Recruiting in der Community IT

Jobsuche via Social Media à la LinkedIn und Xing

30.06.2015 von Barbara Walter
LinkedIn oder Xing, aber auch Social Networks für IT wie Spiceworks sind gute Jobbörsen für Profis auf Arbeitssuche oder mit Wechselgedanken und auch für Recruiter interessant.

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde, gerade in der IT. Es scheint, als müssten sich IT-Experten in Deutschland gar keinen Job mehr suchen, weil sie sich vor Angeboten nicht retten können. Das mag für diejenigen zutreffen, die nur nach irgendeiner Art von Beschäftigung Ausschau halten. Doch die Suche nach einem erfüllenden Job erfordert auch heute etwas Aufwand.

Als IT-Recruiter ist man sich des Problems bewusst: In Deutschland sind zurzeit rund 41.000 IT-Jobs vakant. Um diese offenen Stellen zu besetzen, sind Personaler händeringend auf der Suche nach Fachkräften - und das in einem viel zu kleinen Pool an Experten. Und wenn dann noch spezielle Vorstellungen in Sachen bisheriger Projektarbeit oder Soft Skills des Kandidaten hinzukommen, kann sich die Suche problematisch gestalten.

Die elf wichtigsten Soft Skills
1. Kommunikative Kompetenz
Ihre Kommunikationsfähigkeit hilft Ihnen, Konsens herzustellen und Verständnis für Ihre Ziele und Wünsche zu erzeugen.
2. Selbstbewusstsein
Selbstbewusst bedeutet unter anderem, sich selbst bewusst wahrzunehmen, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen.
3. Einfühlungsvermögen
Wer empathisch ist, kann andere leichter von seiner Sache überzeugen.
4. Teamfähigkeit
In jeder Stellenanzeige ist Teamfähigkeit gefordert. Teamfähig zu sein bedeutet unter anderem, seine Rolle im Team zu erkennen und sich entsprechend der an diese geknüpften Erwartungen zu verhalten.
5. Kritikfähigkeit
Kritikfähig zu sein bedeutet nicht nur, Kritik zu üben (fair, sachlich), sondern auch Kritik annehmen, reflektieren und entsprechend umsetzen zu können. Besonders in Teams, Projekten und in Führungssituationen spielt der Umgang mit Kritik eine entscheidende Rolle.
6. Analytische Kompetenz
Wenn Sie Ihre analytischen Fähigkeiten trainieren, sind Sie in der Lage, Situationen rasch zu erfassen und entsprechend schnell zu reagieren.
7. Vertrauenswürdigkeit
Vertrauen ist die Erwartung, sich in kritischen Situationen auf den anderen verlassen zu können.
8. Selbstdisziplin/Selbstbeherrschung
Wer sich nicht selbst beherrscht, bleibt immer Knecht. Nur wer sich selbst im Griff hat, kann andere überzeugen.
9. Neugierde
Neugierde ist die Voraussetzung für Kreativität.
10. Konfliktfähigkeit
Nur wenn Sie andere Auffassungen akzeptieren können und sich offen mit Ihren Mitmenschen auseinander setzen, leben Sie ein selbstbestimmtes Leben.
11. Durchsetzungsvermögen
Sich angemessen durchzusetzen bedeutet zu überzeugen, statt zu überreden - oder zu zwingen. Überzeugt folgen Ihnen andere gern auf Ihrem Weg.
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Auf den ersten Blick stellt das für IT-Experten, die eine neue Stelle suchen, eine entspannte Situation dar. Auf den zweiten muss man jedoch differenzieren, weil auch sie für eine interessante berufliche Tätigkeit eine Fachabteilung finden möchten, in der sie sich wohlfühlen. Wer hat nicht den Wunsch nach einem guten Betriebsklima und einem Arbeitgeber, mit dessen Zielen, Produkten und Philosophie man sich identifizieren kann? So tiefe Einblicke kann die Website eines Unternehmens aber nicht liefern, in vielen Fällen tut das nicht einmal ein ausführliches Vorstellungsgespräch.

Branchen-Network - ein Sprungbrett für die Karriere

Soziale Medien können die beiden Seiten - Unternehmen und Bewerber - und ihre unterschiedlichen Interessen zusammenführen. Ein Potenzial, das heute von Personalern zwar bereits erkannt, aber noch viel zu wenig genutzt wird: Laut einer Umfrage der Universität Bamberg unter den Top-1000-Unternehmen in Deutschland, darunter auch die größten IT-Firmen, zählen Social Media zu den drei wichtigsten Trends im Recruiting. Nicht ohne Grund: Soziale Netzwerke wie Xing oder LinkedIn bieten Personalern und Jobsuchenden die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und sich - zunächst auch informell - über Erfahrungen und Erwartungen auszutauschen. Darüber hinaus gibt es aber noch speziellere Berufsnetzwerke, sogenannte vertikale oder Branchennetzwerke, die in Deutschland bislang für Jobsuche oder Recruiting nicht genutzt werden. Doch wie lassen sich nun solche Branchen-Networks für das eigene berufliche Fortkommen verwenden?

