dmexco 2013

Stelldichein von Technologie und Marketing

18.09.2013 von Stefan Huegel
Im fünften Jahr ihres Bestehens hat sich die dmexco als Leitmesse für das digitale Marketing etabliert. Doch auch für Technologen, die sich mit Marketing beschäftigen müssen, ist die Messe ein Pflichttermin.

Wenn die dmexco an diesem Mittwoch zum fünften Mal ihre Pforten öffnet, dürften sich mehr Technologie-Verantwortliche als in den Vorjahren unter die Besucherschar mischen. Grund dafür ist, dass aktuelle Marketing-Trends wie das Customer Experience Management (CEM) oder Social Media Analytics neue Herausforderungen an die IT-Abteilungen in Unternehmen stellen. Für eine immer größere Zahl von IT-Verantwortlichen wird die Auseinandersetzung mit Themen des digitalen Marketings daher zur Pflichtübung.

So verwundert es nicht, dass sich unter den 700 Ausstellern in diesem Jahr auch ein großer Anteil klassischer Technologie-Anbieter befindet, die um die Aufmerksamkeit der erwarteten 24.000 Besucher wirbt - darunter solch wohlklingende Namen wie Adobe, Hewlett Packard oder IBM.

Content Advertising
Auch "Content Marketing" oder "Native Advertising" genannt. Das Content Advertising versucht, Kunden durch die Bereitstellung besonders nutzwertiger Inhalte (Content) an ein werbetreibendes Unternehmen zu binden. Insofern unterscheidet sich das Content Advertising von klassischen Werbeanzeigen dadurch, dass keine Werbemittel eingesetzt werden, sondern Inhalte mit informationellem Mehrwert für den Kunden. Bei den eingesetzten Inhalten kann es sich um Artikel, Whitepaper, Ratgeber und zunehmend auch um Videos handeln.
Inbound Marketing
Nicht finden, sondern gefunden werden. Auf diesem Konzept fußt die Idee des Inbound Marketing. Werbekunden erreichen diesen Effekt vor allem, indem sie mit Produktinformationen und relevanten Inhalten dort in Erscheinung treten, wo sich Kunden auf ihrer Suche nach Informationen befinden: in sozialen Netzen, in Online-Shops, Preisvergleichen, Foren und auf Blogs.
Real-time Bidding (RTB)
Real-time Biding ist ein hochautomatisiertes Verfahren zum Versteigern von Werbeeinblendungen in Echtzeit (real-time). Hierbei werden für jedes ausgelieferte Werbe-Banner Gebote von interessierten Werbekunden eingeholt. Diese Gebote werden innerhalb von Sekundenbruchteilen abgefragt und ausgewertet. Der Bieter mit dem höchsten Gebot bekommt den Zuschlag und damit die Einblendung seines Werbemittels.
Programmatic Buying
Programmatic Buying ist eng verwandt mit dem Real-time Bidding, also dem hochautomatisiertem Einkauf von Online-Werbemitteln. Allerdings berücksichtigt das Programmatic Buying auch soziodemografische Daten über den Nutzer, dem ein Werbemittel präsentiert werden soll. Die hierzu notwendigen Daten können aus unterschiedlichen Quellen stammen und werden beim Programmatic Buying anonymisiert für den Werbekunden zu einem Nutzerprofil zusammengeführt.
Social Influence Marketing
Im Social Influence Marketing geht es um das Identifizieren von Multiplikatoren für die eigene Werbebotschaft. Dabei handelt es sich idealerweise um Menschen mit guten Netzwerkkontakten, großer Reputation und ausgeprägten Kommunikationsfähigkeiten. Ziel ist es, sich den Einfluss (Influence) dieser Menschen auf Ihre Netzwerkkontakte zu eigen zu machen.
Customer Experience Management
Das Customer Experience Management (CEM) möchte jedem Kunden ein individuelles und besonders angenehmes Kundenerlebnis bescheren, um ihn langfristig emotional an eine Marke zu binden. Hierbei werden so viele Kontaktpunkte wie Möglich berücksichtigt - von der ersten Informationsbeschaffung über ein Produkt, über dessen Kauf bis hin zu Gebrauch und Wartung.
Data-driven Marketing
Big Data meets Marketing. Der datenzentrische Ansatz des Data-driven Marketing berücksichtigt Daten über potentielle Kunden, die über eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen erhoben wurden. Hierzu gehören direkte Interaktionen mit dem Kunden genauso wie Erkenntnisse über dessen Aktivität in sozialen Medien. Über die Analyse und Zusammenführung dieser Daten wird die individuelle Ansprache von Kunden möglich.

Technologie treibt das digitale Marketing

"Angepasst an die zunehmend diversen Kommunikationskanäle, die das Marketing heute bedienen muss, können Marketingkampagnen heute nur mit großem Aufwand und Technik erstellt werden. Hierfür spielt IT eine wichtige Rolle", erklärt Bernd Schlösser, Senior Client Solutions Professional bei IBM Deutschland, die Motivation für die Präsenz seines Arbeitgebers auf der Messe. "Als wichtigste Messe für die digitale Industrie in Europa bietet sich auf der dmexco für IBM eine gute Gelegenheit, unsere Lösungen einem Fachpublikum zu präsentieren.

