Von IBM bis EMC

Marktübersicht Grid-Computing

05.09.2007 von Thomas Mach/CW.at
Auch wenn das Thema mehr und mehr aus dem Fokus der medialen Berichterstattung verschwindet, Grid-Computing schreitet technologisch in Riesenschritten voran.

Aber dass Grids noch weitreichendere Auswirkungen haben, zeigt unter anderem IBM. Erst unlängst hat Big Blue die Grid Medical Archive Solution (GMAS) auf den Markt gebracht. Die Lösung besteht aus Speicher-, Server-, Software- und Service-Komponenten. GMAS bietet Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen und pharmazeutischen Unternehmen eine Storage-Archivlösung für die Bereitstellung von medizinischen Bilddaten, Patientenakten und anderen wichtigen Gesundheitsdaten.

Und das in Form einer Multi-Tier-, Multi-Applikations- und Multi-Lokationslösung. Die Anforderung, große Mengen an wichtigen Daten mit unverändertem Inhalt über lange Zeitstrecken aufbewahren zu müssen, stelle neue Herausforderungen an Organisationen im Gesundheitsbereich hinsichtlich Daten- und Speicher-Management. Fachabteilungen und behandelnde Spezialisten würden beispielsweise eine hohe Verarbeitungsleistung und eine erweiterte Verfügbarkeit - etwa von medizinischen Bilddaten - benötigen.

Hohe Datenvolumen und lange Aufbewahrungsfristen würden zudem eine kosteneffiziente Speicherstrategie erfordern, welche die Benutzeranforderungen erfüllt, den Datenschutz sicherstellt, mit den Anforderungen wachsen kann und eventuelle Datenmigrationen vereinfacht. Die IBM-Lösung verwende laut Hersteller moderne Virtualisierungs-, Automations- und Grid-Technologien, um Anwendern im Medizinbereich einen schnellen und sicheren Zugang zu archivierten Informationen zu geben. Gleichzeitig stünden Real-Time-Failover- und Selbstheilungsmechanismen sowie Information-, Lifecycle-Management- und Datenschutz-Funktionen zur Verfügung.

Speicherpools zusammenfassen

"GMAS präsentiert sich als Single-Storage-System, das darunter liegende Speichersilos in einen gemeinsamen, einzigen Unternehmensspeicherpool einordnen kann - auch wenn diese Silos über viele Betriebsstätten verteilt sind und aus Multi-Vendor-Speichermedien bestehen", erklärt ein IBM-Sprecher. Das hochautomatisierte System erlaube IT-Administratoren, sich auf Speicherplanung und Infrastrukturverbesserungen zu konzentrieren. Zudem würden viele manuelle Administrationsaufgaben eliminiert. Es solle auf diese Weise höherwertige IT-Service-Levels ermöglichen und zur Verbesserung der Fachabteilungsergebnisse beitragen.

Neben Grid-Dauerspieler IBM setzt auch Sun Microsystems, ebenfalls schon seit geraumer Zeit im Grid-Segment tätig, auf geclusterte Systeme für Spezial-Gebiete. So rollte das Unternehmen vor wenigen Wochen seinen Utility-Computing-Dienst global aus. Network.com, so der Angebotsname, ist damit außerhalb der USA in 23 europäischen und asiatischen Ländern verfügbar, darunter auch Österreich. Kunden zahlen bei der Nutzung von Network.com eine Stundenpauschale für den Zugriff auf ein Sun-Rechenzentrum. Seit März war der Utility-Computing-Dienst in den USA als Pilot verfügbar. Nun sei der Service reif für eine große geografische Expansion, erklärte Rohit Valia, Group Product Manager für Suns Grid Compute Utility.

Sun verlangt einen Dollar pro CPU und Stunde für den Zugang zu einem Cluster von x64-Servern unter Solaris 10. Endnutzer können den Service jetzt in Australien, Belgien, China, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Indien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Neuseeland, Österreich, Polen, Portugal, Singapur, Spanien, Schweden, Tschechien sowie Ungarn nutzen. Auch andere Computer-Hersteller, zum Beispiel IBM oder Hewlett-Packard (HP), bieten ähnliche Utility-Dienstleistungen an. Noch ist sich die Anbieterwelt nicht einig, was eine globale Bezeichnung derartiger Angebote angeht, momentan finden sich von On-demand-Computing bis hin zu Computing-in-the-Cloud allerlei Bezeichnungen. Zielgruppen sind vor allem Anwender, die kurzfristig Bedarf nach mehr Rechenleistung haben, deswegen aber nicht das eigene Rechenzentrum aufrüsten wollen.

