BPM meets SOA

Flexible Prozesse, flexibles Unternehmen

21.09.2007 von Andreas Schaffry
Die Integration von Geschäftsprozessen ist und bleibt ein Dauerbrenner. Auf diese Weise können Unternehmen neue und innovative Geschäftsmodelle rasch umsetzen. ERP-Systeme oder Best-of-Breed-Lösungen für das Supply Chain Management stellen hierfür keine ausreichenden Funktionalitäten bereit, wie die Marktforscher von Aberdeen in einer aktuellen Untersuchung feststellen.
Bei den meisten Unternehmen haben noch Software im Einsatz, die wenig flexibel ist und sich nicht an geschäftliche Anforderungen anpassen lässt.

Branchen-Manager sowie Top-Management in Unternehmen sind davon überzeugt, dass sich ihre ERP-Systeme noch zu wenig rechnen.

Zu wenig Flexibilität in der IT

Nur 15 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ihre Anwendungen die nötige Flexibilität haben, um IT-gestützte Abläufe rasch zu verändern beziehungsweise neue Geschäftsszenarien schnell aufzubauen.

Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass ihre ERP- und SCM-Systeme keine Funktionalitäten umfassen, um kritische Prozesse rasch an veränderte Geschäfts- und Wettbewerbsbedingungen anzupassen. Das gilt beispielsweise für Produktionsbetriebe, etwa wenn sie als Zulieferer in einem verteilten Wertschöpfungsnetz arbeiten, oder für Einzelhändler, die rasch auf neue Kundenanforderungen reagieren müssen.

Die IT an die Prozesse anpassen

Überdies räumten 13 Prozent ein, dass ihre Lösungen praktisch kaum an die Geschäftsabläufe im Unternehmen angepasst sind, etwa was kundenindividuelle Service-Prozesse angeht. Mehr als ein Fünftel der Unternehmen musste deshalb Service-Leistungen einschränken.

Unternehmen und Geschäftspartner benötigen eine einheitliche Sicht auf alle Daten und Informationen.

63 Prozent steuern Prozesse noch mithilfe von Tabellen-Kalkulationsprogrammen und 37 Prozent nutzen Legacy Mainframes, um kritische Abläufe zu verwalten. Hier helfen moderne BPM-Lösungen und -Technologien weiter. Damit werden Daten, Meldungen und Services so verteilt, dass sie an den Abläufen in Produktion, Service und Verkauf sowie den Rollen der Anwender orientiert sind. Damit lassen sich unternehmerische Tätigkeiten effizienter strukturieren und steuern.

Harmonisieren und Verbinden

Eine wesentliche Grundlage, um Geschäftsprozesse mithilfe von BPM zu überwachen und zu steuern ist für zwei Drittel der Befragten ein einheitliches und durchgängiges Stammdaten-Management. Geschäftsdaten werden unternehmensweit zusammengeführt und harmonisiert sowie allen Mitarbeitern und Geschäftspartnern zugänglich gemacht. Meist sind Stammdaten in der gesamten Firma verteilt und noch dazu uneinheitlich sowie oft redundant. Entsprechend aufwändig ist es, effizienten Kundenservice zu bieten, den Überblick über Lieferketten zu behalten und strategische Entscheidungen zu treffen.

Um überdies die IT an den Geschäftsprozessen zu orientieren und diese effizienter zu gestalten, müssen Firmen ihre BPM-Software mit ERP-Lösungen sowie anderen Anwendungen verbinden. 63 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihre BPM-Tools dabei über eine SOA-Plattform sowie Web Services mit allen Systemen, die geschäftskritische Daten und Informationen enthalten, integrieren wollen. Immerhin 40 Prozent haben bereits SOA-basierte Lösungen im Einsatz und 38 Prozent der Befragten führen gerade ein SOA-Projekt durch.

Mühlen mahlen langsam

Allerdings mahlen die Mühlen in Unternehmen oft langsam, denn BPM-Integrationsprojekte kommen nur schleppend voran. Für mehr als die Hälfte der Befragten sind dafür mangelnde Qualifikation der internen IT-Mitarbeiter sowie ungenügende Unterstützung von Seiten der Geschäftsführung ausschlaggebend. Insgesamt 42 Prozent sehen darüber hinaus in der verteilten Datenhaltung ein großes Problem, weil dadurch deren zeitnahe Konsolidierung nicht möglich ist.

Wie immer hat Aberdeen die Umfrageteilnehmer klassifiziert in Klassenbeste, Durchschnittsfirmen und Nachzügler. Zum Beispiel verwaltet nicht einmal mehr ein Viertel der Klassenbesten ihre Geschäftsprozesse mit Legacy Mainframes. Zudem ist bei den Strebern die Aufgeschlossenheit gegenüber Integrationstechnologien wie SOA oder EAI (Enterprise Application Integration) deutlich größer als bei den anderen. Dort arbeiten auch Geschäfts- und IT-Entscheider Hand in Hand.

ROI garantiert

Unternehmen, die Geld für BPM-Lösungen und Integrationsprojekte ausgeben, wollen vor allem, dass sich diese Investments auszahlen. Die Marktforscher ermittelten, dass sich ein durchschnittlicher Invest von 730.000 US-Dollar mit 798.000 US-Dollar amortisiert. Damit liegt der Return on Investment (ROI) im Schnitt bei neun Prozent. Auch hier haben die Klassenbesten die Nase vorn. Bei ihnen ist der ROI doppelt so hoch wie im Durchschnitt.

Für die Untersuchung "Aligning IT to Business Processes: How BPM is Complementing ERP and Custom Applications" befragten die Marktforscher von Aberdeen Research 125 Unternehmen. 45 Prozent der befragten Firmen sind aus Nordamerika (USA, Kanada, Mexiko), 28 Prozent aus Europa, ein Fünftel aus dem asiatisch-pazifischen Raum und der Rest aus dem mittleren Osten und Afrika sowie Südamerika und der Karibik.

18 Prozent der Firmen sind dem Banken- und Finanzdienstleistungs-Sektor zuzurechnen, 14 Prozent aus der Hightech-Industrie und je acht Prozent aus der Versicherungs- und Immobilienbranche sowie aus dem Transport- und Logistik-Bereich. Knapp ein Drittel der Befragten ist in Großkonzernen mit mehr als einer Milliarde US-Dollar Umsatz pro Jahr beschäftigt, 31 Prozent in Firmen mit einem Jahresumsatz zwischen 50 Millionen und einer Milliarde Dollar und 37 Prozent in kleineren Mittelständlern mit weniger als 50 Millionen Dollar Umsatz.