1. Kontaktnetzwerk aufbauen

So paradox es klingt: Die Jobsuche beginnt im Idealfall schon vor dem Wunsch, den Job zu wechseln. Am besten ist es, sich ein langfristiges Netzwerk aufzubauen, das man sein gesamtes Arbeitsleben hindurch pflegt. Ein solches Netzwerk an Kontakten hängt natürlich vom gegenseitigen Geben und Nehmen aller Kontakte ab. Genau hier erweisen sich Branchennetzwerke als besonders sinnvoll: IT-Experten finden sich zusammen und helfen einander bei aktuell auftretenden Problemen, bei der Suche nach passender Hard- oder Software oder auch bei langfristigeren Fragen der IT-Strategie. Zeigt man sich als hilfsbereiter und kompetenter Ansprechpartner für Probleme, auch wenn zu diesem Zeitpunkt keine Gegenleistung möglich ist, bleibt man dem Gegenüber in positiver Erinnerung. Eine gute Voraussetzung, um über eine vakante Stelle informiert zu werden.

2. Eigenen Wert durch Weiterbildung steigern

Neben der Pflege von Kontakten sind Branchennetzwerke auch ein perfektes Pflaster für die Weiterbildung. In solchen Communities unterstützen sogar Fremde einander mit Tipps zu aktuellen Problemen - oft innerhalb weniger Minuten. Egal, ob es um das erste Einrichten eines WLAN geht oder um die Installation eines Open-Source-Servers. Die Chance, entweder selbst Fragen zu stellen oder kontinuierlich die Fragen anderer User in thematischen Foren zu verfolgen, kann jeder nutzen. So profitieren Mitglieder nicht nur von Ad-hoc-Lösungen zu technischen Problemen, sondern genießen eine kontinuierliche, breit angelegte und kostenlose IT-Weiterbildung. Jeder lernt aus Fehlern und Erfahrungen, die andere Mitglieder vor ihm gemacht haben. Und wer sich offen für neue Ansätze und den Erfahrungsaustausch zeigt, beweist sowohl fachlich als auch menschlich attraktive Eigenschaften, die Personaler und Recruiter aufmerksam und positiv registrieren.

3. Positionierung der "Marke Ich"

Über Kontakte, Tipps und die kontinuierliche IT-Weiterbildung in den Diskussionsforen hinaus dienen Branchen-Communities einem weiteren Zweck: dem Aufbau und der Positionierung der "Marke Ich". Selbst wer privat zurückhaltend ist, sollte beruflich die Chance nutzen, sein Wissen zu teilen. Das macht nicht nur Spaß, sondern schafft auch Anerkennung. Falls dann der Wunsch nach einem Jobwechsel konkrete Form annimmt, wurde die eigene Kompetenz und Empathie in der Community bereits unter Beweis gestellt und im öffentlichen Raum dokumentiert. Ein persönliches Profil im Branchennetzwerk mit den bisherigen Projekten, die visuell anschaulich dargestellt sind, ist eine Visitenkarte, die dauerhaft Eindruck macht. Eine authentischere Form der Darstellung und Vermarktung der eigenen fachlichen und persönlichen Fähigkeiten gibt es nicht.

Xing, Linkedin und Co: Tipps vom Profil-Optimierer
Holger Ahrens, Profiloptimierer
Der 35-jährige Informatiker und Consultant Holger Ahrens versteht sich als Optimierer der Profile in sozialen Netzwerken wie Xing, LinkedIn und Co.
Wirkungsort
Xing ist in Deutschland als Netzwerk für Professionals zu verstehen. Bei LinkedIn gilt das für internationale Kontakte. Wer also seinen Schwerpunkt in Deutschland hat, der sollte sein Profil bei Xing pflegen und die Daten nach LinkedIn kopieren. Wer sich international ausrichtet, macht es umgekehrt.
Facebook - ja oder nein?
Facebook ist eine Frage der beruflichen Sparte. "Ein Business-Manager, der ständig auf Facebook präsent ist, weckt Skepsis", sagt Ahrens. "Für einen Designer dagegen ist das Netzwerk unverzichtbar."
Wo HR-Entscheider recherchieren
Human Resources-Entscheider recherchieren heute in Netzwerken. Wer keine Präsenz zeigt, macht sie misstrauisch, sagt Ahrens.
Fotos vom Extremsport
Auch Fotos vom Paragliding oder dem letzten Kletter-Kurs gehören laut Ahrens in die Netzwerke. "Das zeigt den Unternehmen, dass da jemand keine Angst vor Verantwortung hat", sagt er. "Risikosportler, das sind Leute, die ein Unternehmen voranbringen."
Nur nicht nerdig
Generell sollte in den Profilen nicht nur Fachliches dargestellt werden, sondern auch etwas von der Persönlichkeit durchschimmern. Informatiker neigen dazu, Letzteres zu unterschätzen.
Business-Bild
Als Bild kein Passfoto wählen, sondern ein gutes Business-Foto in der Auflösung 512 mal 512 Pixel. Das Bilder in dieser Auflösung missbraucht und aus dem Netzwerk auf ganz andere Sites gezogen werden können, ficht Ahrens nicht an. „Angesichts der Chancen, die ein gutes Profil bietet, nehme ich das Risiko in Kauf“, sagt er.
Profile verlinken
Wer seine Profile auf Xing, LinkedIn und Facebook untereinander und mit weiteren Websites und Online-Angeboten verlinkt, wird in der Google-Suche besser gefunden.
Eine runde halbe Stunde
Durchschnittlich sollte man mindestens 30 Minuten pro Woche für die Pflege des Profils aufwenden.
Kein Eigenlob
Ein Fehler ist es allerdings, sich selbst als "Experten" anzupreisen. Ahrens: "Diese Bewertung muss von Anderen kommen!"