Lösungen von Apple und Drittanbietern im Überblick

Wie das iPhone Business-tauglich wird

18.05.2009 von Manfred Bremmer
Bisher waren die Apple-Smartphones auf Privatnutzer zugeschnitten. Also verfügt der Nutzer über Admin-Rechte. Um dieses Problem zu lösen, bieten Hersteller für geschäftskritische Funktionen und Daten Rich Web Applications an. Doch es gibt auch Alternativen.
Der "Mobile Office iPhone Client" von Sybase unterstützt auch Lotus-Domino-Nutzer.

Noch sind firmenweite Rollouts in Deutschland nach wie vor selten. Dennoch nimmt die Nachfrage der Geschägtswelt nach dem Apple iPhone unaufhörlich zu. Dabei spielt es keine Rolle, ob Mitarbeiter das mobile Gerät aus einer Liste möglicher Geschäfts-Handys auswählen können, oder C-Level-Manager es sich für private Zwecke zulegen. Der IT-Support erhält immer öfter Fragen, ob und inwieweit das iPhone auch beruflich nutzbar sei - sowohl zum Telefonieren als auch für geschäftliche E-Mails oder Business-Anwendungen.

Bisher waren die Apple-Smartphones hauptsächlich auf Privatnutzer ausgerichtet. Daher konnte die IT-Abteilung lange auf die verschiedenen Sicherheits-Praktiken des Unternehmens verweisen. Zwar unterstützt das mobile Gerät seit dem Update auf iPhone 2.0 Pushmail via Exchange ActiveSync, Remote Wipe und VPN-Verschlüsselung. Doch hat sich an dem Grundproblem nichts geändert, dass der Nutzer Admin-Rechte besitzt. Es ist kaum hilfreich, dass die IT-Abteilung Kennwort- und Code-Richtlinien sowie Informationen zu Wireless-, Exchange-, VPN- und E-Mail-Settings einstellen kann - sei es mit dem iPhone-Konfigurationsprogramm oder per Hand. Noch ist es dem Nutzer möglich, existierende Profile in den Einstellungen - bis hin zur Passwortabfrage - zurückzusetzen.

Diese unbefriedigende Situation wollen diverse Anbieter verbessern, indem sie geschäftskritische Funktionen und Daten in speziell an das iPhone-GUI angepassten Rich Web Applications anbieten. Doch sind zu diesem Modell auch Alternativen vorhanden.

Beispielsweise stellte Sybase jüngst eine neue Version von iAnywhere Mobile Office mit erweiterter iPhone-Unterstützung vor. Dazu gehört der sogenannte "Mobile Office iPhone Client": In einer eigenen Anwendung können iPhone-Nutzer auf E-Mail- und PIM-Daten von Lotus Domino und Microsoft Exchange zurückgreifen. Alle Daten innerhalb des Programms sind verschlüsselt. Bei Verlust oder Diebstahl des Gerätes, können diese Daten per Fernzugriff gelöscht werden.

iPhone 3.0 macht vieles besser

Mit dem angekündigten Firmware-Update iPhone 3.0 könnte die Funktionalität des Sybase-Clients weiter verbessert werden. So gestattet es Apple derzeit Drittanwendungen auf dem iPhone nicht, im Hintergrund weiterzulaufen (Multitasking), da diese permanent Rechenleistung und Akkulaufzeit kosten würden. Das Verbot wird auch in der kommen den Version nicht gelockert. Allerdings können Dienste dank der Funktion "Push Notifications" - diese war bereits für iPhone 2.1. geplant - über einen Server bei Apple Benachrichtigungen an das jeweilige iPhone senden, zum Beispiel wenn eine neue Nachricht eingegangen ist. Blackberry lässt grüßen!

Neben Funktionen wie MMS oder Copy & Paste sind mit iPhone 3.0 auch eine Reihe neuer und vor allem neuartiger Business-Applikationen zu erwarten. Grund dafür sind rund 1.000 weitere Schnittstellen, die Apple für Entwickler freigegeben hat. So ermöglicht eine Karten-API nicht nur GPS-Navigation, sondern könnte - etwa integriert in einer CRM-Applikation - auch in der Nähe befindliche Kunden anzeigen. Die Freigabe der Bluetooth-Schnittstelle für die allgemeine Datenübertragung erlaubt neben der Anbindung beispielsweise eines Barcode-Lesers auch die Software-Interaktion zwischen zwei iPhones, etwa beim Austausch der Kontaktdaten.

Office-Anwendungen in Reichweite

Word-Dokumente auf dem iPhone editieren - Quickoffice macht es möglich.

Während iPhone 3.0 mit Copy & Paste nach langem Warten eine wichtige Funktion für die Textverarbeitung unterstützen wird, kommen allmählich auch Office-Programme auf das Apple-Phone. So hatte Dataviz schon seit Oktober 2008 angekündigt, die Anwendung DocumentsToGo nach Symbian und Blackberry auch für das Apple iPhone herauszubringen. Obwohl eine Vorabversion bereits im Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona vorgestellt wurde, hat sich inzwischen leider nichts mehr getan. Auch Microsoft arbeitet angeblich an einer Office-Version für das Apple-Handy, Resultate sind angesichts der Entwicklungsgeschwindigkeit in Redmond jedoch voraussichtlich nicht vor 2010 zu erwarten.

