IDC: Dritte Plattform der IT

4 Herausforderungen für den CIO 2013

23.01.2013 von Mark Alexander Schulte
Für CIOs steht die Transformation ihrer IT an. Es gelte, sie auf Mobility, Cloud, Big Data und Social Software auszurichten, so Mark Alexander Schulte von IDC in seiner Kolumne.
Mark Alexander Schulte ist Consultant bei IDC in Frankfurt.
Foto: IDC

Die IT-Industrie befindet sich derzeit in einer Phase weitreichender Veränderung, die aus IDC-Sicht in diesem Ausmaß alle 20 bis 25 Jahre stattfindet. Die Jahre 2011 und 2012 markieren den Beginn tiefgreifender Transformationsprozesse der Art und Weise, wie Informationstechnologie im Unternehmen genutzt wird. Wesentliche Einflussfaktoren dieser Entwicklung sind mobile Geräte und Apps, Cloud Services, mobile Breitbandnetze, die Analyse großer Datenmengen (Big Data) und soziale Technologien. Das Wesen der IT wandelt sich derart, dass wir von einer neuen, "dritten Plattform" der IT-Industrie sprechen, die IT-Organisationen grundlegend verändert.

Nachdem die erste Plattform durch Mainframes, Terminals und eine noch geringe Anzahl an Anwendungen und Nutzern gekennzeichnet war, trugen die Einführung des PC, die Verbreitung von LAN/Internet und Client-Server-Umgebungen ab Mitte der 80er Jahre zur Entstehung der zweiten Plattform bei. Seit 2011 ist nun erneut eine tiefgreifende Veränderung zu erkennen, die aus IDC-Sicht die IT-Nutzung in den nächsten Jahren massiv prägen wird. Wir erwarten, dass im Jahr 2020 40 Prozent des Umsatzes und sage und schreibe 98 Prozent des Wachstums der IT-Branche durch Technologien der dritten Plattform generiert werden.

Mobilität an der Spitze, im Kern Cloud

An der Spitze dieser Plattform stehen mobile Applikationen und Geräte, deren Kern in der Cloud liegt. Mobile Breitbandnetze - LTE und darüber hinaus - stellen die entsprechende Verbindung sicher. Zwei wichtige, Mehrwert-generierende Technologien liegen auf diesem Fundament: Big Data Analytics und Soziale Technologien.

CIOs stehen jetzt vor der Frage: In welche Technologien investiere ich mein Budget? Entwickeln wir heute noch eine zweite Plattform, die wir zukünftig tragen müssen, oder investieren wir in neue Technologien? Drehen wir an den kleinen Stellschrauben, um unseren Ansatz der zweiten Plattform noch effizienter zu gestalten? Oder legen wir bereits das Hauptaugenmerk auf eine dritte Plattform-Strategie, die Mobile, Social, Cloud und Big-Data-Technologien vereint?

IDC ist sich sicher, dass die dritte Plattform der wesentliche Treiber für Innovationen und Wachstum in den kommenden 15 Jahren ist. Verfangen Sie sich daher nicht in der Auffrischung eines Business Models, das auf der zweiten Plattform beruht und so ihre IT-Organisation auf einem antiquierten Weg festsetzt - sondern erschließen Sie das Potential dieser Transformation für Ihr Unternehmen. Es geht um nicht weniger, als ihre IT-Organisation in einen strategischen Kontrollpunkt zu heben, der ihrem Unternehmen die bestmögliche Leistungsfähigkeit ermöglicht.

Vier Herausforderungen werden Sie 2013 auf diesem Weg begleiten:

Herausforderung 1: Mobility

Die zunehmende Verbreitung von Smart Mobile Devices trägt dazu bei, Mitarbeitern jederzeit, von jedem Ort aus Zugriff auf geschäftliche Daten, Anwendungen und Tools zu ermöglichen und somit das mobile Arbeiten effizienter zu gestalten. Die Nutzung von mobilen Anwendungen zur Bürokommunikation (E-Mail, Kalender, etc.) ist heute in den meisten Unternehmen bereits eine Selbstverständlichkeit. Wie eine IDC-Untersuchung zeigt, können Mitarbeiter jedoch nur in 58 Prozent der deutschen Unternehmen auf Business-Applikationen wie ERP, CRM oder Office zugreifen - die das Potential von Smartphones oder Tablet-PCs erst erschließen. Der Druck auf IT-Abteilungen, die Unterstützung der mobilen Anwendungslandschaft auszubauen, wird sich 2013 weiter erhöhen.

