Steigende IT-Budgets

CRM wird wieder zum Trend-Thema

20.02.2006 von Christiane Pütter
Das Customer Relationship Management (CRM) gerät in diesem Jahr deutlich stärker in den Blickpunkt deutscher IT-Leiter als noch 2005. Beherrschende Themen bleiben aber Sicherheit und Enterprise Resource Planning (ERP). Sparen müssen CIOs 2006 nicht mehr so stark wie bisher. Das sind Ergebnisse einer Studie des Unternehmensberaters Capgemini.

Mit 35 Prozent der Befragten geht mehr als jeder dritte CIO davon aus, dass ihm in diesem Jahr mehr Geld zur Verfügung steht als im Vorjahr. 32 Prozent rechnen mit gleich bleibenden Budgets, mit 21 Prozent erwartet allerdings noch immer jeder Fünfte, auch 2006 sparen zu müssen.

Den Rotstift ansetzen wollen die Unternehmen vor allem in den Bereichen Infrastruktur (49 Prozent) und Enterprise Application Integration (33 Prozent). Dass bei den Applikationen gekürzt werden soll, führen die Analysten auf die Diskussion um service-orientierte Architekturen (SOA) zurück: Offenbar warten die CIOs ab, bis die Strategie in Sachen Architektur und Integration klar ist. Als besonders stabil gelten die Budgets für Enterprise Resource Planning: 53 Prozent der Befragten erwarten, dass die Ausgaben in diesem Bereich in den kommenden fünf Jahren gleich bleiben.

Die Autoren der Studie sprechen von einer neuen Dringlichkeit in Geldfragen: Hatten im Vorjahr erst 47 Prozent der CIOs erklärt, Einsparungen gefährdeten ihre Tagesarbeit, sind es nun bereits 53 Prozent.

Der Punkt Customer Relationship Management (CRM) und die entsprechenden IT-Lösungen sind bei der Befragung deutlich aufgefallen: Auf der Prioritätenliste hat sich CRM vom fünften auf den dritten Platz nach Sicherheit und ERP nach vorn geschoben. Während die Budgets dafür in den vergangenen Jahren meist in einer Höhe von bis zu einer halben Million Euro lagen, will 2006 fast jedes sechste Unternehmen bis zu zwei Millionen investieren. Rund zehn Prozent werden bis zu fünf Millionen Euro in das CRM fließen lassen.

Der Kunde im Mittelpunkt

50 Prozent der Befragten planen denn auch, in den kommenden 18 Monaten ein CRM-Projekt aufzusetzen.

Trotz Multichannel-Konzepten, E-Commerce und Virtualisierung des Vertriebs zählt beim Customer-Relationship-Management noch immer der Faktor Mensch am Stärksten. Über 80 Prozent der Befragten halten den persönlichen Kontakt auch in den nächsten Jahren für den wichtigsten Kanal. Danach gelten, jedenfalls für 2006, Channel Management und E-Commerce als die wichtigsten Kanäle vor dem Call Center.

Das Umdenken beim CRM führen die Analysten auf zwei Faktoren zurück: Zum Einen ist dieser Bereich bisher dem Sparkurs zum Opfer gefallen, zum Anderen stand er wegen dringender Gesetzesvorgaben wie beispielsweise Basel II im Hintergrund. Jetzt aber könne es sich kein Unternehmen mehr leisten, das Kunden-Management zu vernachlässigen.

Top-Thema aber bleibt auch im neuen Jahr die IT-Security. 65 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Gelder dafür erhöhen. In rund jedem zweiten Unternehmen (49 Prozent) stellen die Ausgaben für die IT-Sicherheit bis zu 7,5 Prozent am gesamten IT-Budget.

