CIO-Agenda 2024

Die stille Revolution der generativen KI

Prof. Dr. Dries Faems ist Inhaber des Lehrstuhls für Entrepreneurship, Innovation und Technologische Transformation an der WHU - Otto Beisheim School of Management. Er ist Mitglied des Expertenbeirats von IDG Research Services.



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Einsatztiefe und Business-Nutzen der generativen künstlichen Intelligenz hängen stark vom digitalen Reifegrad eines Unternehmens ab.
2024 wird - genau wie 2023 - wohl das Jahr der generativen KI in den Unternehmen. Das zumindest lassen die Befragungsergebnisse der CIO-Agenda 2024 erahnen. Es zeigt sich: Wie sehr sich der KI-Trend verfestigt, hängt maßgeblich vom jeweiligen digitalen Reifegrad ab.
2024 wird - genau wie 2023 - wohl das Jahr der generativen KI in den Unternehmen. Das zumindest lassen die Befragungsergebnisse der CIO-Agenda 2024 erahnen. Es zeigt sich: Wie sehr sich der KI-Trend verfestigt, hängt maßgeblich vom jeweiligen digitalen Reifegrad ab.
Foto: Robert Way - shutterstock.com

In weniger als einem Jahr hat die generative KI, die für ihre Fähigkeit bekannt ist, neue Texte, Bilder und Sprachen zu erzeugen, einen enormen Popularitätsschub erfahren. Während Studierende damit ihre Hausarbeiten erledigen sowie Influencerinnen und Influencer ihre Präsenz in den sozialen Medien steigern, war bisher eher noch unbekannt, in welchem Ausmaß die Technologie seitens der Unternehmen angenommen und eingesetzt wird.

Die Ergebnisse der Studie "CIO-Agenda 2024", die von der CIO-Marktforschung in Zusammenarbeit mit der WHU - Otto Beisheim School of Management, Bechtle und Lufthansa Industry Solutions durchgeführt wurde, geben nun aber Aufschluss darüber, wie Unternehmen in der DACH-Region generative KI einsetzen und in ihren Betrieb integrieren.

Signifikante Durchdringung

Befragt wurden 309 CIOs, CEOs, Vorstände, C-Führungskräfte und Abteilungsleitungen aus allen Bereichen und Branchen. Es zeigt sich eine signifikante Durchdringung der generativen KIgenerativen KI in der DACH-Unternehmenslandschaft. Auffallend viele, nämlich 21 Prozent der Befragten, berichten von einer "sehr starken Nutzung", während 37 Prozent diese Technologie "stark" und 29 Prozent "eher stark" nutzen. Es verbleiben lediglich 13 Prozent der Befragten, die generative KI selten oder nie nutzen, was eine weit verbreitete Akzeptanz und Annahme unter den Unternehmen unterstreicht. Mit anderen Worten: Die Mehrheit der Unternehmen in unserer Umfrage scheint im Stillen damit begonnen zu haben, mit generativer KI für ihre Geschäftsaktivitäten zu experimentieren. Alles zu Generative AI auf CIO.de

In insgesamt 59 Prozent der für die CIO-Agenda 2024 befragten Unternehmen kommt generative künstliche Intelligenz stark oder sehr stark zum Einsatz.
In insgesamt 59 Prozent der für die CIO-Agenda 2024 befragten Unternehmen kommt generative künstliche Intelligenz stark oder sehr stark zum Einsatz.
Foto: Daniela Petrini / Custom Research CIO, CSO, COMPUTERWOCHE

Interessanterweise konzentriert sich der Einsatz in diesen Unternehmen überwiegend auf interne Prozesse. Produktentwicklung (44 Prozent), Marketing (53 Prozent), Prozessoptimierung (57 Prozent) und Datenanalyse (58 Prozent) sind die wichtigsten Anwendungsbereiche. Diesem internen Fokus steht eine relativ bescheidene Anwendung nach außen gegenüber: Nur 24 Prozent der Unternehmen setzen generative KI in der Kundeninteraktion ein. Diese Zweiteilung deutet auf eine vorsichtige Herangehensweise an externe Anwendungen hin - möglicherweise aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit.

