Virtualisierung, Cloud, Analytics

Die Strategie von HP

25.07.2012 von Hartmut  Wiehr
Das Image ist längst im Keller. Doch gehört HP nach wie vor zu den Großen der Branche. Das zeigen neue Angebote bei Virtualisierung, Cloud und Big Data.

Virtualisierung bei Servern, Storage und Desktops steht weit oben auf der Agenda von Hewlett-Packard, nachdem der Konzern einige Personalquerelen und strategische Schwenks durchlaufen hat. Das öffentliche Ansehen hat darunter gelitten, was man bei HP allerdings nicht zugestehen will. Stattdessen versucht man still und leise, einen Stabilisierungskurs zu fahren und so zu verhindern, dass bestehende Kunden abspringen.

Meg Whitman, neue Chefin bei HP, strebt eine Konsolidierung des Konzerns an. Erweiterte Angebote für Virtualisierung und Cloud sollen dabei helfen.
Foto: HP

Dies war auch auf der Kundenkonferenz "Discover 2012“ zu beobachten, die im Juni in Las Vegas stattfand. Dort streifte Meg Whitman, die neue Chefin nach dem abrupten Hinauswurf von Leo Apotheker, in ihrer Keynote nur in einem einzigen Nebensatz mit dem Wörtchen "Turmoil“ (Aufruhr, Durcheinander) die Turbulenzen der letzten Jahre. Optimismus und Nach-Vorne-Schauen predigte Whitman ganz im Stile einer Politikerin.

Ihr Anlauf, sich um die republikanische Kandidatur für den Gouverneursposten in Kalifornien zu bewerben, war übrigens erst im November 2010 gescheitert. Der "Spiegel“ kommentierte damals: "Die republikanische eBay-Milliardärin Meg Whitman führte in Kalifornien den teuersten Gouverneurswahlkampf aller Zeiten – vergebens.“

Weniger Mitarbeiter - Mehr Optionen für Kunden

Zurück auf dem Boden der Tatsachen und nach eBay schon wieder in einem üppig bezahlten Job, will CEO Whitman jetzt das Unternehmen verschlanken und kündigte eine neue Entlassungswelle an, von der 30.000 Mitarbeiter betroffen sein sollen. Gleichzeitig will man den Kunden vermehrte Optionen anbieten.

Kern der Strategie sind "neue Lösungen für Information Optimization“. Laut Hersteller basieren sie hauptsächlich auf den von Ex-CEO Apotheker eingefädelten Akquisitionen von Autonomy und Vertica. Zusammen mit HP Converged Infrastructure umfassen sie Services von HP wie Information Management und Analytics.

Was eine Converged Infrastructure sein soll

HP führt dazu aus: "Unternehmen können damit ihre explosionsartig wachsenden Datenmengen verwalten, verstehen und zu 100 Prozent nutzbar machen. Die Lösungen beziehen strukturierte, unstrukturierte und semi-strukturierte Daten ein, egal ob sie aus betrieblichen Abläufen, Anwendungen oder von Sensoren stammen.“ So könnten auch Statements auf Internet-Plattformen wie Twitter und Youtube oder "die von Sensoren erfassten Pfade, die Kunden in Geschäften zurücklegen, für Marktforschungszwecke ausgewertet werden“.

Hardware und Server-Virtualisierung bleiben die Basis der erweiterten Lösungen. HP hat sich schon seit Jahren für eine "Converged Infrastructure“ als Modell für die Unternehmens-IT ausgesprochen. Auf der Hardware-Seite strebt man – ähnlich wie die Konkurrenten von IBM, EMC (zusammen mit Cisco), NetApp (ebenfalls zusammen mit Cisco) oder Oracle – eine enge Verzahnung von Server-, Storage- und Netzwerkkomponenten an.

Mit der Anzahl der virtuellen Server steigt auch der Bedarf an Management-Aufgaben.
Foto: IDC

Über dieser Basisstruktur befinden sich dann Software-Layer für Virtualisierung, Cloud-Services oder Middleware und darüber dann angepasste Applikationen. In den letzten Monaten hat HP eine stattliche Anzahl von Erweiterungen und neuen Lösungen für dieses Computing-Modell vorgestellt. Zuletzt gehörten dazu: Automated Network Management Software (ANM) in der Version 9.2, die die IT Perfomance Suite von HP ergänzt, sowie Virtual Connect for 3PAR mit der "Flat SAN Technology“.

Hauptsache in einem gemeinsamen virtuellen System

Das muss sich alles nicht unbedingt in einer Box oder in einem Rack befinden – Hauptsache die Komponenten einschließlich Software liegen in einem gemeinsamen virtuellen System. Der Begriff "Converged“ (converge = zusammenlaufen, sich einander annähern) trifft diese Topologie recht exakt. Die einzelnen Komponenten bestehen idealerweise aus Standardelementen wie Blade-Servern, modularen Speicherbausteinen und schnellen Ethernet- oder Infiniband-Netzverbindungen. Gemeinsam bilden sie einen virtuellen Ressourcen-Pool, der sich je nach Bedarf erweitern oder auch wieder schrumpfen läßt. HP bietet hierfür die Baulinien VirtualSystem und CloudSystem an.

Für IDC sind die Vorteile von Converged Infrastructure deutlich: Die Verfügbarkeit der IT steigt, während die Kosten sinken.
Foto: IDC

CloudSystem wurde so ergänzt, dass Kunden schneller neue Cloud-Installationen auf einer virtualisierten Server-Basis abrufen können. "Cloud Bursting“ soll dabei den Zugriff auf bestehende Kapazitäten in einer traditionellen Infrastruktur-Umgebung ermöglichen. Zusätzliche Ressourcen lassen sich so bei Bedarf und für eine bestimmte Zeit granular und automatisch zuweisen und später wieder "abschalten“.

HP macht Fortschritte bei Analytics

HP scheint es jetzt gelungen zu sein, die sehr teuer für 10,3 Milliarden Dollar eingekaufte Autonomy-Software mit anderen Programmen zu verbinden. So ist es nun möglich, in der neuen Backup-Version "Data Protector 7.0“ bei der Datenerfassung nicht nur ihre reine Menge mittels Deduplizierung (HP StoreOnce) zu reduzieren, sondern sie auch gleichzeitig auf der inhaltlichen Ebene zu kategorisieren und zu indexieren.

HP spricht in diesem Zusammenhang von "meaning based protection“: Mit der Einbeziehung von IDOL10-Funktionen der Autonomy-Software sei es möglich, Inhalte unabhängig vom Dateitypus zu durchforsten, entsprechende Kategorien mit abzuspeichern und bei einer späteren Reaktivierung selbst aus dem Archiv heraus wieder zielsicher "lebendig“ zu machen.

Analytics und Big Data sind auf dem besten Wege, zu inhaltsleeren Marketingfloskeln zu verkommen. HP ist es jetzt gelungen, durch die Verbindung von Backup- und Autonomy-Funktionen für die Datenanalyse einen tatsächlichen Mehrwert zu schaffen. Womit man den Konkurrenten ein paar Schritte voraus ist.