Strategien


Schwerpunkt Mittelstand: IT in kleinen und mittleren Unternehmen

Instrumentenflug für Air Mittelstand

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

Klagen über zu hohe Preise

Defizite auf Anbieterseite sieht Bonn vor allem im Beratungsgeschäft. Alle großen Häuser hätten den Mittelstand zwar als Zielgruppe entdeckt, aber die Versuche, die Unternehmen adäquat zu erreichen, seien "teils zu kurz geschossen", so der Bitkom-Mann. Er hat beobachtet: "Es herrschen noch alte Bezahlformen vor, die den Mittelstand überfordern." Softwarelizenzen zu Fixpreisen hält er nicht mehr für zeitgemäß; gefragt seien auf Dauer nutzungsabhängig bezahlte Programme. Das IBM-Angebot "E-Business on demand" geht für ihn in die richtige Richtung.

Dieser Analyse schließt sich auch Elisabeth Slapio an, Geschäftsführerin des Bereichs Informations- und Kommunikationstechnik der Industrie- und Handelskammer zu Köln. Bei der Beratung von Mittelständlern höre sie immer wieder Klagen über zu hohe Preise, und ein Negativerlebnis aus eigener Erfahrung kann sie auch beitragen: "Der IHK wurde ein Content-Management-System für eine halbe Million Euro angeboten; so etwas ist absurd." Eine Techconsult-Studie im Auftrag von IBMIBM und des Wirtschaftsmagazins Impulse, bei der das Mittelstandsverhalten in puncto E-Business abgefragt wurde, weist in dieselbe Richtung: 26 Prozent der 152 befragten Unternehmen nannten zu hohe Gesamtkosten als Argument gegen E-Business-Aktivitäten; und für 17 Prozent der Teilnehmer war bereits die Implementierung zu teuer. Alles zu IBM auf CIO.de

Kritik an zu hohen Kosten bezieht sich meist auf die Dickschiffe der Unternehmens-IT, die ERP-Lösungen. Laut Techconsult setzen 55 Prozent von 942 Unternehmen bereits eine betriebswirtschaftliche Komplettlösung ein oder planen das. Auf letztere und auf die verbleibenden 45 Prozent, die noch unwillig sind, lauern die Anbieter - von SAPSAP und OracleOracle über Navision und Brain bis hin zu Sage KHK. Bis 2005, darin sind sich verschiedene Marktforschungsinstitute einig, wird die Einführung von ERP-Paketen das meistdiskutierte IT-Mittelstandsthema sein (siehe "Einsatz von ERP-Lösungen"). Alles zu Oracle auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de

Bonn hat nach eigenen Worten zwar "Hochachtung" vor SAP und glaubt, dass die über Partner vertriebene Software Business One ein "brauchbarer Ansatz" sei. "Die Bereitschaft von SAP zu Anpassungen an den Mittelstand ist vorhanden." Aber die Technologie des ERP-Riesen deckt Fachleuten zufolge lediglich den Bereich zwischen 10 und 20 Mitarbeitern adäquat ab. Oberhalb davon empfiehlt das Walldorfer Unternehmen seinen Kunden, in die große My-SAP-Welt zu wechseln. My SAP hat jedoch aus Kosten- und Komplexitätsgründen Probleme, sich für Kunden mit weniger als 70 ERPArbeitsplätzen glaubhaft zu positionieren. In dieser Lücke sind eher die Microsoft-Tochter Navision und das holländische Unternehmen Baan heimisch; Oracle und Peoplesoft versuchen hier noch Fuß zu fassen.

Produzierende Unternehmen bei ERP vorn

Website-Implementierungen seien zwar weit verbreitet, so die Analysten. Der Einsatz beschränke sich jedoch auf wenige Basisfunktionen. Nur in wenigen kundenorientierten Marktsegmenten, vorwiegend im Finanzgewerbe, böten die Onlineauftritte anspruchsvollere Funktionen wie Onlinekundenbetreuung mit Callcenter-Integration in nennenswerter Zahl. ERP-Lösungen, bei IDC definiert durch die Integration von mindestens zwei Anwendungen in einem Paket, kommen der Untersuchung zufolge derzeit am häufigsten im produzierenden Gewerbe vor; nur vorsichtig zögen die anderen vertikalen Segmente nach. Als relativ breit akzeptiert klassifizieren die Marktforscher kooperationsunterstützende Techniken ("Collaborative Technology"), also vor allem E-Mail-basierte Workflow-Lösungen. Datenbanken und Data Warehouses seien bei gut der Hälfte der befragten Unternehmen im Einsatz; rund 85 Prozent aller IDC-Probanden gaben an, irgendeine Form von Datensicherheitstechnik zu nutzen.

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