Business-Architekten immer gefragter

6 IT-Jobs mit Zukunft

13.07.2011 von Werner Kurzlechner
Der Enterprise Architect ist passé, nun kommt der Business Architect: Er zählt zur Business-Seite, hat aber die IT im Blick. Wir verraten, wer noch begehrt ist.
Architekten sind gesucht. Sie sollten aber nicht nur IT-Infrastrukturen konstruieren können, sondern Business und IT tief durchdringen.
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Es geht aufwärts in der IT – mittlerweile auch wieder in den USA. Allein 10000 neue Jobs wurden in den Vereinigten Staaten laut offizieller Statistik im Mai vergeben. Und zwei Drittel der Personalchefs kündigten in einer Studie des Internetstellenportals Dice.com an, im zweiten Halbjahr mehr Stellen zu besetzen als in den ersten sechs Monaten des Jahres. Für unsere amerikanische Schwesterpublikation InfoWorld.com Grund genug, sich über die aktuell „heißesten“ IT-Jobprofile Gedanken zu machen. Herausgekommen sind sechs Stellenbeschreibungen, die auch in den kommenden Jahren gefragt sein sollten.

Es handle sich nicht um wissenschaftliche Ergebnisse, auch liege keine größere Umfrage zu Grunde, so Autor Robert Strohmeyer. Stattdessen wurden die Jobs ausgewählt, die nach Einschätzung von Experten dauerhaft geschäftlichen Nutzen bringen und die Zukunft von Unternehmen prägen können.

1. Business-Architekten: Auch in den Vorstandsetagen weiß man mittlerweile, dass IT nicht nur ein integraler Bestandteil jeder Erfolgsgeschichte ist, sondern dass sie ein Unternehmen auf dem Weg zur Erreichung seiner Ziele vorantreibt. Auf dieser Erkenntnis basiert die Schaffung eines neuen Typus: der „Business Architect“, der mehr ist als ein „Enterprise Architect“ und Fortschritte bei der Verschmelzung von technologischen und geschäftlichen Prozessen garantieren soll. „Der Zweck von Business-Architektur ist es, den Zusammenhalt der Fachbereiche zu gewährleisten“, erläutert Alex Cullen, Analyst bei Forrester Research. „Es handelt sich um eine um die geschäftliche Planung herum gebaute Rolle mit der Aufgabe, eine effektivere Nutzung von IT zu ermöglichen.“ Das soll beispielsweise im Vertrieb, im Kundenservice und anderen Schlüsselbereichen geschehen.

Der Enterprise Architect hatte die schlichtere Rolle, die Technologie auf die geschäftlichen Anforderungen hin zu trimmen. Der Business Architect hingegen zählt zur Business-Seite, berichtet direkt an den CEO und gestaltet auf höchster Ebene die Geschäftsstrategie – immer mit IT-Fragen im Hinterkopf. Er benötigt deshalb ein vertieftes Verständnis des Geschäftsmodells und des Workflows in der Firma. In einer Welt, in der Topmanager selbst über cloud-basierte Anwendungen nach Gusto verfügen können, gibt es für den Enterprise-Architekten als großen Implementierer nur noch wenig Ruhm zu ernten. Stattdessen unterstützt der Business-Architekt das Management direkt bei der Auswahl und Nutzung der Tools. Nach Einschätzung Cullens definitiv eine „heiße Rolle im Jahr 2012“. Zur Beruhigung für alle amtierenden Enterprise-Architects: Sie sind prädestiniert dafür, sich weiterzubilden und die neue Rolle zu übernehmen.

2. Data Scientist: Die Goldsucher des digitalen Zeitalters. Während sich die Terabytes an strukturierten und unstrukturierten Daten alle 18 Monate verdoppeln, braucht es Könner, die aus dem unüberschaubaren Datenfluss die wertvollen Körner sieben. Also jene Informationen, die für das Unternehmen nützlich sein könnten – etwa, wenn sie etwas über Vorlieben und Verhalten von Kunden verraten. Und das ist nur eine Aufgabe, die der Data Scientist übernimmt. Er wertet auch Trends aus, um die Firmenwebsite nach den Ansprüchen der Kunden zu optimieren. Innerhalb der IT-Abteilung übernimmt er die forensische Analyse und spürt Sicherheitsbedrohungen auf. Oder er entdeckt Fehler im Storage Cluster.

Mobility überfordert Firmen derzeit

Ein heißes Jobprofil? In jedem Fall, wenn man Norman Nie glaubt, CEO des Anbieters Revolution Analytics: „Die Firmen haben unbegrenzten Bedarf an Leuten mit Fachwissen in der quantitativen Analyse.“ Das Spektrum an geforderten Fähigkeiten ist breit – es reicht von der Datenbereinigung auf niedrigem Niveau bis hin zu hochanspruchsvoller Statistik. Eine Karriere in diesem Bereich anzustreben gleiche einer sehr guten Wette, so InfoWorld.