"Marketing ist heutzutage mehr als nur Informationsbroschüren erstellen oder Anzeigen in Printmagazinen platzieren", sagt Bernd Schlösser, Senior Client Solutions Professional bei IBM Deutschland.
Foto: IBM

Aufgrund des hohen Technologieanteils gehören IT-Abteilungen auch in Fragen des digitalen Marketings traditionell zu den ersten Ansprechpartner der Fachabteilungen, so Schlössers Beobachtung. Dennoch zählt die zunehmende Zahl von Messebesuchern mit IT-Hintergrund für die IBM nicht zur primären Zielgruppe auf der dmexco. Die Ursache hierfür liegt in einer rasanten Entwicklung. Und diese führt an an vielen IT-Abteilungen vorbei.

"Anforderungen im digitalen Marketing müssen nahezu in Echtzeit erledigt werden. Bei der hohen Auslastung der firmeneigenen IT, führt dies zwangsläufig dazu, dass sich Marketing-Verantwortliche Lösungen suchen, um ihre Aufgaben von der Planung über die Durchführung bis zur Auswertung selbstständig durchzuführen und damit die Abhängigkeit von der IT so weit wie möglich zu reduzieren", beschreibt Schlösser den klar zu erkennenden Trend. Und dieser führe für die meisten Marketingabteilungen zwangsläufig an der IT vorbei direkt in die Cloud.

Wolke statt Installation

Und tatsächlich scheinen Marketing-Lösungen aus der Cloud gegenüber klassischen On-premise-Lösungen immer beliebter zu werden: Das Unternehmen muss sich keine Gedanken über die Dimensionierung oder Skalierung von Anwendungen machen, benötigtes Expertenwissen für Betrieb und Wartung kommt in der Regel vom Anbieter und eine Implementierung erfolgt in einem Bruchteil der Zeit, die für eine On-premise-Lösungen benötigt wird. Unternehmen können sich mit Marketing-Cloud-Lösung also auf die eigentliche Aufgabenstellung, das Marketing, konzentrieren und binden keine Ressourcen für Betrieb und Wartung.

Trotz alledem, so Schlösser, hätten On-premise-Lösungen weiter ihre Berechtigung und bedürften daher der Auseinandersetzung von IT-Abteilungen mit digitalen Marketing-Trends. "Banken und Versicherungen zum Beispiel haben einen erhöhten Schutzbedarf für ihre Umgebungen und verlassen sich deswegen noch häufig auf In-House-Lösungen." Deswegen setze IBM auch weiterhin auf einen pluralen Ansatz und bietet seine Smarter-Commerce-Lösungen in jeweils passender Form an: sowohl aus der Wolke als auch als On-premise-Installation.

Dennoch: bedingt durch die kurzen Innovationszyklen des digitalen Marketing zeigt der Trend eindeutig in die SaaS-Wolke. Nicht zuletzt weil Branchengrößen wie Google ihre Lösungen seit jeher aus der Cloud servieren und damit einen hohen Grad der Akzeptanz auf Anwenderseite geschaffen haben. Eine Reihe bedeutender Akquisitionen von Adobe, Oracle und Salesforce in jüngster Zeit unterstreichen diese Entwicklung.

Chance für etablierte Player

Und auch einen weiteren Trend will Bernd Schlösser ausgemacht haben. So habe die Vielzahl der hochspezialisierten Marketing-Tools in vielen Fachabteilung zu einer nicht mehr beherrschbaren Segmentierung der SaaS-Landschaft geführt. "Immer mehr Kunden verlangen daher nach integrierten Lösungen aus einer Hand und mit einheitlichem Service-Level, so der IBM Marketing-Spezialist.

Für IBM und andere IT-Größen ist dies die Chance, die traditionell guten Beziehungen zu IT-Abteilungen zu nutzen, um sich als Lösungsanbieter für die Marketing-Fachabteilung in Position zu bringen. Denn Investitionen dieser Größenordnung werden selten ohne den Leiter der Unternehmens-IT getroffen.

Spezielle Marketing-Tools aus der Cloud
1. Hootsuite
Mit “Hootsuite” können Unternehmen ihre Firmenpräsenz auf den verschiedenen Sozialen Netzwerken zentral verwalten.
2. Buffer
Mit dem Online-Tool “Buffer” können Twitter-Nutzer die Veröffentlichung ihrer Kurznachrichten vorplanen und zeitlich steuern.
3. Socialbro
Socialbro bietet umfassende Analytics-Werkzeuge, mit denen man seine Twitter-Accounts professionell managen und analysieren kann – und das mit wenig Aufwand.
4. Uservoice
Mit “Uservoice” steht Unternehmen ein nützlicher Online-Dienst zur Verfügung, der Kundenfeedback- und Help-Desk-Software integriert, um den Dialog mit Kunden und Besuchern zu fördern.
5. Getsatisfaction
Der Online-Dienst “GetSatisfaction” hilft kleinen und mittleren Unternehmen dabei, eigene Online-Communities aufzubauen, um den Kundenservice zu verbessern.
6. Meetup
Die Software “Meetup” bietet einen denkbar einfachen Weg, Gleichgesinnte offline, also im echten Leben, zusammenzubringen. Von dem Tool können Marketing-Experten insofern profitieren, als sie damit die Chance bekommen, potenzielle Kunden, Partner und weitere Stakeholder persönlich kennenlernen zu können.
7. Rapportive
Wenn man eine E-Mail von einem Unbekannten empfängt, fragt man sich oft: Wer ist das? Wo arbeitet er? Wo kommt er her? “Rapportive”, eine kostenlose Browser-Erweiterung für Chrome, Firefox und Safari, liefert Google Mail-Nutzern eine Antwort auf solche Fragen.
8. Launchrock
Wer ein neues Produkt, Event oder Service im Web präsentieren will und dafür eine attraktive Landingpage braucht, der kann auf den kostenlosen Online-Dienst “Launchrock” zurückgreifen.