SBC-Strategie als Grundlage für die Zentralisierung der Warenwirtschaft

Thin Clients in der Handelsbranche

06.09.2006
Flexibilität, Zukunftssicherheit und Kostensenkungen: die Wahl des richtigen Thin Client Herstellers für das Server Based Computing (SBC)-Konzept erhöht die Wettbewerbsfähigkeit in der Handelsbranche.

Ob in der Zentrale, im Lager oder in der Filiale – der Einsatz von Informationstechnik in Logistik, Warenwirtschaft und Marketing ist für den Handel ein entscheidender Erfolgsfaktor. Nach einer jährlichen Untersuchung des EHI Retail Institute zielt das Gros der in der Branche geplanten IT-Investitionen auf Kostensenkungen mittels Effizienz- und Produktivitätssteigerung ab.

Zunehmender Zentralisierungstrend

Neben der Zentralisierung der Warenwirtschaftssysteme und der übrigen Anwendungslandschaft stellt vor allem die Vereinheitlichung der Arbeitsplatz-Infrastruktur einen grundlegenden Trend dar. Das Server Based Computing-Konzept mit einheitlichen und effizienten Thin Client-Arbeitsplätzen löst die kostenintensiveren PC-basierten Client-/Server-Netzwerke ab. Im Server Based Computing (SBC) laufen alle grundlegenden Anwendungen zentral auf so genannten Terminalservern. Die Thin Clients am Arbeitsplatz tauschen lediglich Bild- und Steuerdaten von Tastatur, Maus und anderen Peripheriegeräten wie z.B. RFID-Scannern mit den Servern aus.

Ein wesentliches Argument für Thin Clients liefert ihre kostengünstige und standortunabhängige Fernadministration. Die zentralisierte Anwendungsverteilung, Datenvorhaltung und Arbeitsplatzverwaltung gestattet nach Aussage der Thin Client-Hersteller Kosteneinsparungen zwischen 30 und 50 Prozent. Allein das zentrale Management der Endgeräte über alle Standorte hinweg erwirkt dabei bis zu 70 Prozent Einsparungen bei den Administrationskosten. Das Marktforschungsunternehmen IDC erwartet für 2006 ein weltweites Wachstum der Thin Client-Verkaufszahlen um 38 Prozent auf 3,27 Millionen. Im Jahr 2007 sollen bereits 4,6 Millionen Thin Clients verkauft werden, was einem Plus von 40 Prozent entspricht.

Flexibilitäts- und Produktivitätssteigerung

Die Migration auf Server Based Computing fördert die Flexibilität gegenüber dem Wettbewerb. Sie bietet eine gute Grundlage für die Zentralisierung der Warenwirtschaft und gestattet außerdem rasche und bedarfsabhängige Unternehmensexpansionen und -umstrukturierungen. Neue Filialen lassen sich mit Thin Clients recht einfach an die Unternehmens-IT anbinden, Kunden- und Filialdaten oder wichtige IT-Dienste (wie z.B. Warenwirtschaftssystem und Finanzbuchhaltung) stehen sofort zur Verfügung.

Nach einer SBC-Migration verwandeln sich ehemalige Ausfallzeiten von Anwendungen und PCs in einen unmittelbaren Produktivitätsgewinn: Dabei steigert die zentrale Absicherung der Terminalserver sowie der darauf befindlichen Anwendungen und Daten die Serververfügbarkeit auf über 98 Prozent. Thin Client-seitig führt das Fehlen beweglicher Teile zu deutlich niedrigeren Ausfallzeiten. Nach dem physischen Anschluss steht der Arbeitsplatz sofort zur Verfügung, wogegen das Einrichten von PCs in der Regel mehrere Stunden oder gar Tage in Anspruch nimmt.

Kostenreduzierung in der IT

Gegenüber PC-basierten bieten Thin Client-basierte Arbeitsplatz-Infrastrukturen eine deutlich niedrigere Total Cost of Ownership (TCO). Die Gesamtkostenreduzierung ergibt sich vor allem aus den weitaus geringeren Administrations- und Supportaufwendungen, beispielsweise für Anwendungs- oder Sicherheitsupdates. Da Thin Clients keine mechanischen Bauteile wie Laufwerke oder Lüfter besitzen, liegen auch die reinen Hardware-Wartungskosten um bis zu 80 Prozent unter den entsprechenden PC-Werten, wie eine Studie der Gartner Group belegt.



