Wie Absolventen ihren Arbeitgeber auswählen

Google und L’Oréal sind Europas Top-Arbeitgeber

02.02.2009 von Karsten Langer
Google ist der beliebteste Arbeitgeber angehender Ingenieure in Europa, BWLer zieht es zu L'Oréal. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Trendence-Instituts. BMW steht weiter hoch im Kurs, wogegen Porsche und Adidas in der Gunst verloren. Bosch verbesserte hingegen sein Ansehen stark.

Die Top-Platzierung von Google beweist: Es spricht sich schnell herum, wenn ein Konzern seinen Angestellten beste Karriere- und Einkommensperspektiven bietet. Das ist nur ein Ergebnis der Studie des Berliner Trendence-Instituts. Außerdem belegt die Erhebung: Angehende Ingenieure und BWLer in Europa planen ihre Karriere längst über Ländergrenzen hinaus. Ihre Lieblingsarbeitgeber kommen aus den USA, dann folgen Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden.

Unter den Top-50-Platzierungen sind vor allem bei den BWLern US-Unternehmen beliebt. Die Mehrheit aller Konzerne, die hauptsächlich aus der Banken-, Versicherungs- und Beraterbranche kommen, stammen aus den Vereinigten Staaten. Dazu gehören die Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers, Ernst & Young und Deloitte, die Berater McKinsey, Accenture und BCG sowie die Banken Goldman Sachs, J. P.Morgan und Morgan Stanley. Bei den angehenden Ingenieuren ist der Hang zu US-Unternehmen auch vorhanden, wenn auch nicht so stark ausgeprägt.

Lieblingsarbeitgeber bei den BWLern ist wie im vergangenen Jahr der französische Kosmetikkonzern L'Oréal. Auf Platz zwei folgen die Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers, dann Apple, auf Platz vier Ernst & Young und auf Rang fünf schließlich Coca-Cola. Auf Platz sechs findet sich mit BMW der erste deutsche Konzern, die Münchener Autobauer konnten sich in diesem Jahr um zwei Plätze verbessern.

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Bis auf den Aufsteiger Google (Platz acht) hat sich aber unter den Top Ten der BWLer im Vergleich zum Vorjahr nicht viel geändert. Adidas ist im aktuellen Ranking vom fünften auf den zehnten Platz abgerutscht, Microsoft rangiert auf Position 14 und ist damit nicht mehr in den Top Ten vertreten. Porsche befindet sich wie im vergangenen Jahr auf Rang 16, die Deutsche Bank hat sechs Plätze gutgemacht und sich auf Platz zwölf positioniert. Mit Volkswagen, Allianz, Siemens und Lufthansa befinden sich vier weitere deutsche Unternehmen unter den Top 50.

Bei den Ingenieuren sind deutsche Konzerne beliebter als bei den BWLern. Mit BMW, Siemens und Porsche befinden sich drei Unternehmen unter den Top Ten des Trendence-Rankings. BMW hat sich um zwei Plätze verschlechtert und belegt hinter Apple Platz fünf. Siemens rückte im Vergleich zum Vorjahr eine Position auf und belegt nun Rang acht. Porsche rutsche von Platz sieben auf Platz zehn ab. Volkswagen belegt wie im vergangenen Jahr Rang zwölf, Bosch sprang vom 46. Rang in 2007 auf den 15. in 2008 und ist damit unter den deutschen Firmen der Aufsteiger des Jahres. Mit Daimler, SAP und Bayer sind drei weitere deutsche Unternehmen in den Top-50-Arbeitgebern der Ingenieure vertreten.

BMW, Porsche, Volkswagen und Daimler - die deutschen Autobauer sind im europäischen Arbeitgeber-Ranking der Ingenieure seit Jahren vertreten. Diese Präferenzen schlagen sich auch in den bevorzugten Branchen der deutschen Ingenieure wider. Über 30 Prozent aller hiesigen angehenden Ingenieure wollen in der Autoindustrie arbeiten, nur der Bereich Elektrotechnik ist mit 33 Prozent noch beliebter. Es folgen in Deutschland auf Platz drei die Sparte Informatik (20,2 Prozent), auf Platz vier Maschinenbau (18,2 Prozent) und dann lange nichts mehr.

Konsumgüter-Branche attraktiv für BWL-Absolventen

Das große Interesse am Auto wird europaweit durchaus nicht geteilt. So wollen in Norwegen nur 6,6 Prozent aller angehenden Ingenieure im Automobilbereich arbeiten, dafür aber 14,7 Prozent in der Chemiebranche und 58,1 Prozent in der Elektrotechnik. Kein Interesse herrscht europaweit am Medienbereich und am öffentlichen Sektor, wenig Interesse am Logistiksektor und der Telekommunikation. Nur die französischen Ingenieure in spe begeistern sich für die Verteidigungssparte (17,1 Prozent), die Kollegen aus den Niederlanden sind europaweit diejenigen, die sich für den Beratersektor erwärmen können (15,5 Prozent).

Ganz andere Vorlieben haben die künftigen Betriebswirte. Was alle eint: Die europäische Mehrheit will im Bereich Konsumgüter arbeiten - 57,6 Prozent der Finnen, 51,3 der Franzosen, 41,5 Prozent der Deutschen und noch immerhin 25,7 Prozent aller Slowaken, deren Interesse an dieser Branche europaweit am geringsten ist. Unbeliebt bei den angehenden BWLern sind die Branchen Chemie, Pharma, Medien und das Versicherungswesen, in den anderen Industriezweigen sind die nationalen Interessen sehr verschieden.