Das Schneckenrennen gewinnt damit wahrscheinlich: Der Anbieter aus Dallas, Texas, hat auf der CTIA Wireless in Las Vegas angekündigt, er werde Anfang April die erste komplette Office-Suite für das iPhone zum Einführungspreis von knapp 20 Dollar in den App Store bringen. Ähnlich wie bereits bei den Plattformen SymbianOS, PalmOS, BlackberryOS und Android vorexerziert, soll das Programm es ermöglichen, Word- und Excel-Dokumente auf dem iPhone anzusehen, zu bearbeiten und weiterzuleiten. iWorks, PDF und andere Medienformate könnten immerhin eingesehen werden.

Citrix-Zugriff via iPhone

Citrix hat einen ICA Client für das Apple iPhone vorgestellt.

Eine andere Möglichkeit, Microsoft Office und andere Windows-Anwendungen auf dem, genauer gesagt, über das iPhone zu nutzen, bietet der nun in Betaversion erschienene "Citrix Receiver" . Mit der im iTunes App Store verfügbaren Anwendung wurde nicht nur einfach der Citrix-Zugriff auf ein neues Endgerät portiert. Der Hersteller passte auch die Benutzerführung an die Gestensteuerung des iPhone an. So entspricht etwa ein kurzer Druck auf das Display die Bedienung der rechten Maus-Taste, Drücken und Halten entspricht der linken Taste. Auch das Auf- und Herunter-Zoomen der Seitengröße durch das Auseinanderziehen zweier Finger wurde übernommen. Teil der Anwendung ist außerdem die auf dem XenApp-Server installierte Erweiterung Doc Finder. Sie ermöglicht es Nutzern, Dokumente einfacher zu finden, betrachten, zu bearbeiten und zu verschicken.

iPhone als Unified-Communications-Client

Aber auch in der Unternehmenskommunikation hält das Apple iPhone zunehmend Einzug. Unter anderem hat bereits Siemens Enterprise Communications (SEN) einen iPhone-Client für seine Unified-Communications-Lösung "Open Scape" herausgebracht. Die Anwendung unterstützt UC-Features wie Präsenzanzeige, Telefonkonferenzen, Corporate Directories oder One-Numbering. Das bereits erwähnte Verbot von Hintergrundapplikationen schränkt jedoch die Möglichkeiten einer optimalen Fixed-Mobile-Integration ein.

Anbindung an Web-Konferenzen

Über einen speziellen Client können iPhone-Nutzer nun auch an WebEx-Web-Konferenzen teilnehmen.

Mittlerweile können iPhone-Nutzer auch unterwegs an Web-Konferenzen über Ciscos "WebEx Meeting Center" und "Unified MeetingPlace" teilnehmen. Mit Hilfe der kostenlosen Anwendung "Cisco WebEx Meeting Center" sind sie in der Lage, sich an den Gesprächen zu beteiligen, die integrierte Chat-Funktion zu nutzen und während des Meetings bereitgestellte Präsentationen, Teilnehmerlisten, Anwendungen und Desktop-Oberflächen einzusehen.

Bei einer mobilen Breitband- oder WLAN-Verbindung kann der iPhone-Nutzer gleichzeitig auf Sprache und Daten zugreifen. Besteht nur eine langsamere GPRS- oder Edge-Verbindung ist nur der wahlweise Zugriff (Sprache oder Daten) möglich. Die Lösung unterstützt laut Cisco verschiedene Telefonie-Optionen wie die Sprachübertragung via VoIP oder GSM. Vom iPhone aus initiierte WebEx-Meetings sind allerdings nicht möglich.

Nach den ersten Clients von Salesforce.com, Oracle und Anderen darf man gespannt sein, wie nah Unternehmen das iPhone an ihr Allerheiligstes, den Bereich Enterprise-Software, heranlassen. Erst vor kurzem haben SAP und Sybase bekannt gegeben, im Rahmen einer Kooperation ERP-gestützte Geschäftsprozesse auf mobilen Endgeräten wie dem Blackberry, Windows-Mobile-Geräten oder dem iPhone verfügbar zu machen. Neben der Bereitstellung von CRM-Informationen sollen dabei zunächst eher simple Vorgänge wie die Freigabe von Reise- oder Urlaubsanträge unterstützt werden.

Was die mobilen Plattformen anbelangt, wollen SAP und Sybase zunächst Clients für Windows Mobile 5 und 6 realisieren, da hier der aktuelle Bedarf in der SAP-Kundschaft am höchsten ist. Als nächstes steht das Apple iPhone auf dem Programm, später dann Symbian, RIM/Blackberry und Android. Die Reihenfolge ist weniger technisch als politisch bedingt: Aus Rücksicht auf die bestehende Partnerschaft zwischen dem Blackberry-Hersteller und SAP wird die RIM-Anpassung relativ spät angegangen.

Der Artikel erschien bei unserer Schwesterpublikation Computerwoche.