Weitere Einsparpotentiale ergeben sich aus der längeren Lebenszeit von Thin Clients von fünf bis sieben Jahren gegenüber PCs mit etwa drei Jahren. Auch der Stromverbrauch eines Thin Clients beträgt zwischen einem Zehntel und einem Drittel des PC-Werts. Weitere Einsparungen ergeben sich durch geringere Lizenzkosten und eine einfachere Lizenzverwaltung. Die Thin Clients selbst sind lizenzfrei, an die Stelle der Userlizenzen für lokale PC-Anwendungen treten günstigere Terminalserverlizenzen.

Die lokale Thin Client Software und insbesondere die mitgelieferte Managementlösung sollten wenn möglich ebenfalls lizenzfrei sein. Der deutsche Hersteller IGEL Technology bietet seine Managementsoftware beispielsweise in vollem Funktionsumfang kostenfrei an. In jedem Fall sollte eine solche Lösung eine möglichst 100-prozentige Konfiguration sämtlicher Thin Client-Einstellungen und Softwarekomponenten gewähren und so intuitiv gestaltet sein, dass sie keine Schulungen erfordert.

Beispiele typischer Thin Client Software sind Internet Browser, Multimedia Player, SAP Client, Terminalemulationen für den Host-Zugriff oder der Thin Print Client zur weiteren Bandbreitenreduzierung beim Drucken über das Netzwerk. Für den Handel bieten Thin Clients damit vielfältige Möglichkeiten, wie z.B. Web-basierte Demoterminals oder interaktive Anwendungen am Point-of-Sale.

Ablaufverbesserungen beschleunigen ROI

Seinen hohen Return on Investment (ROI) von oftmals unter zwei Jahren verdankt das SBC-Modell seinem Potential zur nachhaltigen Optimierung der Unternehmensabläufe. Mit der passenden Management Software erhalten IT-Manager eine umfassende Klaviatur an Automatisierungsfunktionen, um die Thin Clients beispielsweise zu bestimmten Zeiten remote an- bzw. abzuschalten (Remote Wake-up bzw. Shut-down) oder neu zu starten (Reboot). Firmware-Updates können ebenfalls automatisiert und ausfallsicher erfolgen – beispielsweise nachts, um die Produktivität nicht zu stören. Des Weiteren lassen sich die Administrationsabläufe verschlüsseln.

Eine markante Zeitersparnis beim Roll-out der Thin Client-Infrastruktur bewirkt die Möglichkeit zur Definition und Zuordnung von Einzel- oder Gruppenprofilen via Drag & Drop. Die so genannte Mandantenfähigkeit wiederum gestattet das Anlegen und Zuweisen von Administrator-Profilen. Davon profitieren insbesondere große Unternehmen, die ihre Support-Hierarchien effizient übersichtlich abbilden wollen. Um Synergie-Effekte mit bereits vorhandenen Administrationslösungen zu ermöglichen, unterstützen manche Hersteller auch Drittlösungen.

Hohe Sicherheit

Thin Client-Infrastrukturen besitzen gegenüber PC-basierten Konzepten inhärent sicherheitsrelevante Vorzüge. Darunter fällt beispielsweise die zentralisierte Datenspeicherung und -sicherung auf dem Server. Laufwerklose Thin Clients beinhalten keine lokal gespeicherten Daten und bilden anders als PC oder Laptops kein Sicherheitsrisiko im Falle eines Gerätediebstahls. Der Anreiz hierfür ist ohne hin als gering einzuschätzen, da die Thin Client Hardware ohne entsprechende Server-Infrastruktur nicht zu verwenden ist.