3. Social Media Architect: Social Media meint nicht länger nur Facebook, Twitter und andere populäre Plattformen. IBM, Jive und Yammer haben längst eine neue, für Unternehmen interessante Welle eingeleitet, indem sie Tools für private und offene Clouds anbieten, die Social Media für Business-Zwecke neu definieren. In diesem Zusammenhang sind IT-Spezialisten gefragt, die mit ihrer Expertise sichere Communities innerhalb des Firmennetzwerks aufbauen und den Dialog zwischen Mitarbeitern und Kunden steuern. „Die Firmen wollen den Nutzen von Social Media ohne das Risiko, ihr Geschäft in die Hände von Facebook und Twitter zu geben“, sagt IDC-Analyst Michael Fauscette.

Insbesondere in großen Unternehmen mit hoher Komplexität braucht es IT-Fachleute, die sich speziell um die Gestaltung einer Infrastruktur kümmern, in der alle Apps aus einer Reihe von Plattformen zusammenspielen können. Es reicht also nicht mehr, die mit Social Media einhergehenden Aufgaben wie bisher in die Hände von Marketingleuten zu legen. Fauscette geht von steigendem Bedarf in den kommenden zwei Jahren aus.

4. Mobile Technology Expert: „Mobilität ist der größte Faktor, der derzeit die IT verändert“, sagt Stewart Tan vom Anbieter Accretive Solutions. Die Palette der Aufgaben in diesem Zusammenhang ist bunt: der Aufbau mobiler Apps, die Gestaltung einer mobilen Strategie und die Sicherung der mobilen Endgeräte. Entsprechend suchen die Firmen derzeit händeringend nach Experten für Mobiltechnologie. Ein unverkennbarer Schrei nach Hilfe, meint InfoWorld. Denn eine präzise Bezeichnung der zu vergebenden Jobs hat sich noch nicht herauskristallisiert. Die Unternehmen benötigen schnell Spezialisten, die ihre drängenden Probleme lösen. Wer sich also mit der Steuerung von BlackBerrys, Androids und iPhones auskennt, hat aktuell beste Karten. Gesucht werden außerdem Leute, die mobile Plattformen für den geschäftlichen Gebrauch auswerten können, firm in der Spezifikation von Endgeräten sind sowie Nutzer und Entwickler im Unternehmen unterstützen können.

5. Enterprise Mobile Developer: Insgesamt suchen die Unternehmen nach Experten, die mobile Apps entwickeln können. „Die Firmen wollen die mobilen Daten sinnvoll nutzen und entsprechende Apps gestalten – und dabei Sicherheit und Compliance garantiert haben“, sagt Alice Hill, Managing Director bei Dice.com. Benötigt werden entsprechende Programmierkenntnisse: Objective-C für das iPhone, Java für Android und Blackberry sowie HTML5 für die mobile Web-Entwicklung. Der Hauptunterschied zur gängigen Anwendungsentwicklung ist der besondere Fokus auf Sicherheit und Compliance.

Auch Rechtskenntnisse von Vorteil

In der Wolke die richtigen Wege finden: Cloud Computing braucht eigene Spezialisten.
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6. Cloud Architect: Auch der Trend des Cloud Computing schafft neue Möglichkeiten für IT-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt. „Es gibt ein starkes Momentum hin zur Cloud-Integration“, stellt Ron Gula fest, CEO von Tenable Network Security. „Gesucht werden Leute sein, die die Architektur unter dem Blickwinkel der Einfachheit identifizieren können.“ Fraglos sind die Chancen umso größer, je vertiefter die Kenntnisse über virtualisierte Netzwerke und Management sind. Ein wertvoller Pluspunkt ist es, erklären zu können, inwieweit die private Cloud Transparenz bei den IT-Kosten schafft. Des Weiteren steht die Option offen, sich stärker auf Public-Cloud-Dienstleistungen zu spezialisieren. Eine Frage des Geschmacks offensichtlich: „Wer in die Nuancen der Service Level Agreements eintaucht, entwickelt sich vom IT-Menschen zum Anwalt“, witzelt Gula.

Letztes Ziel sei ohnehin die Mischform einer Hybrid Cloud. Cloud-Architekten müssten dann gemeinsam mit dem Management entscheiden, welche Cloud-Dienste intern und welche auf Basis von Pay-per-Use laufen sollten. Zum Aufgabenfeld des Cloud Architect zählt in jedem Fall das Entziffern von Lizenzvereinbarungen, um die Aufrichtigkeit eines Providers einschätzen zu können. Derartige Skills seien erfolgskritisch für das Risikomanagement – ein weiteres Wachstumsfeld, so Alice Hill.

Diese sechs Profile sind laut InfoWorld nur eine Auswahl dessen, was IT-Profis in naher Zukunft an Jobs sehen werden. Der Trend geht insgesamt in jedem Fall zur stärkeren Spezialisierung. „Die IT-Rollen werden heute immer feiner unterschieden“, sagt Alice Hill.