Die eher unpopuläre Beraterbranche und der Energiesektor sind bei den Norwegern beliebt, 20,2 Prozent aller Finnen suchen ihr Glück im Bereich Elektrotechnik. Ein Viertel aller Schweizer und Briten will am liebsten bei einer Investmentbank arbeiten, und überdurchschnittlich viele Dänen (15,1 Prozent) und Slowaken (17,9 Prozent) wünschen sich einen Job im Bereich Informatik. Die Bankbranche ist bei den Spaniern (36 Prozent), Portugiesen (20 Prozent) und Franzosen (16 Prozent) besonders beliebt, Behörden bei den Norwegern (25,5 Prozent), den Dänen (23,1 Prozent) und den Deutschen (15,9 Prozent).

Bei der Entscheidung für ihren ersten Arbeitgeber ähneln sich europaweit die Auswahlkriterien angehender Ingenieure und BWLer. Sehr wichtig sind ihnen hausinterne Fortbildungsmöglichkeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Ballance bei gleichzeitig anspruchsvoller Position. Ingenieure schätzen darüber hinaus Jobsicherheit und die Möglichkeit, im Unternehmen ihre Promotion absolvieren zu können. Als weniger wichtig wurde ein hohes Einstiegsgehalt und ein kontinuierlich steigendes Einkommen bewertet.

Dänen mit höchsten Gehaltsansprüchen

Erstaunlich ist, wie unterschiedlich die Erwartungen an das durchschnittliche Jahresgehalt von angehenden Ingenieuren und Betriebswirten europaweit sind. Im Schnitt erwarten die angehenden Ingenieure ein Jahresgehalt von 29.606 Euro, die künftigen BWLer 28.191 Euro. Damit liegen die Gehaltsvorstellungen nur geringfügig über denen des Vorjahres.

Die höchsten Erwartungen haben wie in 2007 die Dänen. Angehende Ingenieure rechnen mit einem Jahreseinkommen in 53.958 Euro, die Kollegen aus den Wirtschaftswissenschaften erwarten 50.389 Euro. Auch die skandinavischen Nachbarn aus Norwegen haben recht hohe Ansprüche: Mit einem jährlichen Einstiegsgehalt von 49.866 Euro rechnen die Ingenieure, die BWLer halten 48.281 Euro pro Jahr für ein angemessenes Salär. Auf Platz drei folgen die Deutschen: Zukünftige Ingenieure erwarten 43.255 Euro, Betriebswirte 42.594 Euro. Bescheiden nehmen sich dagegen die Gehaltsvorstellungen in Ungarn, Polen, der Slowakei und Tschechien aus: Angehende Ingenieure sind mit einem Einstiegsgehalt zwischen gut 11.000 und 13.000 Euro zufrieden, angehende BWLer erwarten ein Salär von gut 10.000 bis 12.000 Euro pro Jahr.

Deutliche, wenn auch nicht so krasse Unterschiede gibt es auch bei der erwarteten wöchentlichen Arbeitszeit. Europaweit rechnen angehende Ingenieure mit einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 43 Stunden pro Woche, angehende Betriebswirtschaftler mit 45 Stunden. Mit der geringsten Belastung rechnen künftige Ingenieure aus Spanien und Italien, sie erwarten 40 bis 41 Stunden.

Österreicher und Slowaken dagegen kalkulieren mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 46 bis 47 Stunden. Angehende BWLer aus Schweden, Österreich, der Slowakei, Frankreich, der Schweiz, Dänemark, Norwegen, Großbritannien und Deutschland gehen davon aus, mehr als 45 Stunden pro Woche zu arbeiten. Angehende Ingenieure aus Deutschland rechnen mit einer Wochenarbeitszeit von 44 Stunden, BWLer mit 48 Stunden.

Für den Traumjob in die weite Welt

Mobilität ist unterdessen eines der Standardmerkmale angehender Ingenieure und BWLer in Europa. Während hierzulande ständig kritisiert wird, dass Absolventen nicht mobil genug sind, zeichnet die Trendence-Studie ein ganz anderes Bild. Im Durchschnitt 45,3 Prozent aller angehenden europäischen Ingenieure würden für ihren Traumjob in die weite Welt gehen, 20,1 Prozent fühlen sich in den Grenzen Europas heimisch, 18,5 Prozent wollen in ihrem Heimatland verbleiben und nur 16,2 Prozent in ihrer Heimatregion.

Ähnlich das Bild bei den angehenden BWLern in Europa: Durchschnittlich 47,8 Prozent sind polyglott, 20,4 Prozent möchten in Europa bleiben, 16,6 Prozent in ihrem Heimatland und 15,2 Prozent auf ihrer Scholle. Trotzdem gibt es nationale Unterschiede: Unter den BWLen wollen vor allem die Franzosen (69,5 Prozent) und die Schweden (63,4 Prozent) weit weg, den Ungarn, Tschechen und Slowaken reicht Europa, und die Norweger, Polen und Spanier fühlen sich in ihrer Heimatregion am wohlsten.

Unter den angehenden Ingenieuren zieht es Schweizer, Schweden, Briten, Iren, Franzosen und Österreicher gleichermaßen in die weite Welt, Griechen, Ungarn und Slowaken fühlen sich in den Grenzen Europas wohl. Besonders heimattreu sind Finnen, Polen und Tschechen, ausgesprochen ortstreu sind Niederländer und Norweger.

Angehende Ingenieure und BWLer aus Deutschland sind annähernd so mobil wie der europäische Durchschnitt: Unter den Ingenieuren wollen 45,2 in die weite Welt, 18,9 Prozent fühlen sich in Europa wohl, 23,9 Prozent in ihrem Heimatland und 13 Prozent in ihrer Heimatregion. 49,8 Prozent der angehenden deutschen BWLer suchen ihren Traumjob international, 20,3 Prozent in Europa, 19,7 Prozent im Heimatland und 10,2 Prozent zu Hause.