Ein weiterer Sicherheitsvorteil laufwerkloser Thin Clients ist die zuverlässige Vermeidung unautorisierter Installationen. Auch Viren bietet sich praktisch keine Angriffsfläche, da kein Laufwerk infiziert werden kann. Darüber hinaus gestatten viele Thin Clients eine sichere und elegante Authentifizierung mittels Smartcard, gegebenenfalls verbunden mit einer hochsicheren Public Key Infrastructure (PKI). Smartcard Reader sollten dem PC/SC Standard genügen und idealerweise bereits in das Thin Client-Modell integriert sein. Thin Client-seitig unterstützte Verschlüsselungs- und Single-Sign-On Lösungen, wie beispielsweise das für den Host-Access entwickelte Kerberos, machen den Datenaustausch zu Filialnetzen und zur Zentrale noch sicherer und gleichsam komfortabler. Protokolle zur Nutzung von Virtual Private Networks (VPNs) sollten prinzipiell fester Bestandteil der Thin Client Firmware sein.

Anschlüsse, Ästhetik und Umwelt

Für den Retail-Einsatz geeignete Thin Client-Modelle besitzen flexible Anschlussmöglichkeiten für Scanner, Kassen, Barcode-Scanner, RFID-Lesegeräte und lokale Drucker. Um dem Trend zu drahtlosen Systemen folgen zu können, sollten die Geräte ferner Wireless LAN-fähig sein. Für den Einsatz am Point-of-Sale sind oftmals auch ästhetische Kriterien zu erfüllen. Gegenüber PCs bestechen Thin Clients nicht nur durch ihr geringes Gewicht und Volumen sowie ihre Lautlosigkeit. Einige Anbieter bieten sogar die CI-konforme oder andere kundenspezifische Gehäusegestaltung an.

Startbilder, Benutzeroberflächen und Bildschirmschoner sollten sich je nach Anforderung ebenfalls anpassen lassen. Ein weiteres Zukunftskriterium bildet die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, beispielsweise die des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes (ElektroG). Neugeräte sollten demnach frei von umweltschädlichen Substanzen, sprich: RoHS-konform sein und außerdem über ein WEEE-Zertifikat verfügen.

Effizientes Modell mit Zukunft

Die richtige Thin Client-Wahl verspricht nicht nur Flexibilität, sondern auch Zukunftssicherheit. Entscheidend für die Zusammenarbeit mit dem Serversystem sind nicht die Betriebssysteme der Endgeräte wie Linux, Windows CE, Windows XPe oder ein benutzerspezifisches OS, sondern die Kommunikationsprotokolle zum Datenaustausch mit den Terminalservern, z.B. Microsoft RDP, Citrix ICA oder das Linux-Protokoll X11 R6. Daneben kann auch eine Terminalemulation installiert sein, die den direkten Hostzugriff, unabhängig von Terminal Services erlaubt. Damit sind dann Hosts wie IBM Mainframes, AS400, UNIX Maschinen, VAX/Alpha Open VMS, Tandem direkt ansprechbar. Der Anwender hat damit eine besonders große Auswahl an Thin Client-Modellen. Dringend zu empfehlen ist daher eine ausführliche Evaluations- und Testphase mit verlässlichem Support durch einen renommierten Anbieter.

Der Wert eines Thin Client wird stärker durch die Software-, denn durch die Hardware-Ausstattung bestimmt. Zukunftssichere Thin Client-Anbieter zeichnen sich daher durch eine gefestigte Marktposition aus, welche die weitere Entwicklung und Aktualisierung der Thin Client Firmware dauerhaft gewährleisten. Außerdem sollten offene Standards und Schnittstellen Anwendung finden. Dies gilt vor allem für die Management-Software, die idealerweise auf plattformunabhängigen Standards wie Java und XML basiert und unterschiedliche Datenbanksysteme zur Sicherung der Profil- und Konfigurationsdaten unterstützt.

Günstige Migration

Mit ihrer hohen Produktlebenszeit von fünf bis sieben Jahren verursachen Thin Clients einen wesentlich geringeren finanziellen Aufwand als PCs. Für Unternehmen mit Budget-Begrenzungen empfiehlt sich die schrittweise Migration via TC-Cards. Mittels dieser Steckkarten lassen sich gewöhnliche Arbeitsplatz-PCs als PC-Client in eine Server Based Computing-Umgebung integrieren und zentral managen. In einer zweiten Projektphase werden diese PC-Clients anschließend durch die effizienteren Thin Clients ersetzt, um nachhaltig in den Genuss des vollen Optimierungspotentials zu gelangen.

