Ausweis-App für Android

E-Perso: Neue Anwendungen kurz vorgestellt

02.03.2012 von Johannes Klostermeier
Zahlreiche Unternehmen wollen auf der Cebit Anfang März neue Anwendungen für den elektronischen Personalausweis vorführen.

In Münster erspart der neue Ausweis neuerdings Radfindern den Weg ins Fundbüro. Wer in Münster ein herrenloses Fahrrad entdeckt hat und den Fund melden wollte, musste bisher entweder seine Anzeige per Post schicken oder sich persönlich ins Fundbüro aufmachen. Die Stadt Münster bietet nun einen dritten Weg der Anzeige an. Ein Formular - zu finden unter der Internet-Adresse des städtischen Bürgeramtes - ermöglicht die digitale Fundanzeige.

Der neue Online-Service kann all denen genutzt werden, die über den neuen Personalausweis mit eingeschalteter eID Funktion verfügen. Mit ihm weist der Finder seine Identität über das an den PC angeschlossene Kartenlesegerät nach. Ergänzt um Angaben zum gefundenen Rad landet die Anzeige im E-Mail Posteingang des Fundbüros.

Die Stadt Münster hilft mit dem neuen Ausweis allen, die ein Rad gefunden haben.
Foto: lassedesignen - Fotolia.com

Hier wird die Anzeige in das Programm „FundVIS" übertragen und mit vorhandenen Verlustanzeigen abgeglichen. Liegt keine solche vor, werden die Daten ins städtische Online-Fundbüro übertragen, wo Eigentümer nach dem vermissten Fahrrad fahnden können.

Wird der Verlust nicht innerhalb von sechs Monaten beim Fundbüro gemeldet, darf der Finder das Rad gegen eine geringe Verwaltungsgebühr behalten.

„Papierformulare müssen so nicht mehr ausgefüllt werden", sagte Alois Weihermann, Leiter des Amtes für Bürgerangelegenheiten, zum Vorteil des Online-Services, der in Kooperation mit dem kommunalen IT-Dienstleister Citeq und dem Presseamt entwickelt wurde.

Die Stadt Münster will die Einsatzmöglichkeiten für den neuen Personalausweis weiter ausbauen und demonstriert ihre digitale Fundanzeige auf der Cebit im Public Sector Parc am Stand des Bundesinnenministeriums (Halle 7, Stand B40).

Das eBAföG-Verfahren wird im Pilotprojekt getestet

Gemeinsam mit der Datenzentrale Baden-Württemberg will Open Limit, ebenfalls in Halle 7 am Stand B40, in einer Live-Präsentation das neue eBAföG-Verfahren zeigen. Das Pilotprojekt in Baden-Württemberg, das künftig für alle Bundesländer zur Verfügung stehen wird, basiert auf der Zusammenarbeit mit der Datenzentrale Baden-Württemberg, CIT GmbH, Fujitsu Technology Solution, KDRS und Open Limit.

Sascha Sauer, Vorstand der Ageto Holding AG, bringt eine Android-Ausweis-App zur Cebit mit.
Foto: Synchronity

„Unsere Sicherheitstechnologien stellen eine Basis zur Verfügung, mit der die vollelektronische Abwicklung von Fachanwendungen in der öffentlichen Verwaltung nun realisiert wird", sagte Dirk Arendt von Open Limit. Eine Kombination aus eID-Server und neuem Personalausweis ermögliche die Authentifizierung des Antragstellers. Nach der elektronischen Bearbeitung eines Antrages durch das Amt, würden die Daten mittels Fujitsu SecDocs-Technik langzeitgesichert.

Ausweis-App für Android

Das Unternehmen Ageto aus Jena will auf der Cebit zum ersten Mal eine Ausweis-App für Android präsentieren, die für Online-Portale, Behörden, Versicherungen und Banken die Schnittstellenfunktion zwischen Lesegerät und Personalausweis auf dem Betriebssystem von Google übernimmt. Mit der Anwendung gibt es eine Lösung, die die elektronische Identifikation mit dem neuen Personalausweis auf einer Vielzahl mobiler Endgeräte ermöglicht. Ageto bietet sie als „White-Label-Lösung" an, das heißt, je nach Kundenwunsch können Layout, Design und Sicherheitsvorgaben angepasst und in das Corporate Design integriert werden.

Dabei sei die Software so programmiert, dass sie sich leicht in bestehende Softwareumgebungen oder in Apps implementieren lasse, so Ageto. Mit der Unterstützung von Smartphones und Tablet-PCs ab Android-Betriebssystem 3.2 ermögliche die Ausweis-App neue Anwendungsmöglichkeiten.

Der neue Ausweis soll zum Schlüssel für ganz viele unterschiedliche Anwendungen werden.
Foto: Bundesministerium des Innern

„Unsere Ausweis-App ist die erste Anwendung speziell für Android-Geräte wie Smartphones und Tablet-PCs2, sagt Ageto-Vorstand Sascha Sauer. „Dabei ist sie nur etwa so groß wie eine einfache Spiele-App." Anwendungsfelder für die neue App sind zum Beispiel die Beantragung eines Führungszeugnisses, die Eröffnung eines Bankkontos, die KFZ-An- und Ummeldung, die Integration in Terminals sowie das Nachladen von Signaturzertifikaten für die qualifizierte elektronische Signatur (QES).