Anwender müssten also ihr Data Center nur noch für die durchschnittliche und nicht mehr für die Spitzenlast auslegen, verspricht Valia. "Bei unserem Geschäftsmodell kassieren wir für CPU-Zyklen, nicht aber für ungenutzte Prozessoren. Wir nehmen nur Geld, wenn ihre CPU auch tatsächlich Daten verarbeitet", unterstreicht der Sun-Mann.

Zugriff auf interne und externe Ressourcen via Plattform

Weitere Features des neuen Sun-Dienstes seien Network.com Internet Access für den Zugriff auf externe Ressourcen, die Kunden für ein bestimmtes Projekt nutzen wollen oder benötigen, und für jene Spezialisten, die Job Management Application Programming Interfaces entwickeln. Letztere sind nur als limitierte Beta zugänglich und ermöglichen Tests von Applikationen auf Basis von Network.com im Produktionsmaßstab.

Und auch EMC ist emsig im Grid-Bereich tätig. So gründete das Unternehmen vor wenigen Wochen ein neues Innovationsnetzwerk. Die weltweit kooperierende Gemeinschaft besteht laut Christoph Lohrey von EMC Österreich aus "Experten und technischen Entwicklern von Universitäten, EMC und Kunden des Unternehmens". Ziel sei es, neue Technologien und Applikationen für künftige Informationsinfrastrukturen zu entwickeln und voran zu treiben. Kunden des Unternehmens sollen von der schnellen Umsetzung der Forschungsergebnisse in praktische Lösungen profitieren.

Das EMC Innovation Network unter der Leitung von Burt Kaliski, ehemaliger Chefwissenschafter der RSA Laboratories, werde unter anderem auf den Gebieten Semantisches Internet, Service-orientierte Infrastrukturen/Geschäftsprozesse, informationszentrierte Sicherheitslösungen, Web-2.0-Speicherlösungen, Information Grids sowie Virtualisierung von Informationsinfrastrukturen forschen.

Lohrey: "Mit dem neuen Innovationsnetzwerk will EMC seine eigenen 5.000 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung unterstützen, weltweite Forschungsressourcen zusammenführen - so auch die EMC-Forschungszentren in Indien, China und Russland - sowie die Zusammenarbeit mit Universitäten und Konsortien fördern."

Zudem wildert EMC nun auch verstärkt im Revier von Oracle. So erhalten Unternehmen, die EMC-Informationsinfrastrukturen in Oracle-Umgebungen betreiben, ein verbessertes Angebot von EMC. Dazu hat der Anbieter in Tests, Integrationen und Produktentwicklung für das Oracle-Umfeld investiert. Ergebnisse seien hochskalierbare, sichere und preisgünstige Referenz-Architekturen und -Services für Oracle-Anwender.

Die Information Infrastructure für Oracle werden in den vier Bereichen Data Warehousing, Oracle Unbreakable Linux, Enterprise Security und Grid Computing angeboten. Lohrey: "Mit Grid Computing auf der Basis von Oracle-Datenbanken oder der Betriebsumgebung Oracle Enterprise Linux optimieren immer mehr Unternehmen ihre IT-Landschaft mit kleineren Budgets. Wettbewerbsvorteile lassen sich auch mit dem Einsatz von Business-Intelligence-, Data-Warehouse- und Sicherheitslösungen erzielen. Mit Hardware, Software und Services für Unternehmensanwendungen, Datenbanken und Middleware-Lösungen unterstützt EMC seine mehr als 55.000 Oracle-Kunden bei der Umsetzung der genannten Ziele. So werden die Komplexität in durchgängigen Infrastrukturen von EMC und Oracle reduziert, Entwicklungszeiten verkürzt und Kosten gesenkt."