Die für die CIO-Agenda 2024 befragten Unternehmen nutzen generative KI meist zur Datenanalyse, Prozessoptimierung oder in Marketing und Vertrieb.
Die für die CIO-Agenda 2024 befragten Unternehmen nutzen generative KI meist zur Datenanalyse, Prozessoptimierung oder in Marketing und Vertrieb.
Foto: Daniela Petrini / Custom Research CIO, CSO, COMPUTERWOCHE

Digitale Pionierarbeit auch im KI-Umfeld

Im Zuge der Befragung haben wir - mithilfe von vorgegebenen Eigenbeschreibungen - die Unternehmen ihren digitalen Reifegrad einschätzen lassen. Dadurch ließen sich die folgenden vier Kategorien clustern: digitale Pioniere ("Unser Unternehmen ist ein Vorreiter der digitalen Transformation"), digitale Mitläufer ("Unserem Unternehmen fällt es eher leicht, vom Wettbewerb gestartete Digitalisierungsinitiativen zu übernehmen bzw. sich diesen anzupassen"), digitale Nachzügler ("Unserem Unternehmen fällt es eher schwer, vom Wettbewerb gestartete Digitalisierungsinitiativen zu übernehmen bzw. sich diesen anzupassen") und digitale Verlierer ("Unser Unternehmen hat den Digitalisierungsinitiativen des Wettbewerbs nichts entgegenzusetzen").

Bei der Anwendung dieser Kategorisierung konnten wir einen deutlichen Unterschied in der Nutzungsintensität zwischen den verschiedenen Gruppen feststellen. Die digitalen Pioniere sind führend in der Nutzung generativer KI - 41 Prozent von ihnen nutzen sie "sehr stark". Im Vergleich dazu berichten nur zwölf Prozent der digitalen Mitläufer, sieben Prozent der digitalen Nachzügler und weitere sieben Prozent der digitalen Verlierer über die gleiche Nutzungsintensität. Diese Diskrepanz verdeutlicht eine digitale Kluft, bei der die digital versierteren Unternehmen eher dazu neigen, generative KI vollständig zu nutzen.

Noch deutlicher wird diese Kluft durch den Grad der Integration generativer KI in die täglichen Aktivitäten. Auch hier sind die digitalen Pioniere führend: 48 Prozent von ihnen haben generative KI vollständig integriert, gefolgt von 29 Prozent der digitalen Nachzügler, 23 Prozent der digitalen Mitläufer und 20 Prozent der digitalen Verlierer. Dieses Ergebnis zeigt, dass digitale Marktführer generative KI nutzen, um Abläufe zu optimieren, Innovationen zu fördern und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.

Fazit

Insgesamt vermittelt die "CIO-Agenda 2024" ein erstes Bild von der stillen Revolution der generativen KI in DACH-Unternehmen. Obwohl sie als reine Technologie bereits auf breiter Front eingeführt wurde, ist dennoch klar erkennbar, dass ihre Einsatztiefe vom digitalen Reifegrad eines Unternehmens abhängt. Digitale Vorreiter sind nicht nur begeisterte Anwender, sondern auch geschickter bei der Integration dieser Technologien in ihre Kernprozesse. Dieser Trend deutet darauf hin, dass die generative KI die Kluft zwischen den digitalen Marktführern und den Verlierern potenziell vergrößern und die Wettbewerbslandschaft in der DACH-Region weiter prägen könnte.

Hintergrund zur Studie

Die Studie "CIO-Agenda 2024" wurde vom 14. bis 29. November 2023 vom Custom Research Team von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE in Zusammenarbeit mit der WHU, Bechtle und Lufthansa Industry Solutions durchgeführt. Es nahmen 309 CIOs, Geschäftsführungs- und Vorstandsmitglieder, C-Führungskräfte, Abteilungsleiter und -leiterinnen aus verschiedenen Unternehmensbereichen aller Branchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an der Onlinebefragung teil.

Ausführliche Studienergebnisse finden sich unter anderem in den Berichtsbänden aller Marktstudien des Custom Research Teams von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE, die im Jahr 2024 erscheinen werden.

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