Übersicht: Gründe für den Thin Client Einsatz im Handel

Stichwort Ergonomie:

Dank geringem Platzbedarf und geräuschlosem Betrieb gut für den Einsatz am Point of Sale geeignet.

Flexible Anschlussmöglichkeiten für Scanner, Kassen, Barcode-Scanner, RFID-Lesegeräte und lokale Drucker; Wireless LAN-fähig.

Corporate Design-getreue Gestaltung des Gehäuses oder grafischer Elemente (Einschalt- / Bootbilder, Bildschirmschoner).

Mitarbeiter müssen sich nicht umstellen, da Thin Clients die gleiche Oberfläche wie ein Windows PC bieten; minimaler Trainingsbedarf.

Flexible Arbeitsplatzwahl durch Entkopplung von Arbeit und Arbeitsplatz: bequemes Ein- und Ausloggen via Smartcard, sofortiges Weiterarbeiten mit allen vorherigen Anwendungen.

Stichwort ROI / Supportkosten:

Thin Clients senken die IT-Supportkosten: Neue Software oder Updates werden zentral verwaltet, Senkung der Supportkosten um bis zu 70% sind möglich.

Effiziente Verwaltung in großen Unternehmen: Zuweisung von User- und Gruppen-Profilen im Drag & Drop Verfahren; Mandantenfähigkeit: Abbildung der Support-Struktur via Administratorenprofile.

Schneller Roll-out im Plug & Play-Verfahren dank Möglichkeit zur Vorkonfiguration der Thin Clients.

Durch die hohe Lebensdauer von ca. fünf bis sieben Jahren sind die Geräte eine sichere Investition.

Hohe Verfügbarkeit aufgrund fehlender mechanischer Teile wie Laufwerke und Lüfter.

Stichwort Sicherheit:

Sicherer Zugriff auf Kundendaten durch Smartcard- und / oder PKI-Lösungen (Publik Key Infrastructure).

Ausfallsicherheit am POS durch nahezu 100-prozentige Verfügbarkeit.

Angriffe von außen müssen nur vom Server „abgewehrt“ werden: Viren, Trojaner und Datendiebe habe keine Chance, da Thin Clients keine Laufwerke besitzen und USB-Schnittstellen zentral gesperrt werden können.

Zentrale Datenhaltung: Auf Thin Clients können keine Daten lokal gespeichert werden, kein Sicherheitsrisiko durch Diebstahl, Ausfall oder Verlust der Hardware.

Kontrollierte Anwendungslandschaft: Programme oder Anwendungen können nur von autorisierten Mitarbeitern zentral installiert werden.

Verschlüsselung von Nutzungs- und Administrationsdaten; Datenströme zwischen Thin Client und Server enthalten nur Steuer- und Bildschirmcodes, keine Anwendungsdaten.

Kostenanalyse: TCO-Einsparpotential durch Thin Clients

Steigende Anforderungen an die Unternehmens-IT bei gleichzeitig sinkenden Budgets setzen die IT-Verantwortlichen zunehmend stärker unter Druck und erfordern, die Kosten zu senken sowie die verfügbaren Mittel effizienter einzusetzen. Vor diesem Hintergrund wird der Begriff der Total Cost of Ownership (TCO) diskutiert, die dem IT-Verantwortlichen in einer einzigen Maßzahl angeben soll, wie teuer die Beschaffung und der Betrieb eines IT-Systems in seinem Verantwortungsbereich ist.

Die TCO ist es auch, die von Herstellern immer als „das“ Argument für ihre Produkte und Dienstleistungen ins Feld geführt wird. So steht auch das Server Based Computing im Mittelpunkt der Kostendiskussion und wird von seinen Befürwortern als ein sehr effektives Mittel gesehen, die Kosten der Unternehmens-IT nachhaltig zu senken. Ziel dieses Dokumentes ist es, das Thema Server Based Computing vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Fragestellungen zu beleuchten und dem Leser näher zu bringen. Auf technische Details wird daher bewusst verzichtet. Die komplette Wirtschaftlichkeitsbetrachtung steht unter
http://cc-asp.fraunhofer.de/docs/wirt2006.pdf zum Download bereit.

Andreas Voss, MBmedien GmbH, Krefeld