House of CIO in Halle 4

Die Großtrends auf der CeBIT

29.02.2012 von Werner Kurzlechner
Cloud Computing, Mobile IT, Social Media und Big Data sind die großen Trends der diesjährigen CeBIT. Die Messe verfolgt darüber hinaus das Motto "Managing Trust" - wie Anbieter und CIOs bei den Nutzern wieder mehr Vertrauen schaffen.
CeBit: Vom 06. bis 10. März 2012 in Hannover
Foto: Deutsche Messe AG

Das Unwichtigste vorweg: Für Datensicherer Novastor posiert Erotik-Model Micaela Schäfer in Halle 2 des Messegeländes. Wer will, kann sich mit Frau Schäfer fotografieren lassen. Die Dame mit den brasilianischen Wurzeln, zuletzt aufgefallen mit nackten Einblicken im Dschungelcamp, wird auch nicht über Disaster Recovery referieren.

Zugegeben, das dürfte aus Business-Sicht eine Randnotiz zur Messe vom 6. bis 10. März bleiben. Als Gedankenstütze für zwei Aspekte der CeBIT taugt der Auftritt jedoch: Erstens stammt Schäfers Vater aus Brasilien, dem Gastland der Messe in diesem Jahr. Zweitens braucht es dieses Mal vielleicht einen Schuss Erotik, weil das Leitthema nicht wirklich sexy klingt: "Managing Trust", also Vertrauensbildung durch Sicherheitslösungen und Datenschutz (siehe Seite 5 in diesem Artikel).

Managing Trust ist gewissermaßen die Antwort auf die vier aktuellen Großtrends, über die sich die Analysten einig wie selten sind und die auch CeBIT-Chef Frank Pörschmann in den Mittelpunkt der Messe stellt: Cloud Computing als Leitthema des vergangenen Jahres, Mobile IT mit neuen Entwicklungen bei Smartphones, Tablets und neuerdings auch Ultrabooks, Social Media und - als neuester Hype - Big Data. Alle vier Trends bergen Risiken: Die Auslagerung von Daten in die Wolke, die unüberschaubare Zahl an mobilen Endgeräten und die Kommunikation über Social Media lassen CIOs das Überthema Vertrauen angemessen erscheinen. Aufbereitet wird es verstreut über das ganze Gelände. Ein Schwerpunkt liegt jedoch wieder in Halle 12 mit der CeBIT Security World.

Die Anbieter gehen in diesem Jahr höchst zuversichtlich zur Messe. Ein Indiz dafür ist die Rückkehr von Anbietern wie Samsung, die jahrelang einen Bogen um die Veranstaltung machten; ein weiteres die Firmenpolitik von Microsoft, das sich von der CES in Las Vegas in diesem Jahr verabschiedet hat und umso mehr in Niedersachsen Flagge zeigen will. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt werden dort die Eröffnungsreden halten. "Das Geschäftsklima im High-Tech-Sektor ist sehr gut", sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. "Eine breite Mehrheit der Anbieter rechnet mit steigenden Umsätzen." Für den hiesigen IT-Sektor erwartet der Verband in diesem Jahr einen Zuwachs um 4,5 Prozent auf dann 73 Milliarden Euro.

House of CIO in Halle 4

Und auch die Anwender zeigen Interesse: "In unserem ‚House of CIO‘ in der Halle 4 erwarten wir mehr als
700 IT-Verantwortliche der großen Konzerne", betont Pörschmann. "Keine Veranstaltung verfügt über eine solch hohe C-Level-Dichte wie die CeBIT."

Bestens geeignet also zum Netzwerken, in diesem Jahr aber auch für handfeste Karriereschritte. In Reaktion auf den Fachkräftemangel - laut Branchenverband Bitkom sind derzeit deutschlandweit rund 38.000 Stellen für IT-Experten unbesetzt - ist schon Wochen vor Messebeginn erstmals eine "CeBIT Jobbörse" (www.cebit.de/de/jobboerse) online. "Die branchenspezifische Plattform bietet Arbeitgebern die Möglichkeit, vor und während der Messe zielgerichtet Kandidaten auf ihre offenen Stellen hinzuweisen", werben Deutsche Messe und der Personalvermittler Monster Worldwide, die das Projekt gemeinsam entwickelt haben. Insgesamt versteht sich die CeBIT "als größter Karrieremarkt der digitalen Welt" und bündelt den Job- und Karrierebereich in Halle 26.

