Ziele oft unklar, Strukturen undurchsichtig

Bei staatlichen IT-Projekten ist Durchbeißen angesagt

06.10.2004 von Michael Kallus
Unternehmen, die einen langen Atem beweisen und Geduld zeigen, können mit IT-Projekten der öffentlichen Hand gute Gewinne erzielen. Bis 2008 soll dieser Bereich jährlich um vier bis sechs Prozent wachsen. Das prognostiziert eine Studie der Unternehmensberatung PAC.

Der größte IT-Bereich der öffentlichen Hand, das E-Government, soll zwischen 2004 und 2008 von 3,2 auf fast vier Milliarden Euro zunehmen. Im vergangenen Jahr hatten Bund, Länder und Gemeinden in diesem Bereich nur knapp 2,5 Milliarden Euro ausgegeben. Das höchste Wachstum verspricht das Segment "Gesundheitswesen und Soziales", es soll laut Studie jährlich um sechs bis acht Prozent zunehmen.

Ein Blick auf einzelne IT-Sparten zeigt, dass Outsourcing die höchsten Zuwächse erzielen wird. Bis 2008 soll dieser Bereich der Studie zufolge 1,3 Milliarden Euro umfassen, in diesem Jahr sind es 0,75 Milliarden. Die Bereiche Projekt-Services und Anwendungs-Software sollen gleich stark wachsen, und zwar jährlich um etwa fünf Prozent.

Unter den führenden Anbietern von Software und IT-Services für den öffentlichen Bereich hat Microsoft im vergangenen Jahr aufgeholt und seinen Umsatz um zehn Prozent gesteigert. T-Systems und SBS blieben auf dem Niveau von 2002. Die großen Verlierer waren SAP und IBM. Sie mussten einen Umsatzrückgang von elf (SAP) beziehungsweise zwölf Prozent (IBM) hinnehmen.

Schwierige Kunden erfordern langen Atem

Unternehmen, die an IT-Projekten der öffentlichen Hand interessiert sind, sollten sich laut PAC auf besondere Strukturen einstellen. Die Umstellung der Rechnungslegung von Kameralistik auf Doppik zeige beispielsweise, dass sich Projekte über längere Zeit hinziehen können. Mehrere Bundsländer haben sich immer noch nicht entschieden, ob sie Doppik flächendeckend einführen werden oder ob die Kommunen zwischen reiner Doppik oder einer Mischform aus Kameralistik und Doppik wählen können.

Das Scheitern mehrerer Outsourcing-Verträge, beispielsweise bei den Verhandlungen zwischen der Bundeswehr und einem Konsortium aus EADS, CSC und Mobilkom, liegt laut PAC oft an den starren Strukturen der Behörden – aber auch an mangelnder Kenntnis der IT-Anbieter über die Prozesse im öffentlichen Bereich. Zudem sei bei Beschäftigten der öffentlichen Hand oft eine Abwehrhaltung gegen die Einführung neuer Lösungen zu beobachten.

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