Die Nachfrage steigt, aber das Angebot ist dünn

ERP: Letzte Bastion gegen SaaS

16.08.2007 von Werner Kurzlechner
Software as a Service (SaaS) brummt in verschiedenen Geschäftsfeldern mächtig. Schon vor einem Jahr setzten 83 Prozent der Unternehmen auf die Mietlösung im Customer Relationship Management (CRM), fast 60 Prozent bei Sourcing and Procurement, mehr als die Hälfte beim Supply Chain Management (SCM). Nur eine Bastion ist laut Aberdeen noch nicht geschleift: das Enterprise Resource Planning (ERP).
Ein Drittel der Anwender kann sich ERP auf Mietbasis vorstellen.

In verschiedenen Feldern im ERP-Umkreis nutzen die CIOs bereits die Vorzüge von SaaS: beschleunigter Return-on-Investment, automatische Verbesserungen, schnellere Problemlösungen, geringeres Risiko. Die Philosophie der IT-Entscheider: Mit Hilfe von SaaS Freiräume für die eigene Abteilung schaffen, die sich auf die strategisch verheißungsvollsten Gebiete konzentrieren kann.

Bei CRM und SCM haben sich On-Demand-Lösungen also schon durchgesetzt, beim Product Lifecycle Management (PLM) mit 45 Prozent genauso. Anders beim ERP: Schon im Januar fand Aberdeen heraus, dass nur zehn Prozent der Firmen diese Option ernsthaft erwägen.

Jetzt beobachten die Analysten Anzeichen für einen Umschwung. Der Erfolg in den genannten anderen Bereichen beginne, "ursprüngliche Skepsis in vorsichtiges Abwägen" zu verwandeln.

Die Nachfrage zieht nach Einschätzung von Aberdeen an. Aber das Angebot hält immer noch nicht Schritt.

In der Fertigungsbranche denken zwar 71 Prozent darüber nach, für den ERP-Einsatz eine Lizenz zu erwerben. Ein Drittel der Firmen kann sich aber auch eine SaaS-Lösung vorstellen. Zur Überraschung der Analysten gilt das unabhängig von der Unternehmensgröße.

29 Prozent der großen Firmen denken über SaaS nach

Genau 33 Prozent der kleinen Betriebe erachten On-Demand auch im ERP-Bereich als attraktiv. Die Vorteile liegen für Aberdeen auf der Hand: Auf dem SaaS-Weg gelangen die Firmen schneller zum ERP, und zwar ohne selbst eine große IT-Abteilung zu benötigen. Ohne großes Risiko können sie den eingeschlagenen Pfad auch wieder verlassen, wenn er nicht zum Ziel führt. Außerdem müssen die kleinen Unternehmen mit SaaS keine komplexen Beziehungen mit einer Vielzahl von Spezialisten eingehen.

Auch 29 Prozent der großen Unternehmen können sich eine ERP-Strategie auf SaaS-Grundlage vorstellen, wenngleich noch einige mehr über ein anderes Modell nachdenken: ein ERP, dass von einem unabhängigen Partner betreut wird. Der Vorteil ist in beiden Fällen gleich: Weil ERP-Funktionalitäten immer mehr standardisiert werden, lohnt es sich nicht, eigene IT-Ressourcen darauf zu verwenden.

Auf der Angebotsseite sieht es indes immer noch dünn aus. Aberdeen listet einige Optionen auf und merkt an, dass man wahrscheinlich von den meisten noch nie gehört habe: Plexus Systems - ein reiner SaaS-Anbieter mit ausgeprägten Funktionalitäten für das produzierende Gewerbe; Glovia Services - ebenfalls ein reiner SaaS-Anbieter; Netsuite - ein Spezialist für den Office-Bereich; Everest Software - bietet ein "Business Operating System" sowohl auf On-Demand- als auch auf Lizenz-Basis an; Intact - ein Spezialist für On-Demand-Finanz-Anwendungen für kleine und mittlere Betriebe.

Für 2008 habe außerdem SAP eine Anwendung auf On-Demand-Basis angekündigt, schreibt Aberdeen. Hosting-Lösungen haben daneben noch einige der großen Anbieter im virtuellen Schaufenster: neben SAP auch EDS, Oracle, Lawson und IBM (eine Kooperation der beiden), Infor Solution Hosting und QAD.

Aberdeen empfiehlt den Anwendern, ihre Präferenzen den Anbietern mitzuteilen. Denn die gingen davon aus, dass ihre Kunden mit dem Geldbeutel abstimmen.

Aberdeen fasst in der Kurzanalyse "ERP: The Last Bastion of Resistance to Software as a Service“ Daten verschiedener eigener Studien zusammen.