Die Cloud bleibt Treiber

Ein Treiber im Markt bleibt Cloud Computing. In Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium richtet der Bitkom in Halle 4, Stand A58, eine "Cloud Computing World" ein. Aussteller wie Atos, SAP, HP, Citrix, Siemens und Accenture bieten dort Foren und Diskussionen zu Themen wie technische Versiegelung von Cloud-Infrastrukturen, Arbeitsplätze in der Wolke und Vorzüge von hybriden Modellen, aber auch zu sozialen Netzwerken und Big Data an. Ansonsten ist die Halle 2 eine naheliegende Anlaufstelle für IT-Entscheider. Virtualisierung, Business Storage und abermals Cloud Computing sind dort die Themen.

Lösungen für Unternehmensprozesse unter dem Label "Enterprise Applications" sind in verschiedenen Hallen zu finden. In Halle 3 gibt es beispielsweise ein Zentrum für Enterprise Content Management, in Halle 5 eine ERP-Area, in Halle 6 werden neue Entwicklungen aus den Bereichen Business Intelligence und Daten-Management beleuchtet und Praxisbeispiele vorgeführt. Unter anderem unterhalten dort die Analysten des Business Application Research Center (Barc) ein eigenes Forum mit Vorträgen und Diskussionen. In Halle 13 gibt es eine "Broadband World", die ganz den Themen Breitbandversorgung, LTE und Unified Communications & Collaboration gewidmet ist.

Konsolidierung, Kostenreduktion und Umweltaspekte sind die Schwerpunktthemen im Sonderbereich "Professional Data Center" in Halle 11. Dort werden auch Kommunikationstrends thematisiert. "Konvergente Dienste und Netze sowie Lösungen wie Unified Communications vereinfachen die Interaktion spürbar", verspricht der Veranstalter.

"Microsoft emotional erlebbar"

Microsoft verschreibt seinen Auftritt in Halle 4, Stand A26, den Großthemen wie neue Devices, Cloud Computing und Big Data. "Beim diesjährigen CeBIT-Auftritt will Microsoft mit dem ‚Microsoft Heartbeat - The Power of Design‘ seinen ganz- und einheitlichen Plattformansatz unterstreichen und diesen ‚emotional erlebbar‘ gestalten", berichtet Axel Oppermann, Analyst der Experton Group. Microsoft reklamiert für sich, mit der Kacheloptik von "Metro" erstmals eine unverwechselbare Designsprache definiert zu haben.

Einheitlichkeit ist also Trumpf - beim Windows Phone oder beim neuen Betriebssystem Windows 8, das auf der CeBIT voraussichtlich auf verschiedenen Endgeräten getestet werden kann. Präsentieren wird Microsoft außerdem seine neue Version von System Center, mit der sich Private Clouds schneller und einfacher einrichten, skalieren und verwalten lassen. Vorstellen will Microsoft ferner eine BI-Lösung, die sich via Kinect über Bewegungsmelder steuern lässt.

IBM will auch in diesem Jahr insbesondere die Arbeitswelt zu einem "intelligenten Planeten" machen. In Halle 2 stehen unter dem Label "Advanced Mobility" Mobilitätskonzepte im Blickpunkt, IBM Cognos zeigt in der Analytics-Zone BI-Lösungen für Tablets und Smartphones. Besucher können zudem Analyselösungen live am Demo-Punkt ausprobieren. IBM Connections Next (GA 2012) repräsentiert laut IBM die nächste Generation analytischer Social-Business-Software. Anwender können applikationsübergreifend Web-Aktivitäten betrachten und bearbeiten, über SocialAnalytics gibt es dazu relevante Kontextinformationen. Am Beispiel des Systems "Truck Supply" aus dem Mercedes-Benz-Werk Wörth demonstriert IBM, wie Logistikprozesse standardisiert und auf Effizienz getrimmt werden können. Direkt aus dem Forschungslabor kommt das Projekt einer Lithium-Luft-Batterie, die die Reichweite von Elektroautos auf etwa 800 Kilometer erhöhen soll.

