Digitalisierung

Manager beteiligen sich kaum an Digital-Projekten

13.06.2017 von Christiane Pütter
Gäbe es Schulnoten für den digitalen Lebensstil, würden sich deutsche Führungskräfte im Schnitt mit einer 2,5 bewerten. Damit können sie nicht zufrieden sein, findet Personalberater Heidrick & Struggles.
  • 60 Prozent der Chefs erklären, sich durch die zunehmende Digitalisierung IT-Grundkenntnisse angeeignet zu haben
  • Fast zwei von drei Befragten waren noch nie in digitale Projekte in ihrem Unternehmen eingebunden
  • 70 Prozent der Führungskräfte erhalten täglich weniger als 50 Mails
  • 81 Prozent sehen sich als aktive oder sehr aktive Nutzer sozialer Netzwerke

"Zeige mir deine Apps und ich weiß, wie digital du bist." Nach diesem Motto hat die Personalberatung Heidrick & Struggles rund 1.000 deutsche Führungskräfte nach ihrem digitalen Lebensstil befragt. These der Consultants: angesichts der Digitalisierung sollten Entscheider privat ein digitales Nutzungsverhalten pflegen. Auf einer Schulnoten-Skala geben sich die Befragten im Schnitt eine 2,5. Heidrick & Struggles kommentiert, die Studie zeige "viel Schatten".

Heidrick & Struggles-Deutschlandchef Michael Oberwegner hält es für "beunruhigend", dass "nur eine neue digitale Speerspitze" in digitale Prozesse eingebunden ist.
Foto: Julia Schwager/Heidrick & Struggles

Licht zeigt sie aber auch. So schreiben sich immerhin 14 Prozent der Befragten eine glatte Eins zu. Weitere 44 Prozent geben sich eine Zwei. Dabei schätzen sich Frauen im Schnitt 0,3 Punkte schlechter ein als Männer.

Ein paar Zahlen aus dem beruflichen Alltag: Fast zwei von drei Befragten (65 Prozent) erklären, noch nie in digitale Projekte in ihrem Unternehmen eingebunden gewesen zu sein. 24 Prozent sind es "ab und an", die verbleibenden elf Prozent "sehr intensiv". Michael Oberwegner, Deutschlandchef von Heidrick & Struggles, hält das für beunruhigend. "Die digitale Transformation erfasst gegenwärtig nahezu jede Branche und jedes Unternehmen", kommentiert er. Es dürfte nicht sein, dass nur eine neue digitale Speerspitze in diese Prozesse eingebunden ist und das Gros der Verantwortlichen im Unternehmen dabei im Prinzip außen vor bleibt.

Zur digitalen Weiterbildung bereit

Positiv bewerten die Berater die Bereitschaft zur Weiterbildung. 60 Prozent der Führungskräfte erklären, sich durch die zunehmende Digitalisierung IT-Grundkenntnisse angeeignet zu haben. 52 Prozent haben mindestens ein Seminar dazu besucht. Gut jeder Vierte (26 Prozent) hält sich für einen "Techie" und jeder Zwanzigste (fünf Prozent) kann programmieren. Lediglich neun Prozent sehen IT/Software als "Black Box", die zu funktionieren habe und für die sie sich nicht interessieren.

Tim Lüdke, Leiter der Praxisgruppe Technologie bei Heidrick & Struggles: "Noch vor zehn Jahren war IT ein Nicht-Thema unter Managern. Heute interessieren sich viele für Neuerungen und Anwendungen."
Foto: Julia Schwager/Heidrick & Struggles

Eine gute Entwicklung, attestiert Tim Lüdke. Der Leiter der Praxisgruppe Technologie bei Heidrick & Struggles sagt: "Noch vor zehn Jahren war IT ein Nicht-Thema unter Managern. Heute interessieren sich viele für Neuerungen und Anwendungen." Das sei eine gute Voraussetzung dafür, Chancen im Rahmen neuer digitaler Geschäftsmodelle zu ergreifen. Die USA gelten nur bedingt als großes Vorbild: 54 Prozent der Befragten halten die Bedeutung des Silicon Valley im Hinblick auf Deutschland für überschätzt. Ihnen stehen 27 Prozent gegenüber, die meinen, dass die wesentlichen Innovationen in ihrer Branche aus dem Valley kommen.

Manager erhalten täglich weniger als 50 E-Mails

Überraschend erscheint den Consultants ein weiteres Datum: Knapp 70 Prozent der Führungskräfte geben an, weniger als 50 Mails pro Tag zu erhalten. 21 Prozent bekommen sogar noch nicht einmal 20 Mails. Das erscheint "bei dem heutigen Grad an möglicher Vernetzung eher wenig", schreiben die Autoren der Befragung.

29 Prozent sitzen im papierlosen Büro

Stichwort "Papierloses Büro": Gut jeder Dritte (34 Prozent) arbeitet nach eigener Einschätzung "häufig" auf Papier. Etwas mehr Befragte (37 Prozent) dagegen tun das "nur noch selten". 29 Prozent erklären, "fast nie" oder "nie" mit Papier zu arbeiten.

Die meistgenutzten Apps von Führungskräften

Die Berater haben sich angesehen, welche Apps deutsche Entscheider privat nutzen. Demnach nutzen 71 Prozent Instant Messaging, vor allem WhatsApp. 61 Prozent holen sich per Smartphone Hotel- und Restaurant-Tipps, 54 Prozent sehen per Streaming fern. Weit weniger beliebt sind die Banküberweisung per Smartphone (neun Prozent) oder Apps wie Mytaxi und Uber (vier Prozent).

Was soziale Netzwerke betrifft, so sehen sich 81 Prozent der Befragten als aktive oder sehr aktive Nutzer. Sie engagieren sich (mit abnehmender Häufigkeit) über Facebook, Xing, Twitter, LinkedIn und Google+. Schlusslicht ist Instagram.