Marktprognose von Experton

Cloud-Trends in Deutschland bis 2017

19.02.2013 von Bettina Dobe
Noch liegen die Ausgaben für Cloud Computing bei mageren 5 Prozent der IT-Budgets. Bis 2017 sollen sie laut Experton 15 bis 17 Prozent der IT-Ausgaben steigen.
In Deutschland geben Firmen immer mehr für Cloud Computing aus, rechnet die Experton Group vor.
Foto: Experton Group

Dass Services aus der Cloud billiger sind als herkömmliche IT spricht sich in Deutschland nur langsam herum. Der Start für die Technologien aus der Wolke war hierzulande eher zäh. "Der deutsche Markt hinkt den Märkten, besonders denen in USA und Großbritannien, hinterher", sagt Steve Janata, Analyst bei der Experton Group. Aber endlich geht es auch in Deutschland aufwärts: 2013 werden deutsche Unternehmen etwa fünf Prozent ihrer IT-Ausgaben in Cloud Computing stecken, glauben die Analysten von Experton.

Die Analysten haben sich ihre Projektenoch einmal genauer angesehen und ihre Marktprognose auf den neuesten Stand gebracht. Und sie haben herausgefunden: DerTrend hin zur Wolke wird sich noch weiter verstärken. An der Cloud käme man einfach nicht mehr vorbei. "Bis 2017 werden wir bei etwa 15 bis 17 Prozent der IT-Ausgaben sein", sagt Janata.

Das Wachstum wird sich noch weiter beschleunigen: "So wird der Markt für Cloud Computing in Deutschland auch in 2014 mit über 50 Prozent wachsen", schreiben die Analysten. Dieses Wachstum ist natürlich nicht unbegrenzt. Denn nicht alle Anwendungen können in die Cloud abwandern - zumindest jetzt noch nicht. "Aber sag niemals nie", glaubt Janata. In ein paar Jahren könnte das schon wieder ganz anders aussehen. Aber bis jetzt sind die Wachstumsraten in den einzelnen Segmenten höchst unterschiedlich.

SaaS-basierte E-Mail- und Collaborations-Angebote

Experton-Analyst Steve Janata geht davon aus, dass in Deutschland die Cloud noch einen langen Atem braucht.
Foto: Experton Group

Chancen sieht die Experton Group vor allem bei den Anwendungen, die näher am Kunden ausgerichtet sind, wie zum Beispiel CRM oder Social Media Anwendungen. "Hier ist schon sehr viel standardisiert und oft handelt es sich ohnehin um Neueinführungen", sagt Janata, da falle vielen ein Wechsel leichter. Besonders boomen auch die auf SaaS-basierten E-Mail- und Collaborations-Angebote von Firmen. Die Ausgaben werden, so die Experton-Group von 313 Millionen Euro auf etwa 2,2 Milliarden Euro im Jahr 2017 ansteigen. Dahinter stecken auch die Anbieter, die die Technologie auf den Markt pushen. "Das ist für sie eines der Trendthemen"; stellt Janata fest. Aber noch anderes ist im Kommen.

Angetrieben wird die Veränderung auf Anbieter-Seite, die Experton Group spricht hier von einem langfristigen Umbruch. "Und die Anwender werden dann aus Kostengründen nachziehen", sagt Janata. Cloud-basierte Anwendungen seien besonders für kleinere Unternehmen oft die bessere Wahl. "Dass jedes Unternehmen seine eigene IT-Infrastruktur betreibt, das macht doch langfristig keinen Sinn", sagt Janata. Besonders kleine Unternehmen würden schneller in die Cloud überwechseln, die größeren bleiben noch in den alten Modellen.

Cloud-bezogene Virtualisierung boomt

Ebenfalls gepusht würde die Cloud-bezogene Virtualisierung. "Auf der Technologieseite sehen wir ganz klar, dass das Thema Netzwerkvirtualisierung als nächstes auf der Agenda der IT-Entscheider steht", sagt Janata. "Wir glauben, dass das ganz massiv in Bewegung kommt." Ab 2015, so rechnet die Experton Group steigen die IT-Ausgaben in Deutschland hier stark an: Von rund 210 Millionen Euro auf 391 Millionen Euro in nur zwei Jahre. Wie Bezahlmodelle für die Anwender dann im Einzelnen aussehen, sei zwar noch nicht abzusehen. Aber dass es den Bedarf gebe, das sei klar.

Die Anteile der verschiedenen Technologien am deutschen Markt im Überblick.
Foto: Experton Group

Anders als zu Anfang prognostiziert, wird der Markt für SaaS ERP nur langsam wachsen. "Aber Kernprozesse wie ERP im SaaS-Modus werden nur sehr zögerlich und nur von sehr kleinen Unternehmen angenommen", sagt Janata. Dieses Jahr würden wahrscheinlich nur 35 Millionen Euro investiert, glaubt er. In fünf Jahren hätte sich das zwar schon auf 280 Millionen vervielfacht, aber der Anteil bleibt definitiv gering. "Anders sieht es aber mit einem individuellen ERP aus, das Cloud-Infrastruktur betrieben wird", sagt Janata. "Das ist heute schon Usus."

Die neue Generation will in die Wolke

Natürlich müssten die Unternehmen erst einmal lernen, damit umzugehen. Gerade ältere Manager verschließen sich den neuen Angeboten aus Datenschutzgründen, glaubt Janata. Wenn einmal die heute jüngeren Absolventen in Managerpositionen seien, dann würde der Widerstand wohl geringer sein. Besonders Mittelständler würden sich anfangs schwer tun, sich auf Wolken-basierte Services einzulassen. Schließlich hat jede Firma das eigene System, passgenau für sich ausgesucht. Aber niedrigere Kosten werden wahrscheinlich den Ausschlag geben.

Bis jetzt macht der deutsche Markt für Cloud Computing nur einen kleinen Teil aus. Er vergleicht den Umbau zu einer Cloud basierten IT mit einem Marathonlauf. "Und wir sind gerade erst bei Kilometer Fünf." Bis ein Sättigungsgrad erreicht ist, wird es noch dauern. "Die Transformation hat gerade erst begonnen."