"Die Telekom richtet auf der CeBIT ihren Fokus auf Geschäftskunden", kündigt Ingo Marten an, Marketing-Leiter der Deutschen Telekom AG. Am Stand D26 in Halle 4 stehen Cloud-Services wie Datensicherheit, Zugriffsschutz und End-to-End-Service im Fokus. Mit der "Hybrid Cloud", die Elemente aus der Private Cloud und der Public Cloud kombiniert, will die Telekom vor allem kleine und mittlerer Unternehmen für die Wolke gewinnen. Auf just diese Zielgruppe hat der Provider auch sein aktuelles Portfolio des Live-Conferencing-Dienstes TelePresence zugeschnitten. Erstmals auf der CeBIT präsentiert die Telekom ihre neue Mobile-Device-Management-Lösung, die die zentrale Steuerung und Verwaltung aller Smartphones, Tablets und Laptops im Unternehmen ermöglicht. Neu ist auch die Lösung WebFox, mit der sich am Arbeitsplatz die dienstliche und die private Nutzung von E-Mail und Internet trennen lassen.

Unter dem Motto "IT forYou" präsentiert Dell aktuelle Server- und Storage-Produkte. Vorgestellt werden außerdem das neue Zehn-Zoll-Tablet Latitude ST für Windows 7 und drei neue Notebooks, darunter das nur 1,36 Kilogramm schwere Ultrabook XPS 13. Damit trifft Dell einen Technologietrend der CeBIT. Im vergangenen Jahr gab es reichlich neue Tablets und Smartphones zu bestaunen; auch in diesem Jahr werden viele aktuelle Modelle zu sehen sein.

Intel holt zum Gegenschlag aus

Mittlerweile holt aber mit Intel einer der Verlierer des Tablet-Booms zum Gegenschlag gegen das Apple-Imperium aus - und zwar mit Ultrabooks, die flacher, leichter, ausdauernder und leistungsstärker sein sollen als das MacBook Air von Apple.

Intel macht den Herstellern der neuen Notebook-Generation wie Samsung, Asus, Acer und Toshiba dabei harte Vorgaben: höchstens 21 Millimeter dick, nicht mehr als 1,4 Kilogramm Gewicht, Betriebsbereitschaft mindestens nach sieben Sekunden, innendrin stromsparende Intel-Prozessoren ("Sandy Bridge", "Ivy Bridge"), die fünf oder gar acht Stunden durchhalten.

Aktuelle Modelle werden auf der CeBIT ausgiebig zu sehen sein. Bis Ende des Jahres will Intel 40 Prozent des Notebook-Marktes mit seinen Ultrabooks erobert haben, für 2013 ist schon die nächste Generation mit "Haswell"-Prozessoren und Windows 8 als Betriebssystem angekündigt.

Dialog - "Managing Trust"

IT- Entscheider lädt die Deutsche Messe ein, mit Experten zum Thema "Managing Trust" zu diskutieren. Beim "CeBIT Executive Dialog" sprechen:

Peter Sondergaard, Senior Vice President von Gartner, und

Eugene Kaspersky, CEO von Kaspersky Lab.

Peter Sondergaard ist Senior VP bei Gartner.
Foto: Gartner

Das Eröffnungswort spricht Ernst Raue, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe. Zu den Diskussionsrunden kommen hinzu: Hans-Werner Feick, Managing Director von Kienbaum Management Consultants, und Capgemini-CTO Manuel Sevilla. Der CeBIT Executive Dialog beginnt am 5. März, also am Vortag der Messe, um 13:30 Uhr im Hannover Congress Centrum. Im Anschluss an die Vorträge geht es gemeinsam zur CeBIT-Eröffnungszeremonie.

Zum Executive Dialog sind nur geladene Gäste zugelassen. Falls Sie CIO sind, melden Sie sich bitte unter http://cec.cebit.de/information/anmeldung/ an. Ihre Angaben werden schnellstmöglich geprüft. Sie erhalten umgehend Rückmeldung.

Eugene Kaspersky ist CEO von Kaspersky Lab.
Foto: Kaspersky Lab

Neben dem CeBIT Executive Dialog dienen auch das "House of CIOs" und der CeBIT Executive Club (CEC) der Vernetzung. Der CEC ist eine Meeting-Lounge im Haus der Nationen. Sponsoren sind Kienbaum, BT, Software AG und CA. Das Angebot wird unterstützt von finaki.

Weitere Infos unter: http://cec.cebit.de