Die Analysten wollten wissen, welche Faktoren den CIOs in Sachen Sicherheit die größten Kopfschmerzen bereiten. Ganz vorn rangieren mit 46 Prozent der Nennungen die eigenen Mitarbeiter beziehungsweise deren zu geringes Sicherheitsbewusstsein. Allerdings scheint die Belegschaft dazugelernt zu haben, denn 2005 entfielen auf diesen Punkt noch 57 Prozent. Das scheint jedoch für die Führungsebene in den Unternehmen nicht zu gelten: Hatten 2005 erst 32 Prozent der CIOs mangelndes Sicherheitsbewusstsein des Managements beklagt, sind es jetzt sechs Prozent mehr.

Abgenommen hat die Angst vor Viren, Trojanern und Würmern. In der aktuellen Studie wurden sie von 38 Prozent der Befragten als Gefahr genannt, im Vorjahr waren es noch 47 Prozent.

In 80 Prozent der Unternehmen existiert ein IT-Notfallplan, um die IT bei Störungen und Katastrophen aufrechterhalten zu können. Jährlich aktualisiert und getestet wird der jedoch nur in 43 Prozent der Firmen, 37 gaben an, er werde nicht regelmäßig aktualisiert. Zehn Prozent der CIOs erklärten, einen solchen Notfallplan binnen eines Jahres einführen zu wollen.

Die Analysten interpretieren die Ergebnisse in Fragen der Sicherheit anders als die Studienteilnehmer. Zwar sei die Entwicklung insgesamt positiv – die Dunkelziffer an Attacken könne jedoch gestiegen sein, weil Zwischenfälle mangels Risikobewusstseins nicht erkannt wurden.

ERP soll Effizienz erhöhen

Als Dauerbrenner behauptet sich das Thema Enterprise Resource Planing, das auch 2006 auf Platz zwei der Agenda steht. Dabei geht es nicht mehr vorrangig um die Reduzierung von Kosten, sondern vor allem um die Erhöhung der Effizienz der unterstützenden IT-Prozesse.

Die Analysten haben abgefragt, welche Prioritäten zur Leistungsverbesserung der ERP-Services in diesem Jahr auf der Liste stehen. Mit 84 Prozent wurde die bessere Abdeckung der Geschäftsprozesse genannt, danach folgt mit 69 Prozent die bessere Unterstützung der Anwender. Auf Platz drei rangieren mit 58 Prozent die Sicherheitsanforderungen bezüglich Sabotage, Geheimhaltung und Missbrauch.

Keine Release-Wechsel geplant

In der Gesamtbetrachtung zeigt sich, dass ERP-Upgrades oder Neuinstallationen 2006 nicht im Fokus stehen. Mit 23 Prozent bereitet sich weniger als jedes vierte Unternehmen auf einen Release-Wechsel vor, elf Prozent arbeiten an der Ablösung der ERP-Anwendungen.

Die Autoren der Untersuchung führen die Ergebnisse bei den Fragen zum Thema ERP darauf zurück, dass sich die Rolle der IT verändere: Sie solle weniger einzelne Anwendungen der Fachabteilungen erfüllen als viel mehr die Unternehmensziele unterstützen und Prozesse als Ganzes betrachten.

Über die genannten Fragen hinaus haben die Analysten in einem Vergleich deutscher CIOs mit ihren Kollegen aus Österreich und der Schweiz festgestellt, dass in Deutschland und der Schweiz Projekte seltener pünktlich fertig gestellt werden als in der Alpenrepublik. Außerdem überziehen deutsche und Schweizer CIOs ihre Budgets öfter als die in Österreich.

Ein gemeinsamer Trend in allen drei Ländern geht dahin, dass immer mehr Leistungen ausgelagert werden und die Fertigungstiefe sinkt. Die Analysten prognostizieren, dass sich deutsche Unternehmen bei der externen Software-Entwicklung in Zentraleuropa an die Spitze setzen werden.

Capgemini hat für die Studie mit IT-Verantwortlichen aus rund hundert deutschen Unternehmen in verschiedensten Branchen gesprochen. Mehr als die Hälfte davon erwirtschaften über 500 Millionen Euro im Jahr. Zusätzlich wurden 35 österreichische und 26 Schweizer CIOs befragt.