8 Fragen & Antworten

Was ist eigentlich Desktop-Virtualisierung?

08.12.2009 von Hartmut  Wiehr
Mit Desktop-Virtualisierung scheint das gute, alte Thin-Client-Computing wiederaufzuleben, eine Domäne von Citrix und Microsoft Terminal Server. Antworten auf Fragen rund um Kosten, Nutzen, Anbieter und Produkte.

Was ist Desktop-Virtualisierung?

Mittels Software wird eine Abstraktionsschicht vom Betriebssystem, den Anwendungen und verwandten Daten vom PC des Benutzers gebildet.

Desktop-Virtualisierung trägt langfristig zur Kostenreduzierung bei.

Warum wird sie von IT-Abteilungen eingesetzt?

Folgt man den Herstellern, erleichtert Virtualisierung das Management der einzelnen PCs vor Ort, die Implementierung neuer Desktops, das Aufspielen neuer Patches und sie verstärkt die Security Policies. Die TCO (Total Cost of Ownership) können mit Desktop-Virtualisierung gesenkt werden, je nach dem welche Soft- und Hardware ausgewählt werden. Allerdings wird eine Umstellung auf Desktop-Virtualisierung im Unternehmen zunächst höhere Ausgaben als eine Auffrischung der bestehenden PCs verursachen.

Was haben die User davon?

Die Anwender an ihren PCs erhalten die Option, mehrere Betriebssysteme auf ihren Rechnern laufen zu lassen. Außerdem können sie von jedem PC innerhalb des Firmennetzwerkes ihr persönliches Image aufrufen, das auf einem zentralen Server gespeichert ist. In diesem Modell ist ein Arbeiten im Offline-Modus allerdings nicht möglich.

Sind alle Produkte für Desktop-Virtualisierung gleich?

Nein. Allgemein ausgedrückt, gibt es zwei Arten: lokale Desktop-Virtualisierung, die die ganze Desktop-Umgebung in einem geschützten Bereich auf dem PC des Anwenders vereint; und gehostete Desktop-Virtualisierung, die alle individuellen Desktops auf einem Server oder PC-Blade im Rechenzentrum ablegt. Im zweiten Fall haben die Anwender nur über das Netzwerk Zugang zu ihren Desktop-Images.

Wer sind die wichtigsten Hersteller für Desktop-Virtualisierung?

Es gibt eine ganze Menge. Software für Desktop-Virtualisierung gibt es von etablierten Anbietern wie VMware, Citrix und Microsoft als auch von zahlreichen Start-ups wie zum Beispiel Neocleus, Parallels oder Virtual Computer. Thin Clients oder PC-Blades, die oft zusammen mit Virtualisierungs-Software verkauft werden, gibt es von verschiedenen Hardware-Herstellern wie Clearcube, Dell, HP, Sun oder Wyse Technology.

Welche neuen Technologien für Desktop-Virtualisierung sind derzeit in der Entwicklung?

Die interessanteste Entwicklung betrifft die von „bare-metal" Hypervisoren, einem Typ von lokaler Desktop-Virtualisierung, bei dem der Hypervisor oberhalb des PC-Betriebssystems angesiedelt wird. Man geht davon aus, dass damit mehr Sicherheit als mit dem Typ-2-Hypervisor möglich sein wird, weil der Bare-Metal-Typ unabhängig vom Betriebssystem des Clients läuft. Außerdem soll er eine bessere Leistung bringen als die gehosteten Desktops, weil die Anwendungen lokal und nicht auf dem entfernten Server laufen.

Wie teuer ist die Virtualisierung von Desktops?

Das ist unterschiedlich. Neocleus plant, pro Desktop 30 bis 80 Euro zu verlangen, während die Premium-Version von VMware View etwa 170 Euro pro virtualisiertem Desktop kostet. Aber die Software-Ausgaben sind nur der Anfang. Ein Desktop-Modell mit einem Host im Rechenzentrum braucht Server oder PC-Blades, um die virtuellen Maschinen aufzunehmen, außerdem noch Netzwerk-Storage für die Applikationen und Daten. Wer ein Projekt mit virtualisierten Desktops startet, muss eventuell auch Thin Clients oder andere Endgeräte anschaffen.

Forrester Research soll herausgefunden haben, dass Unternehmen im ersten Jahr etwa 600 Euro pro Anwender einschließlich einer Modernisierung des Netzwerkes aufwenden müssen. Wenn alles wie geplant funktioniert, ergeben sich langfristig Kosteneinsparungen. Für einen Return on Investment (ROI) muss aber mit einem Zeitraum von sechs Monaten bis mehreren Jahren gerechnet werden, je nach Größe und Ausstattung des Projekts.

Wieviele Unternehmen setzen bereits Desktop-Virtualisierung ein?

41 Prozent der Unternehmen investieren bereits in diese Technologie oder beabsichtigen es, wie die IDG Research Services Group im April letzten Jahres bei einer Befragung von 340 IT-Managern ermittelte. Zum Zeitpunkt der Umfrage hatten die befragten Unternehmen sechs Prozent ihrer Desktops virtualisiert, bis zum Jahr 2010 soll es bereits ein Drittel sein.

Gartner geht davon aus, dass die Umsätze für Software im Bereich gehosteter virtueller Desktops sich im Jahr 2009 von 74,1 Millionen auf fast 300 Millionen Dollar vervierfachen werden.