Schlanke 650kB Ausweis-App in der Anwendung

Die Firma Ageto will ihre neue Ausweis-App auf dem Stand der Bundesdruckerei (Halle 7, Stand C18) präsentieren, dazu kommen ein eID-Gateway und ein eID-Server, die unternehmenseigene Technik im Bereich der elektronischen Authentifizierung. Dazu halten Mitarbeiter am Donnerstag, 8. März um 15.30 Uhr auch noch einen Vortrag, der zeigen soll, welches Spektrum von Anwendungsszenarien die Technik abdeckt. Der Titel: „Die schlanke 650kB AGETO Ausweis-App in der Anwendung", er findet statt im Rahmen des „Forum Kommune Innovativ" (Halle 7, Stand B62).

Das Bundesinnenministerium ist auf der diesjährigen Cebit in Hannover ebenfalls mit dem Thema neuer Personalausweis vertreten. Dazu kommen die Themen De-Mail, der Prozessdatenbeschleuniger P23R, Geodatenmanagement sowie die einheitliche Behördennummer 115. Weitere wichtige Themen sind das E-Government-Gesetz, Open Government / Open Data sowie IT-Sicherheit.

Die Bundesdruckerei will gemeinsam mit den Partnern XCOM AG und biw Bank für Investment und Wertpapiere AG (biw) zeigen die Online-Ausweisfunktion des neuen Personalausweises in Bankprozesse integriert werden kann. Mit Hilfe des neuen Personalausweises soll die Online-Kontoeröffnung in Zukunft ganz ohne Postident-Verfahren auskommen. So spare die Bank nicht nur Fremdkosten, sondern ermögliche ihren Kunden auch die bequeme, vollautomatische Kontoeröffnung von zu Hause aus. Am Geldautomaten könne der neue Ausweis zukünftig auch die Bankkarte ersetzen.

Am Geldautomaten kann der neue Ausweis sogar die Bankkarte ersetzen, sagt die Bundesdruckerei.
Foto: Bundesdruckerei GmbH

Zahlreiche Vorträge runden das Thema auf der Cebit ab: Zum Thema „Neuer Personalausweis - Ein Jahr Online-Ausweisfunktion aus Sicht der Vergabestelle für Berechtigungszertifikate" spricht beim Forum Kommune Innovativ in Halle 7, Stand B 62 am Mittwoch, 7. März Klaus Wolter vom Bundesverwaltungsamt von 14.30 bis 15.00.

Führungszeugnis mit neuem Personalausweis beantragen

Eine Podiumsdiskussion von 15.30 bis 16.00 findet danach statt zum Thema „Bürgerservice Rheinland-Pfalz - Führungszeugnis mit neuem Personalausweis beantragen", unter anderem mit der Staatssekretärin Heike Raab.

Am Donnerstag, 8. März von 11.30 bis 12.30 veranstaltet der Bitkom eine Diskussion zum Thema „Der neue Personalausweis in der kommunalen Praxis" unter anderem mit Marianne Wulff von Vitako, Dirk Arendt von Openlimit und Stefan Schoenfelder von Citeq/Stadt Münster.

Von 13.30 bis 14.00 spricht Frank-Rüdiger Srocke vom Bundesinnenministerium zum Thema „Die E-Government-Initiative zum neuen Personalausweis und zu De-Mail". Und von 14.00 bis 14.30 sitzen Jürgen Müller, CEO Multicard, und Stefan Schoenfelder von Citeq-Stadt Münster auf dem Podium zum Thema „Smart Community - innovative und multifunktionale Chipkarten-Anwendungen und der neue Personalausweis".

Im Public Sector Parc in Halle 7, Stand A 50 spricht am Dienstag, 6. März um 17 Uhr Andreas Reisen vom Bundesinnenministerium über den neuen Personalausweis. Am Mittwoch, 7, März um 17.30 Uhr referiert Alexander Schmidt von Bearingpoint über „Der neue Personalausweis in den Geschäftsprozessen der öffentlichen Verwaltung. Ein Erfahrungsbericht".

Am Freitag, 9. März um 14 Uhr spricht Jörg Mitzlaff von der Initiative Open Petition zum Thema „Open Government mit dem neuen Personalausweis", am Sonnabend, 10. März um 10.30 Uhr redet Christian Mohser von Steria Mummert Consulting über das Thema „Was kann ich mit dem neuen Personalausweis machen?". Und um 13 Uhr gibt es einen Bürgervortrag zum Thema „Was kann ich mit dem nPA tun?" von Olaf Sinnigen vom Bundesinnenministerium.

Nur ein Drittel nutzt die Online-Funktion des neuen Ausweises

Aktuell besitzen rund 10,5 Millionen Deutsche den neuen Personalausweis. Die für Online-Transaktionen nötige elektronische Identifikation (eID) hat jedoch nur ein Drittel der Ausweisbesitzer eingeschaltet. Auch die Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik Cornelia Rogall-Grothe rügte das neulich beim Forum Public Sector des Verbandes Bitkom öffentlich als „nicht so positiv".

Derzeit sind nach ihren Angaben lediglich 36 Angebote für den neuen Ausweis verfügbar. Dort, wo die Bürger jedoch sinnvolle Anwendungen von den Kommunen vorfinden, ist auch die Bereitschaft, die Online-Funktion frei schalten zu lassen, wesentlich höher, berichtete Rogall-Grothe. „Es wäre schon schön, wenn alle Unternehmen, die ein Berechtigungszertifikat erworben haben, ihre Anwendungen auch im Internet zur Verfügung stellten", findet Rogall-Grothe.

Große Hoffungen ruhen jetzt auf dem neuen E-Government-Gesetz, das die Schriftformerfordernis neu regeln soll. Damit könnten viele Gesetze der E-Kommunikation angepasst werden. CIO.de berichtete. Eine Zusammenfassung über den neuen Ausweis bringt der Artikel "Neuer Personalausweis: Alle Fakten und Features".