BI-Werkzeuge

Ungenutzt und teils nutzlos

07.10.2002 von Horst Ellermann
Frank Buytendijk analysiert für das Marktforschungsunternehmen Gartner den Bereich Business Intelligence. Der Holländer mit Wohnsitz in Hamburg nennt die am häufigsten begangenen Fehler beim Einsatz von BI-Lösungen.

CIO: Was sind die größten Fehler im Umgang mit Business Intelligence?

Frank Buytendijk: Unternehmen kaufen sich teure BI-Lösungen und nutzen sie dann zu wenig. Bevor sie sich etwas Neues kaufen, sollte man genau hinschauen, was wirklich gebraucht wird. Momentan werden 30 bis 40 Prozent aller Reports gemacht, weil sie vergangenen Monat oder vergangenes Jahr auch gemacht wurden. Diese Reports hat noch nie jemand gelesen. Alle potenziellen Leser auf C-Level blättern nur auf die letzte Seite, überfliegen dort die Ergebnisse und machen dann doch Fehler bei ihren Entscheidungen.

Also haben die Unternehmen schon genügend BI-Werkzeuge?

Derzeit kann man die Rezession sehr gut für eine Analyse nutzen. Wer sich alle Funktionen seiner bisher gekauften BI-Lösungen anschaut, wird feststellen, dass er die meisten davon nie genutzt hat.

Die Meta Group schätzt den Anteil der bezahlten, aber ungenutzten BI-Software auf 30 Prozent. Halten Sie diese Zahl für realistisch?

Das hängt vom Software-Anbieter ab. Je mehr im Bündel angeboten wird, desto mehr Shelfware liegt ungenutzt herum. Bei SAP, Oracle und IBM sind diese Anteile relativ groß. Ich wäre nicht überrascht, wenn der Anteil dort bei 25 Prozent läge.

Würden Sie eher zu kleineren BI-Paketen raten?

Wenn Sie damit die einfacheren Lösungen meinen: nein. Wir erwarten, dass Software für Business Intelligence in den nächsten Jahren von immer mehr Menschen in den Organisationen genutzt wird. Kleinere und einfachere Pakete bringen typischerweise nicht die richtige Skalierbarkeit mit, um mit der steigenden Nachfrage zu wachsen.

Halten Sie es für klüger, nur eine BI-Lösung zu nutzen?

Wir sagen den Leuten niemals, dass sie nur ein Produkt wählen sollen. Wir raten zu einem ausgewogenen Portfolio. Business Objects und Cognos gleichzeitig zu haben ist wahrscheinlich keine so gute Idee, weil sich die Lösungen überlappen. Aber mit Business Objects bei SAP aufzusatteln ist sinnvoll. Unternehmen sollten drei oder vier Anbieter auswählen und diese gut ausbalancieren.

Was ist das nutzloseste BI-Tool?

BI-Portale generell. Jede Portalfunktion einer BI-Lösung sollte frei sein. Anbieter, die da Geld nehmen, betrügen Sie.

Wie beurteilen Sie mobile BI?

Mobile BI ist wie Sex unter Teenagern. Darüber wird viel geredet, aber es wird viel seltener getan - und wenn doch, dann ist das Ergebnis eher schlecht. Die Anbieter von mobiler BI befassen sich nur mit dem Thema, weil die Wettbewerber es tun. Das ist so eine typische IT-Lösung auf der Suche nach einem Problem.

Zur Person: Frank Buytendijk (33) bearbeitet als Research Director bei Gartner Business Intelligence, Web-Analyse, Performance Management und Data Warehousing in Europa, war elf Jahre als Anwendungsentwickler, Projekt- und Interimsmanager in verschiedenen Unternehmen tätig, ist Autor der (holländischen) Bücher: „Balanced Scorecard: Van Meten Naar Managen und „Marketing Data Warehousing