Die Suche nach Nachwuchs

SAP-Experten verzweifelt gesucht

22.11.2007 von Andreas Schaffry
Die Berufschancen für Informatiker mit Hochschulabschluss sind so gut wie lange nicht mehr. Einen Großteil der Einsteigerstellen besetzt die deutsche IT-Industrie mit Bewerbern, die SAP-Fachwissen mitbringen. Auch für angehende Berater sind SAP-Kenntnisse unerlässlich, um in der IT-Branche Fuß zu fassen. Neben dem zwingend erforderlichen IT-Wissen müssen Berufsanfänger aber auch Prozess-Know-how sowie die Befähigung, wirtschaftliche Abläufe zu verstehen, mitbringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Beratungs- und Software-Hauses PPI AG.
Berufsanfänger ohne SAP-Kenntnisse haben auf dem IT-Arbeitsmarkt praktisch keine Chance.

Kenntnisse in SAP-Software sind die wichtigste technische Qualifikation für angehende IT-Fachkräfte, die ihre Brötchen in der IT-Branche verdienen wollen.

SAP-Kenntnisse pushen Karriere

40 Prozent aller Einsteigerstellen besetzt die deutsche IT-Branche nur mit Bewerbern, die umfassendes SAP-Fachwissen mitbringen. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Da Unternehmens-Software von SAP sich hierzulande als Quasi-Standard durchgesetzt hat, benötigen IT-Arbeitgeber qualifiziertes Personal für die dazugehörige Entwicklung, Wartung und Beratung. Wesentlich weniger häufig verlangen IT-Arbeitgeber von Berufsanfängern Know-how in den Bereichen Windows (18 Prozent), Oracle (15 Prozent), Microsoft Office (14 Prozent) und Unix (zwölf Prozent).

Besonders wichtig ist die Beherrschung von SAP auch für angehende IT-Berater. Consulting ist zurzeit das Boom-Segment der IT-Branche, denn etwa 40 Prozent aller Stellen sind für dieses Einsatzgebiet ausgeschrieben, wobei in zahlreichen Beratungs-Projekten SAP-Anwendungen implementiert werden.

70 Prozent der Consultant-Stellen werden deshalb nur an SAP-Fachleute vergeben. Bei der Hälfte der Projekte müssen die Bewerber zudem eigene Anwendungen und Module in der SAP-Sprache ABAP programmieren können.

Das stille Kämmerlein verlassen

Als Programmier-Sprache ist Java heute State-of-the-Art, auch Kenntnisse in C++ sind für Bewerber von Vorteil.

In den Bereichen IT-Architektur und Vertrieb ist SAP-Kenntnis ebenfalls die wichtigste technische Qualifikation für Bewerber. Die Planer technischer Infrastrukturen müssen diese oft von vornherein für SAP-Umgebungen konzipieren, um kompatible Schnittstellen zu gewährleisten. Vertriebskräfte hingegen sind in ihrer alltäglichen Arbeit auf SAP-Module angewiesen. Durch die Einstellung von Bewerbern mit SAP-Expertise sparen die Arbeitgeber Schulungskosten, so die Studie.

Gefragt ist aber nicht nur der Nachwuchs, der über informationstechnologisches Know-how verfügt, und im stillen Kämmerlein vor sich hinprogrammiert, sondern auch in Prozessen denken und ganzheitliche Strategien entwickeln kann. In 70 Prozent aller Fälle setzen die Unternehmen profunde Wirtschaftskenntnisse bei Einsteigern voraus, bei Tätigkeitsfeldern wie Projekt-Management oder IT-Beratung sind es sogar deutlich über 90 Prozent.

Mit Java und C++ vorn

Wer Arbeit als Anwendungsentwickler sucht, hat auch ohne tiefergehendes SAP-Wissen gute Chancen auf eine Anstellung, denn die umfassende Beherrschung der Windows-Umgebung und der sichere Umgang mit Oracle-Datenbanken sind wichtiger. In diesem Bereich sind auch vielseitig einsetzbare Programmier-Sprachen stärker gefragt als das SAP-spezifische ABAP. Programmierer müssen in erster Linie System-unabhängige Sprachen wie Java, XML und SQL beherrschen sowie die System-Programmierung in C++ oder C#.

Die Hälfte aller Stellen, für die Programmier-Kenntnisse notwendig sind, wird nur an Bewerber vergeben, die Java beherrschen. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Java-Anwendungen auf allen verbreiteten Betriebs-Systemen ohne weitere Anpassung laufen.

In 28 Prozent der Stellenausschreibungen werden Kenntnisse in der Programmier-Sprache C++ verlangt. Auf den Folgeplätzen landen nahezu gleichauf die Datenbanksteuerungs-Sprache SQL mit 20,8 Prozent und XML mit 20,5 Prozent, auf Rang Fünf folgt ABAP mit 16,5 Prozent.

IT-Karriere auch ohne Informatik-Studium

Nach wie vor dient ein Informatik-Studium als klassisches Einstiegstor in die IT-Karriere. Fast zwei Drittel der Stellenangebote im IT-Bereich richten sich an Absolventen. Die IT-Arbeitgeber suchen jedoch auch Ingenieure (36 Prozent) und Wirtschafts-Informatiker (34,7 Prozent) als mögliche Kandidaten für die Besetzung offener Stellen. Ein Drittel der Stellenausschreibungen wendet sich ausdrücklich an Wirtschaftswissenschaftler, womit die IT-Branche sich auch Betriebs- und Volkswirten gegenüber offen zeigt.

Im Rahmen der Studie "IT-Jobscout 2007" hat das Beratungs- und Software-Haus PPI AG innerhalb eines Monats 624 Stellenanzeigen der 100 größten deutschen IT-Unternehmen ausgewertet.