banalität, dass viele Institutionen des Gesundheitswesens ohne IT nicht überlebensfähig sind. Das reicht von den niedergelassenen Ärzten, die immer noch viel Zeit mit dem handschriftlichen Niederkritzeln von Patientendaten verbringen – jeder für sich, ohne sich untereinander auszutauschen – bis hin zu den Krankenhäusern, die in der Regel ihre IT mit eher ausgedienten Geräten und Programmen und mit viel zu wenig Personal betreiben.

Und das geht natürlich auch bis zu den Krankenkassen, die jede für sich sehr große oder kleinere Portionen des Kuchens "Patientendaten“ verwalten. Über 50 Millionen Mitgliederdaten müssen erfasst, verwaltet, erneuert oder ausgewertet werden.

Reform muss sein

Würde das nur annähernd gründlich und präzise geschehen, gäbe es tatsächlich so etwas wie eine gesicherte (Daten-)Basis für die Reformen. Überflüssige und sinnvolle Ausgaben ließen sich klar voneinander trennen, das gesamte System würde davon profitieren.

Und warum geschieht das bisher nur in Ausnahmefällen? Nicht alle wollen eben eine Reform.