Emerging Technologies

Der neue Gartner Hype Cycle 2015

04.09.2015 von Christiane Pütter
Der Hype Cylce nimmt 37 Technologietrends unter die Lupe. Im Internet of Things bekommen CIOs eine neue Kundengruppe: Dinge wie Roboter und smarte Maschinen.
  • Gartner unterteilt die Entwicklung des Business in sechs Stadien: Analog, Web, E-Business, Digital Marketing, Digital Business und Autonom
  • Big Data und In-Memory findet man nicht mehr in der Kurve, diese Technologien hält Gartner für etabliert

Die Witze vom "dümmsten anzunehmenden User" (DAU) erhalten immer weniger Futter. CIOs werden künftig für smarte Maschinen, automatisierte Systeme und Roboter arbeiten. So sieht es zumindest Betsy Burton, Vice President und distinguished Analyst beim US-Marktforscher Gartner. Burton und ihr Team haben den "Hype Cycle for Emerging Technologies 2015" erstellt, Gartners regelmäßigen Blick in die Glaskugel.

Der Gartner "Hype Cycle for Emerging Technologies 2015" trifft Einschätzungen zu 37 im Entstehen begriffene Technologietrends.
Foto: Gartner

Die aktuelle Version untersucht einzelne 37 Technologietrends. Die Analysten ordnen diese einer von fünf Phasen des Hype Cycles zu. Die Trends starten demnach als Innovation, erreichen in der zweiten Phase den Gipfel überzogener Erwartungen und durchlaufen dann eine Phase der Desillusionierung. In Phase vier werden sie ganz nüchtern auf Tauglichkeit geprüft, um schließlich das Maximum ihrer Produktivität entfalten zu können.

3D-Printing und Hybrid Cloud

Dazu ein paar Beispiele: 3D-Printing (für den Unternehmenseinsatz, nicht im Consumer-Bereich) hat diese fünf Phasen am weitesten durchlaufen. Gartner traut der Technologie zu, in absehbarer Zeit das Plateau der Produktivität zu erreichen. Dagegen gelten Hirn-Computerschnittstellen noch als Innovation, die übertriebene Erwartungen weckt. Es dürfte mehr als zehn Jahre dauern, bis hier von einem Durchbruch gesprochen werden kann. Dasselbe gilt für Quantum Computing.

Was die hybride Cloud angeht und autonome Vehikel wie etwa unbemannte U-Boote, so verlieren Anwender gerade ihre Illusionen. In zwei bis fünf Jahren, schätzt Gartner, entfalten diese Technologien ihre volle Wirkung.

Die 6 Phasen der Business-Entwicklung

Der Blick auf diese 37 einzelnen Trends ist nur ein Teil des aktuellen Hype Cycles. Analystin Burton ergänzt ihn um eine übergreifende Systematik der Business-Welt. Sie identifiziert dabei sechs Stadien, die als Entwicklung zu verstehen sind. Drei davon liegen hinter uns: das analoge Business, in dem es auf die Menschen ankam, bildet Stadium Eins. Genutzte Technologien waren ERP (Enterprise Resource Planing) und CRM (Customer Relationship Management). Es folgten das Web mit der Entdeckung des Internet für den Kunden- und Geschäftspartnerkontakt sowie das Stadium des E-Business mit seinem Fokus auf Business Intelligence und Portale.

Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies - 2005 bis 2014
2005
Bereits 2005 sieht Gartner das Thema "Augmented Reality" als ein mittelfristig wichtiges an und sagt voraus, dass es binnen fünf bis zehn Jahren - also spätestens 2015 - seinen Höhepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung erreichen werde.
2006
Der Tablet-PC macht sich 2006 auf seinen Weg durch den Trend-Zyklus und verschwindet erst 2010, nachdem Apple das erste iPad vorstellt und ihn damit zu einem Massenprodukt macht.
2007
In diesem Hype Cycle taucht erstmals der 3D-Druck auf, der sich heute langsam auf dem Weg in die breite Anerkennung befindet.
2008
Es beginnt die Zeit des Cloud Computing - kaum ein anderer Begriff wird die IT-Branche in den folgenden Jahren so prägen. Heute - sechs Jahre später - ist die Wolke im "Tal der Desillusionierung" angekommen, wie auch der unten verlinkte Beitrag zeigt.
2009
Seit Jahren schon befindet sich das "Quantencomputing" im Bereich "Technology Trigger" mit der Aussicht, erst in ferner Zukunft wirklich relevant zu werden. Das war schon 2005 so und ist es bis heute.
2010
Das Internet-Fernsehen sollte diesem Hype Cycle nach bis spätestens 2020 ganz groß rauskommen. Mediatheken, Youtube und Streaming-Platformen befeuern diesen Trend, der sich derzeit auf dem Weg in die Massentauglichkeit befindet.
2011
Das Thema "Virtuelle Welten" beschäftigt Gartner seit dem Trend um Second Lífe in den Jahren 2007 und 2008. Ab 2012 hält es als "Virtual Reality" Einzug ins "Tal der Desillusionierung", wo es bis heute verharrt.
2012
Nachdem es viele Jahre lang eher ein nicht greifbarer Trend gewesen ist, sind die "Predictive Analytics" spätestens 2012 auf dem "Plateau der Produktivität" angekommen.
2013
In-Memory-Computing hat sich nach seinem Peak im Jahr 2011 aufgemacht, die überzogenen Erwartungen an die Datenverarbeitung direkt im Hauptspeicher ein wenig zu dämpfen - der produktive Einsatz kommt näher.
2015
Der Hype Cycle 2015 nimmt 37 Technologietrends unter die Lupe. Im Internet of Things bekommen CIOs nun künftig eine neue Kundengruppe: Dinge wie Roboter und smarte Maschinen. Big Data und In-Memory findet man allerdings nicht mehr in der Kurve, diese Technologien hält Gartner inzwischen für etabliert.
2016
Während sich Augmented und Virtual Reality im Jahr 2016 langsam in den Produktivbereich entwickeln, erlebt die Blockchain-Technologie einen rasanten Aufstieg. Machine Learning und Software-defined Security befinden sich auf dem Höhepunkt der übertriebenen Erwartungen.
2017
Die Blockchain spielt auch 2017 eine Rolle - allerdings geht es jetzt um die überzogenen Erwartungen an die neuartige Datenbank. Während es vor zehn Jahren (2007) noch um 3D-Druck ging, schreibt Gartner jetzt über 4D-Druck.
2018
2018 sieht Gartner den Hype Cycle im Mega-Trend Mensch und Maschine. Die Grenzen zwischen beiden verschwimmen, so die Analysten. Daher geht es etwa um Neuromorphic Hardware und Brain-Computer Interfaces.
2019
Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine sowie die Einbindung Künstlicher Intelligenz stehen im Fokus von Gartners Hype Cycle for emerging Technologies 2019. Die US-Marktforscher geben für die kommenden zehn Jahre Prognosen für 29 Technologie-Trends ab.
2020
Im Hype Cycle for Emerging Technologies 2020 hat Gartner aus über 1.700 Technologien jene 30 herausgefiltert, die aus Sicht der Analysten das größte Transformationspotenzial für Gesellschaft und Wirtschaft bieten und einen hohen Nutzen versprechen. Dazu zählen in diesem Jahr unter anderem Technologien, die es Unternehmen erlauben, ihren Betrieb zu modularisieren, die das Vertrauen der Gesellschaft in Technologie wiederherstellen sollen und die den Zustand des menschlichen Gehirns verändern können.
2021
KI, Blockchain, digitale Menschen: Die Marktforscher von Gartner sagen, welche Technologien Gesellschaft und Wirtschaft in ein paar Jahren auf den Kopf stellen könnten.
2022
Zum Auftakt ihres IT Symposiums/Xpo in den USA haben die Analysten von Gartner die aus ihrer Sicht wichtigsten Technologietrends veröffentlicht, mit denen sich Unternehmen beschäftigen sollten.
2023
Dass KI ein Trendthema ist, ist uns allen bewusst. Für Gartner hat KI zudem das Potenzial in den nächsten zwei bis fünf Jahren einen transformativen Mehrwert zu erzielen.

Laut Burton stecken wir derzeit im vierten Stadium, dem des Digital Marketing. Business ist People Business geworden. Es geht jetzt darum, mittels Mobile und Social IT sowie Big Data engere Beziehungen zu Kunden und Geschäftspartnern herzustellen. Unternehmen müssen ihre Interaktionen verbessern. Kunden sind nicht mehr nur passive Empfänger etwa von Werbebotschaften, sondern treten ihrerseits mit den Unternehmen in Kontakt.

Das fünfte Stadium wird das des Digital Business sein. Teil des Business sind nun Dinge. Sensoren und 3D-Druck, Roboter und smarte Maschinen eröffnen neue Geschäftsmodelle. Wer davon profitieren will, sollte sein Augenmerk auf Trends wie Affective Computing oder Cryptocurrencies, beispielsweise Bitcoin, richten. Affective Computing heißt, dass das System etwa über Sensoren, Mikros und Kameras die Gefühle des Nutzers erfassen und sich daran orientieren kann. Anbieter von Trainings oder Schulungen können dies ebenso nutzen wie Werbetreibende. Für CIOs heißt das, ihre interne Kundschaft - die Anwender im Unternehmen - erweitert sich um smarte Systeme.

Diese Entwicklung setzt sich im sechsten Stadium fort. Das autonome Business wird durch smarte, automatisierte Systeme gekennzeichnet sein, die zum primären "Kunden" heranreifen. Solche Systeme können im Kontakt zu den menschlichen Kunden eingesetzt werden, indem sie diesen assistieren oder mit ihnen interagieren. Dafür brauchen Unternehmen Biochips oder Hirn-Computerschnittstellen.

Big Data und In-Memory flogen raus

Gartner merkt in seinem "Hype Cycle for Emerging Technologies 2015" an, man konzentriere sich stets auf entstehende Technologien. So sind etwa Big Data oder In-Memory-Analytics in der aktuellen Ausgabe nicht erwähnt, obwohl sie voriges Jahr noch Teil des Hype Cycles waren. Das heiße nicht, sie seien unwichtig. Es zeigt, dass sie schon etabliert sind, schreiben die Analysten.