Digitalisierung und Wachstum

Die Top-Prioritäten deutscher CIOs

13.02.2019 von Wolfgang Herrmann
Digitale Initiativen und eine Steigerung des Umsatzes stehen auf der Prioritätenliste von CIOs aus der DACH-Region ganz oben. Der digitale Reifegrad der Unternehmen nimmt laut einer Gartner-Erhebung jedes Jahr zu.

"Die Zeit des Experimentierens ist vorbei. Jetzt geht es darum, das digitale Business zu skalieren." So kommentieren die Gartner-Experten Ingo Brüning und Markus Elsbroek die Ergebnisse der "CIO Agenda 2019". Dahinter verbirgt sich eine jährliche Umfrage unter mehr als 3.000 CIOs weltweit, deren Ergebnisse das Marktforschungs- und Beratungshaus auch auf die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) herunterbricht.

CIO Agenda: Jedes Jahr befragt Gartner etwa 3.000 CIOs zur ihren Plänen und Prioritäten.
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Während für alle Befragten die Themen "Digital Initiatives" und "Revenue/Business Growth" mit jeweils 22 Prozent die Top-Prioritäten sind, fallen die Ergebnisse für die DACH-Region noch etwas deutlicher aus: 29 Prozent der deutschsprachigen CIOs nennen digitale Initiativen als wichtigstes Thema. Auf den Plätzen folgen "Operational Excellence" mit 14 und "Business Growth" mit 13 Prozent.

"Unternehmen aus dem Raum DACH haben in Sachen Digitalisierung noch mehr Nachholbedarf", erklärt Brüning dazu, der in Gartners Executive Programs als Regional Vice President DACH & Benelux agiert. Insgesamt habe der digitale Reifegrad der befragten Organisationen im Jahresvergleich erneut zugenommen. Viele beschäftigten sich mit langfristigen und weitreichenden Veränderungen ihres Geschäftsmodells.

Neben digitalen Initiativen und Umsatzwachstum stehen auch die Themen Operational Excellence und Customer Experience auf der Agenda der CIOs für 2019.
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Aus den Studienergebnissen leitet Gartner vier zentrale Handlungsfelder ab, auf die sich CIOs konzentrieren sollten, um den Wandel zu meistern:

Neue Geschäftsmodelle werden Realität

Fast 50 Prozent der Unternehmen hätten ihr Geschäftsmodell bereits verändert, berichtet Brüning. Für CIOs und IT-Führungskräfte entstünden daraus neue Chancen, denn in den meisten neuen Modellen spiele IT eine zentrale Rolle. Allerdings müssten Unternehmen auf diesem Weg eine Reihe von Hürden nehmen.

Neben fehlenden Ressourcen sind es der Gartner-Umfrage zufolge vor allem kulturelle Widerstände, die es zu überwinden gilt. Die "Top Performer" unter den befragten Unternehmen investierten besonders viel in passendes Personal, digitale Fähigkeiten und Innovationen. Die verantwortlichen CIOs pflegten zudem enge Beziehungen zum Top-Management ihrer Organisation.

Wo es in der Praxis hakt, zeigt auch eine andere Zahl: Nur 42 Prozent der deutschsprachigen CIOs gaben an, eine wichtige Rolle beim Verändern von Geschäftsmodellen zu spielen, obwohl sie die IT als wirkungsvollsten Hebel für diese Aufgabe sehen.

Customer Experience im Zentrum

Ein zentrale Herausforderung in der digitalen Transformation ist für die Analysten die Verbesserung der Consumer Experience. Außerhalb der Gartner-Nomenklatur ist in diesem Kontext meist von (Digital) Customer Experience die Rede. Erfolgreiche Unternehmen arbeiten der Studie zufolge beispielsweise im Front Office an einfacheren "Engagement"- und Feedback-Prozessen. Besonders wichtig ist auch das Thema Personalisierung. Im Backoffice geht es etwa darum, die Kosten für den Kundenservice zu senken und eine Omnichannel-Struktur aufzubauen. Den "Top Performern" gelinge es, Front- und Backoffice-Aktivitäten zu kombinieren und damit das Consumer Engagement insgesamt zu verbessern, beobachten die Marktforscher.

Wie misst man den digitalen Erfolg?

Dass in Sachen Digitalisierung noch reichlich Luft nach oben ist, zeigt ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Lediglich 34 Prozent der CIOs aus dem DACH-Raum messen eigenen Angaben zufolge den RoI (Return on Investment) ihrer digitalen Initiativen. Die führenden Unternehmen haben dafür valide KPIs entwickelt, so Gartner. Damit bewerten sie insbesondere das Nutzerverhalten und die Kundenerfahrungen mit IT-Systemen und Prozessen des Unternehmens.

Der CISO gewinnt an Bedeutung

In diesem Kontext wird für Unternehmen auch das Thema Cyber Security immer wichtiger. So erwarten 95 Prozent der CIOs zunehmende Sicherheitsbedrohungen. In vielen Organisationen verantwortet noch der CIO das Thema Security, berichtet Gartner. Die IT alleine könne die wachsenden Herausforderungen aber kaum bewältigen. Die Bedeutung des Chief Information Security Officers (CISO) nimmt der Studie zufolge weiter zu. Vor allem die Top Performer in der Gartner-Erhebung binden dabei auch andere Führungsebenen ein, beispielsweise den Aufsichtsrat oder den Vorstand.

Vom Projekt- zum Produktdenken

Geht es um die interne strategische Ausrichtung, lautet die Empfehlung der Gartner-Experten: weg vom klassischen Denken in Projekten und hin zu einem produktzentrischen Ansatz (siehe Grafik). 75 Prozent der Top Performer hätten ihre Prozesse bereits auf Produkte ausgerichtet. Dabei spielten Produktmanager, Agilität und Innovationen eine wichtige Rolle. Vor allem die erfolgreichen Unternehmen investierten dabei verstärkt in DevOps-Strukturen sowie in neue Architekturen und Tools.

Im Zeitalter der Digitalisierung sollten sich Unternehmen vom klassischen Projektdenken verabschieden und Produkte in den Mittelpunkt stellen, empfiehlt Gartner.
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"Game-Changing"-Technologien auf dem Radar

Im Auge behalten müssen CIOs naturgemäß innovative und neu aufkommende Technologien. Gartner fragte die IT-Chefs unter anderem nach den "Game Changing Technologies" für 2019 und erhielt eindeutige Antworten. Künstliche Intelligenz und Machine Learning stehen weltweit im Ranking ganz oben. Das gilt auch für CIOs aus dem DACH-Raum. Auf den Plätzen folgen Data Analytics einschließlich Predictive Analytics und Cloud Computing. Im Vergleich zu den Vorjahren haben auch Blockchain-Technologien aus Sicht der CIOs an Bedeutung gewonnen.

CIOs müssen priorisieren

Um die vielfältigen Aufgaben bewältigen zu können, müssen CIOs mehr denn je priorisieren, resümieren die Analysten. Zwar stiegen die IT-Budgets weltweit und auch in der DACH-Region 2019 um 2,9 Prozent. Doch das reiche nicht, um in ausreichendem Maß in Innovationen zu finanzieren. Vor allem mit Blick auf neue Technologien gelte es, das Investitionsportfolio zu überprüfen und finanzielle Ressourcen aus weniger wichtigen Projekten abzuziehen.