Alibaba, Amazon, Google, IBM und Microsoft zeigen Interesse

Gaia-X macht die nächsten Schritte

03.06.2020
Gaia-X soll inhaltlich und organisatorisch erweitert werden. Dazu wollen 22 Unternehmen aus Deutschland und Frankreich eine internationale, nicht-gewinnorientierte Organisation nach belgischem Recht gründen.

Gaia-X war im Oktober 2019 auf dem Digital-Gipfel der Öffentlichkeit vorgestellt worden. In ersten Überlegungen ging es darum, in Europa nicht alternativlos auf die großen IT-Konzerne aus den USA und China angewiesen zu sein. Dafür soll ein Konzept für eine souveräne und vertrauenswürdige europäische Dateninfrastruktur erarbeitet werden, für die bestehende europäische Angebote über Open-Source-Anwendungen und offene Standards miteinander vernetzt werden.

Die ersten Reaktionen aus den USA fielen ablehnend aus. Doch inzwischen versuchen die IT-Riesen Microsoft, Amazon, IBM, Google, Alibaba und andere Konzerne nun, mit ihren riesigen Server-Farmen, den so genannten Hyperscalern, aber auch mit ihren Software-Produkten und Dienstleistungen Teil des Gaia-X-Netzwerks zu werden.

Microsoft-Präsident Brad Smith lobt Gaia-X

So lobte Microsoft-Präsident Brad Smith zuletzt Gaia-X als "durchdachten Vorschlag". Microsoft wolle hier nicht nur in einer Beobachterposition bleiben. "Der Vorschlag besagt, dass Unternehmen aus verschiedenen Ländern an Gaia-X teilnehmen können, solange sie objektive Standards für den Datenschutz und die Nutzung der Daten erfüllen", sagte Smith damals der dpa.

Gaia-X: Konzept einer souveränen Dateninfrastruktur für Deutschland.
Foto: BMWi

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, die Resonanz auf das Projekt sei seit der Präsentation im vergangenen Herbst sehr groß: "Aktuell sind rund 300 Unternehmen und Organisationen eingebunden, vom Startup über den Mittelständler bis hin zum Großkonzern."

Darüber hinaus beteiligten sich wissenschaftliche Institutionen und Verbände aus Europa (neben Frankreich auch Länder wie Spanien, Schweden, Finnland, Österreich, Niederlande, Luxemburg, Estland und Portugal) sowie aus Japan und den USA. In den über zwanzig Arbeitsgruppen werde an der technologischen Umsetzung gearbeitet. Dem Vernehmen nach ist in den Arbeitsgruppen besonders Amazon aktiv. Amazon ist mit seiner Produktfamilie AWS der weltgrößte Hyperscaler.

SAP-Kritik an Gaia X

SAP-CEO Christian Klein hatte Ende Januar das langfristige Ziel des vor allem von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorangetriebenen europäischen Cloud-Netzwerks Gaia-X zwar grundsätzlich gut geheißen, aber gegenüber der dpa bemängelt, dass es noch zu viele offene Fragen gebe.

Die prinzipielle Idee der Initiative, Daten in Europa nach hiesigen Datenschutzstandards zu sichern, sei gut. "Aber genau das ist heute schon möglich. Viele große Unternehmen haben heute schon mächtige Rechenzentren in Europa und in Deutschland, wo genau das gemacht wird", betonte Klein damals. Die von Klein damals ebenfalls aufgeworfene Frage nach der Wirtschaftlichkeit wird jetzt durch die geplante Gemeinnützigkeit teilweise beantwortet. (dpa/rs/pma)