Microsoft und IBM dürften vom Aufschwung profitieren

CIOs erwarten höhere Budgets

11.04.2007 von Werner Kurzlechner
Der Bär legt sich sanft zur Ruhe, der IT-Bulle erwacht: Für 2007 erwarten die europäischen CIOs im Schnitt ein um 2,8 Prozent höheres Budget als im Vorjahr. So optimistisch waren die IT-Entscheider laut einer Studie der Investment-Bank Merrill Lynch seit vier Jahren nicht mehr.

Der erwartete Zuwachs um fast drei Prozent ist ein deutlicher Beleg für neue Zuversicht. Vor einem Jahr lag der Schnitt bei etwa zwei Prozent, was verglichen mit 2004 und 2005 schon ein Signal für einen Aufschwung war.

Jetzt erwarten 39 Prozent der CIOs für dieses Jahr ein höheres Budget, lediglich acht Prozent rechnen mit Einschnitten. Fast die Hälfe der Manager geht von einem beschleunigten Wachstum der IT-Ausgaben in näherer Zukunft aus - Anfang 2005 hatte das noch nicht einmal jeder Zehnte zu hoffen gewagt.

Das Budget wächst also - aber wohin fließt das Geld? Mehr als die Hälfte der CIOs will in die Informations-Sicherheit investieren, ein Viertel in Business Intelligence. Diese beiden Werte bewegen sich im seit drei Jahren üblichen Rahmen. Integration hingegen erachten die Entscheider als nicht mehr ganz so dringlich: Nur 21 Prozent nannten diesen Posten als Priorität; in der Vergangenheit waren es meist um die 50 Prozent.

Von den Software-Anbietern dürfen vor allem Microsoft und IBM auf Geschäfte hoffen. 68 Prozent der CIOs gaben an, mehr für Microsoft-Produkte ausgeben zu wollen - ein Wert, der seit Ende 2005 moderat, aber konstant gestiegen ist. Die Interpretation von Merrill Lynch: ein klares Zeichen für das Interesse der Manager am Vista-Upgrade.

IBM spielte als Software-Anbieter für die CIOs bis vor einem halben Jahr kaum eine Rolle, jetzt wollen 31 Prozent der Befragten in Produkte dieses Unternehmen investieren. Ein überraschender Aufsteiger, der laut Merrill Lynch vor allem von seinem bestechenden Auftritt bei Service-Orientierten Architekturen (SOA) profitiert. Aus Sicht der CIOs gewinnt IBM zudem Marktanteile bei den Finanzdienstleistungen.

Ein Viertel der CIOs verfügt über SOA-Budgets

Stichwort SOA: Im Schatten des IBM-Aufschwungs kämpfen die Dauer-Rivalen SAP und Oracle um die Gunst der Manager. Beide feilen an ihren neuen SOA-Projekten Business Process Platform (SAP) und Project Fusion (Oracle).

Das Problem: Fast die Hälfte der CIOs gibt an, bislang keine der beiden Lösungen zu verstehen; einem weiteren Fünftel erscheinen sie austauschbar. Merrill Lynch sieht ein Unentschieden - mit dem Vorteil für SAP, wohl früher auf den Markt zu kommen.

Jenseits des Buhlens der Anbieter bleiben die Software-Architekturen ein Thema für die Unternehmen. Ein Viertel der CIOs berichtet, über ein spezielles SOA-Budget zu verfügen. Besonders in Schweden (80 Prozent) und Spanien (70 Prozent) ist das der Fall, innerhalb der Branchen ragen die Telefonanbieter heraus (80 Prozent).

Die Analysten gehen davon aus, dass der Software-Markt der Zukunft deutlich größer sein wird als heute. Ein gewichtiger Grund: Laut Studie setzt derzeit lediglich die Hälfte der Unternehmen auf externe Software-Lösungen. Das Potenzial für Outsourcing ist entsprechend groß, insbesondere im Finanz-Sektor und in der Telekommunikations-Branche.

Offshoring ist in den europäischen Unternehmen immer noch mäßig entwickelt. Mehr als 80 Prozent der CIOs gaben an, höchstens ein Fünftel ihrer Projekt-Arbeit in fernen Ländern erledigen zu lassen. Allerdings erwarten 42 Prozent der CIOs von ihren Providern Offshore-Präsenz; sieben Prozent sagen sogar, diese sei entscheidend.

IT-Projekte stoßen auf weniger Widerstände

38 Prozent der CIOs rechnen mit höheren Gehältern für ihre Mitarbeiter. Im Schnitt gehen sie von einer Steigerung um 2,3 Prozent für 2007 aus - vor einem Jahr lag diese Größe bei 3,3 Prozent. IT-Projekte werden in den Unternehmen inzwischen ein wenig schneller durch gewunken als vor zwölf Monaten.

Als Basis der Studie "Spending improvements to continue in 2007" von Merrill Lynch dienen im November 2006 durchgeführte Interviews mit Entscheidern aus 100 Unternehmen aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Schweden. Die Firmen sind in verschiedenen Branchen tätig: Konsumgüter, Rohstoffe, verarbeitendes Gewerbe, Finanzen, Telekommunikation, Health Care, Energie und Versorgung.