Häufig stehen die Themen Sicherheit, Complianceund Kontrolle einer umfassenden Mobility-Strategie in Unternehmen entgegen. Mobile-Device-Management-Lösungen können hier zu einer Lösung verhelfen. Neben der Verwaltung der meist heterogenen mobilen Gerätelandschaft umfassen diese häufig Funktionen zur Verbesserung der IT- und Daten-Sicherheit.

Herausforderung 2: Cloud

Eine kürzlich durchgeführte IDC-Studie hat gezeigt: Vier von fünf Unternehmen haben ihren Weg in die Cloud umrissen; ein Drittel dabei als Bestandteil der Unternehmensstrategie. Cloud Computing ist also bereits Realität. In vielen Organisationen wird sich 2013 ein Mix aus herkömmlicher IT-Infrastruktur und verschiedenen Cloud Services etablieren und somit eine heterogene IT-Umgebung entstehen. Dies wird einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung des IT Service Managements haben.

CIOs stehen vor der Herausforderung, eine effiziente Integration der zunehmenden Anzahl Cloud-basierter Services (Public, Private und Hybrid) mit bestehenden internen Systemen und Applikationen sicherzustellen. Ziel dieser Integration muss es sein, Geschäftsanforderungen bestmöglich zu erfüllen, Nutzern einen qualitativ hochwertigen Service entlang des ITIL Lifecycles zu bieten und das Potential von Cloud Services für das Unternehmen optimal zu erschließen. Die Implementierung einer Integrationsstrategie, deren Umsetzung durch effiziente ITSM Tools hinterlegt ist, kann hier einen Beitrag leisten.

Herausforderung 3: Big Data

Die Datenbestände deutscher Unternehmen wachsen rasant. Wie die Ergebnisse einer IDC-Studie zeigen, erwarten mehr als drei Viertel der Verantwortlichen 2013 und 2014 einen jährlichen Datenzuwachs von bis zu 25 Prozent. Das steigende Datenvolumen in den Unternehmen ist dabei insbesondere durch mobile Anwendungen, IT- und TK-Systeme und Cloud-Anwendungen getrieben. CIOs stehen vor der Herausforderung, dem Datenwachstum, der Datenvielfalt und den verschiedenen Datenquellen entgegenzutreten und geschäftlichen Nutzen daraus zu generieren. Hier stehen viele Unternehmen noch am Anfang. 2013 sollte der erste Schritt zur Erschließung des Big-Data-Potentials gegangen werden, der optimaler Weise in einem langfristigen und ganzheitlichen Ansatz steht.

Herausforderung 4: Social

Der Markt für Social Software erfährt ansteigende Dynamik und IDC erwartet auf Anbieterseite eine Zunahme von Akquisitionen - insbesondere durch große Softwareanbieter, die beabsichtigen, ihr Portfolio zu erweitern. CIOs stehen neben der richtigen Partnerauswahl vor der Herausforderung, aus dem teilweise unübersichtlichen und noch unausgereiften Lösungsangebot die passende Software für ihr Unternehmen zu identifizieren. Wichtig ist hierbei, dass die Software auf ihre klare Zielvorstellung ausgerichtet ist, die Sie sich durch Use Cases von Anbieterseite bestätigen lassen. In die Zielformulierung sollte einfließen, Social Software nicht als alleinstehende Lösung zu implementieren, sondern sie mit bestehenden Kommunikationslösungen und Arbeitsabläufen zu integrieren.

An diesen Stellschrauben müssen CIOs 2013 drehen

Die Königsfrage stellt sich zum Schluss: Wie kann ich als CIO den genannten Themen mit meinem begrenzten Budget begegnen? In der Regel ist in herkömmlichen IT-Organisationen von der Formel 80:20 auszugehen - 80 Prozent der Ressourcen werden für den operativen Betrieb der IT aufgewendet und 20 Prozent bleiben für Innovationen. Diese Formel gilt es zu brechen und Sie müssen Wege finden, das Verhältnis zu ändern. Eine - wenn nicht die - wesentliche Stellschraube ist die Ausstattung der operativen IT-Struktur, deren Flexibilität es auf Veränderungen in Ihrem Geschäftsumfeld zu erhöhen gilt.

Cloud Computing ermöglicht dies auf zwei Arten: Zum einen kann der Fokus auf kompaktere und effizientere interne Anlagen (Stichwort konvergente Infrastruktur) gelegt werden und zum anderen können zusätzliche IT-Kapazitäten "as a service" bezogen werden. Dies wird unserer Meinung nach dazu führen, dass der 80-Prozent-Anteil für den IT-Betrieb abnehmen und somit Ressourcen für Technologien der dritten Plattform freigesetzt werden.

Mark Alexander Schulte ist Consultant bei IDC in Frankfurt.