Uralte Software im Mittelstand

ERP-Lösungen wie aus dem Museum

31.03.2008 von Alexander Galdy
Bei fast jedem dritten mittelständischen Unternehmen sind die Lösungen für Enterprise Resource Planning (ERP) älter als zehn Jahre. Das geht aus einer Studie des Marktforschers Raad Research hervor. Demnach sind nur die wenigsten Firmen immer up to date.
Meistens wird nur ein technisches Upgrade durchgeführt. Neue Funktionalitäten werden eher stiefmütterlich behandelt.

Jedes zweite System ist bereits länger als fünf Jahre im Einsatz. Nur jedes zehnte wurde in den vergangenen zwei Jahren eingeführt oder ausgetauscht. Auch wenn Unternehmen ihre Lösungen regelmäßig updaten, ist die Systemarchitektur bei mehr als der Hälfte der Anwender veraltet. Das führt zu Problemen bei der Wartung, der Administration und der Nutzerakzeptanz. Die Folgen sind Wettbewerbsnachteile.

Während für IT-Verantwortliche der großen Konzerne mehr und mehr die Manager-Tätigkeit auf strategischer Ebene in den Vordergrund rückt, bleibt beim Mittelstand alles beim Alten. Noch ist die IT hier nicht Treiber für Innovationen, sondern eher Getriebene des Business und meist nur gering in strategische Entwicklungen eingebunden.

Modernisierungen geplant

Der Mittelstand will aber modernisieren. Unternehmen, die nicht Kunden von SAP sind, haben erhebliche Investitionen geplant. Über ein Drittel der Befragten hat mindestens ein Modernisierungs-, Ablöse- oder Erweiterungsprojekt am Laufen. Etwas mehr als die Hälfte hat diese Projekte bereits fest budgetiert und wird diese voraussichtlich zeitnah umsetzen. Am aktivsten sind hier Firmen aus den Sparten E-Commerce und Hightech sowie Medien, Verlag und Telkos.

Die meisten Investitionen sind bei Branchenlösungen bereits fest eingeplant und budgetiert.

Investitionen erfolgen momentan vor allem in den Bereichen Migration, Modernisierung oder Ablösungen bestehender ERP-Systeme und Erweiterung von Funktionalitäten. Diese finden in erster Linie in branchenspezifischen Segmenten wie Archivierung oder Dokumentation im Gesundheitswesen oder in Bereichen wie Customer Relationship Management und Business Intelligence statt.

Standard-Software im Einsatz

Der Einsatz von Standard-Software ist auch im Mittelstand ausgeprägt. Dabei hat in der Vergangenheit meist eine Vielzahl von kleineren Anbietern Erfolg gehabt. Mit zunehmender Konsolidierung und der Entdeckung des Mittelstands durch die großen Anbieter stellt sich die Frage, auf welchen Hersteller die Unternehmen bei ihren Standard-Applikationen vertrauen.

Noch hält fast ein Drittel der mittelständischen Unternehmen SAP für den eigenen Betrieb für ungeeignet.

Rund ein Drittel der CIOs mittelständischer Unternehmen, die keine SAP-Lösung im Einsatz haben, können sich sehr wohl die Nutzung eines Angebots von SAP vorstellen. Allerdings halten viele dies für zu teuer.

Firmen haben die Vorteile von standardisierten Lösungen erkannt und ersetzen ihre bisherigen "Best of Breed"-Systme immer häufiger durch Standardlösungen. Dabei ist fast die Hälfte der Befragten der Auffassung, dass die Lösungen von SAP auch für die eigene Branche geeignet wären. Unabhängig von der Entwicklung bei SAP sind die Gewinner im Mittelstand Microsoft und Infor. Unter den Top-Fünf der Anbieter finden sich Soft-M, Sage und Datev.

Für die Studie "IT-Markt Deutschland 2008" befragte Raad Research mehr als 2.000 IT-Entscheider aus mittelständischen Unternehmen.